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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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Vasen voller Blumen standen auf dem Tisch. Fein geknüpfte Seidenteppiche bedeckten den Boden.
    Vallon setzte sich und zupfte sich eine Weintraube ab. Caitlins berauschendes Parfum stieg ihm in die Nase.
    «Ich habe so viele Gerüchte gehört. Eine meiner Dienerinnen behauptet, der Emir hätte dir einen hohen Posten in seiner Armee angeboten.»
    Vallon steckte die Traube in den Mund. «Das stimmt. Hauptmann über eine Hundertschaft, zusammen mit Land und einem Haus in Konya, wo mir jeden Abend bei Sonnenuntergang Trompeter ein Ständchen bringen.»
    Sie sah ihn unsicher an und nahm seine Hand. «Das ist wunderbar. Ich habe gehört, dass Konya eine sehr schöne Stadt ist, überall stehen Paläste.»
    «Ich habe abgelehnt.»
    Ihre grünen Augen weiteten sich. «Warum?»
    «Suleiman ist Türke. Ich bin Christ. Früher oder später kommt es zum Glaubenskrieg, und ich will nicht für ihn gegen Männer kämpfen, die unter dem Kreuzesbanner in die Schlacht ziehen.»
    Caitlin ließ seine Hand los. «Also willst du immer noch in die kaiserliche Garde eintreten?»
    Vallon hatte es satt, gefragt zu werden, was er tun wollte. Er hatte das gesamte vergangene Jahr damit verbracht, etwas
zu tun
. Was er wollte, waren Zeit und Gelegenheit zum Nachdenken. Er nahm eine Orange, drehte sie in den Händen, und legte sie zurück.
    «Ich bin nicht gekommen, um über meine Pläne zu reden.»
    «
Unsere
Pläne. Ganz gleich, wohin du gehst, ich komme mit.»
    «Vermutlich werde ich im Ausland eingesetzt. Möglicherweise würden wir uns jahrelang nicht sehen.»
    «Ich kann warten.»
    Nun griff Vallon nach ihrer Hand. «Du hast mir erzählt, eine Hexe hätte dir prophezeit, dass ein ausländischer Prinz dein Herz stehlen würde. Ich bin kein Prinz. Suleiman hingegen schon. Die Juwelen, die du trägst, kommen von ihm, nicht von mir.»
    Caitlin drückte seine Hand an ihren Mund. «Ich will Suleiman nicht. Ich will dich.»
    «Wenn du mit mir kommst, hast du Jahre der Einsamkeit und Ungewissheit vor dir. Wenn du hierbleibst und Suleimans Frau wirst …»
    Caitlin gab ihm eine Ohrfeige und sprang auf. «Bezahlt er dich dafür, dass du dich als Kuppler betätigst?»
    «Caitlin …»
    Sie traktierte ihn mit ihren Fäusten, bis er ihre Handgelenke zu fassen bekam. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel auf dem Diwan auf ihn, und im nächsten Augenblick küssten sie sich.
    Nach einiger Zeit löste Caitlin ihre Lippen von seinen. «Ich liebe dich. Wie viele Beweise brauchst du noch?»
    «Hör mich bis zum Ende an. Wenn du Suleimans Frau wirst …»
    «Eine von zwölf.»
    «Und die schönste. Dein Sohn könnte eines Tages Emir werden, vielleicht sogar Sultan.»
    Caitlin überlief ein Schauer. «Ich bin keine Zuchtstute. Ich will einen Ehemann, der mich so hoch schätzt wie ich ihn. Ich weiß, dass du dieser Mann bist.»
    «Suleiman hat mir fünf Pfund Gold angeboten, wenn ich dich hierlasse.»
    Caitlin erblasste. «Fünf Pfund Gold?»
    «Genug, um ein großes und ertragreiches Landgut zu kaufen. Ich habe das Angebot abgelehnt. Du selbst sollst die Entscheidung haben.»
    «Ich habe mich schon entschieden.»
    Vallon sah ihr in die Augen. «Morgen reiten Hero und ich allein weg. Nein, hör mich an. Wir haben noch eine letzte Angelegenheit zu erledigen. Wenn wir Erfolg haben, könnte uns das reicher machen, als ich es durch Suleimans Gold geworden wäre.»
    «Und was ist das für eine Angelegenheit? Sag es mir.»
    «Das kann ich nicht. Wenn wir finden, was wir suchen, komme ich übermorgen zurück. Ich verspreche es.»
    «Bis dahin bin ich in Konya.»
    «Dann finde ich dich in Konya.»
    «Wenn ihr erst einmal verschwunden seid, versteckt mich der Emir vielleicht. Lass mich mitkommen.»
    «Nein, das ist zu gefährlich.» Er stand auf.
    «Und was wird, wenn ihr nicht findet, was ihr sucht?»
    Er war schon auf dem Weg hinaus. «Denk während unserer Abwesenheit noch einmal darüber nach, was für deine Zukunft am besten ist.»
    Ihre Seidengewänder raschelten, als sie sich erhob. «Geh nicht.»
    «Ich glaube, es wäre besser, wenn ich ginge.»
    Eine Orange zischte an seinem Kopf vorbei. «Ist das auch ein Befehl des Emirs?»
    Vallon blieb stehen. «Bei unserer ersten Audienz habe ich ihm erzählt, wir beide wären ein Liebespaar. Das habe ich getan, um dich zu schützen. Er weiß, dass es eine Lüge war. Deine Dienerinnen spionieren dich aus.»
    «Dann bleib hier und mach eine Wahrheit daraus.»
    Er drehte sich um. Eine Träne schimmerte an Caitlins Wimpern.

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