Der Thron der Welt
tauchte als schwacher, rötlicher Abglanz auf der Hochebene auf.
«Und was ist mit dir?», sagte Drogo. «Das Geld ist weg, und du stehst mit leeren Händen da.»
«Da wäre ich nicht so sicher.»
«Du meinst Caitlin.»
«Ich begleite sie bis zur Hauptstadt, wenn sie es möchte.»
«Du wirst feststellen, dass sich ihre Zuneigung abgekühlt hat, jetzt, wo du mittellos bist. Wenn du bei der Warägergarde anmusterst, wirst du vermutlich auf irgendeinen gottverlassenen Posten in Griechenland oder Bulgarien geschickt. Caitlin liebt ihre Bequemlichkeit viel zu sehr, um ein Leben als Frau eines Feldhauptmanns fristen zu wollen.»
«Ich habe nie gesagt, dass ich vorhabe, sie zu heiraten.»
«Dann überlass sie mir.»
«Ich bin es nicht, der zwischen dir und Caitlin steht.»
«Von wem redest du?»
«Wenn du Arabisch verstehen würdest, hättest du gehört, dass der Emir sie zu seiner Frau machen wollte.»
«Caitlin würde überhaupt nicht zu diesem säbelbeinigen Zwerg passen.»
«Warum denn nicht? Du hast doch selbst gesagt, wie versessen sie auf Luxus und Status ist. Suleiman regiert ein Gebiet, das größer ist als ganz England. Er besitzt vermutlich mehr Reichtümer als euer König William. Hast du gesehen, wie viel Silber ihm der Bogenschütze wert war, der den Schakal erwischt hat?»
Drogo schwieg einen Moment. «Was hast du ihm erzählt?»
«Dass Caitlin meine Frau ist. Dass wir ein Liebespaar sind.»
Drogo fuhr zurück. «Das stimmt nicht. Ich habe sie nicht aus den Augen gelassen. Du hattest überhaupt keine Gelegenheit dazu.»
«Drogo, wenn ein Mann und eine Frau ihre Lust befriedigen wollen, finden sie immer einen Weg, um neugierigen Blicken auszuweichen.»
Drogo legte die Hand auf den Schwertgriff.
«Nur zu», sagte Vallon. «Du wirst Caitlin niemals besitzen. Sie verabscheut dich. In Konstantinopel kann sie sich ihre Verehrer unter den Reichen und dem Adel aussuchen. Eine so schöne Frau wie Caitlin könnte sich sogar einen zukünftigen Kaiser an Land ziehen.»
«Bei Gott, Vallon, wenn ich geahnt hätte, dass du mit Caitlin …»
Vallon beachtete ihn nicht mehr und richtete sich in den Steigbügeln auf. «Die geheimnisvolle Nachricht, die sie bei der Brieftaube gefunden haben, hat einen mächtigen Aufruhr verursacht. Das Zeltlager sieht aus wie ein Wespennest, in das jemand gestochen hat.»
Die Seldschuken rannten hierhin und dorthin – sie bauten das Lager ab. Packtiere drängten sich auf den Wegen. Eine Gruppe Nomaden lud Gepäck auf eine Kamelkarawane. Ein großes, halb abgebautes Zelt blähte sich wie ein Segel im Wind und zog ein Dutzend Männer hinter sich her. Als Vallon bei seiner Unterkunft angekommen war, wandte er sich noch einmal an Drogo. «Hier trennen sich unsere Wege endgültig. Von jetzt an musst du alleine weiterkommen.»
«Vallon …»
Doch Vallon sprang vom Pferd und schob sich ins Zelt. Nur Hero war da.
«Wo ist Wayland?»
«Er ist zu Syth gegangen.»
«Hast du den Grund für all die Aufregung herausgefunden?»
«Noch nicht. Ich weiß nur, dass alle Männer, die keine Krieger sind, nach Konya zurückkehren. Faruq hat mir gesagt, dass wir damit rechnen können, vor Mitternacht zum Emir gerufen zu werden.»
«Das wird interessant. Gibt es etwas zu essen? Ich bin am Verhungern.»
«Sogar die Diener sind schon weg. Bis morgen wird das Lager menschenleer sein.»
Vallon zog die Stiefel aus. Er fand ein Stück Brot und ein paar eingelegte Aprikosen und aß beides auf dem Rand seiner Pritsche sitzend. «Was für ein merkwürdiger Tag. Von ganz oben nach ganz unten, und jetzt hängen wir irgendwo dazwischen fest.»
«Wart Ihr schockiert von Waylands Taten?»
«Schockiert nicht, aber überrascht. Ich habe mich immer gefragt, aus welchem Grund er Drax und Roussel umgebracht hat. Außerdem habe ich ihn mehr als einmal seltsame Blicke mit Drogo wechseln sehen. Ich habe ihn deswegen zur Rede gestellt, und er hat behauptet, keine Geheimnisse zu haben. Ich hätte ahnen können, worum es geht, als er nicht auf einer Bestrafung bestanden hat, nachdem Drogo die Falken freigelassen hatte, aber ich war überzeugt, dass Wayland unfähig dazu sei, jemanden zu täuschen. Das zeigt nur wieder einmal, dass ein kluger Mann nichts als gegeben hinnimmt.»
«Seid ihr wütend auf ihn?»
Vallon unterbrach sich beim Kauen. «Ein Teil von mir verurteilt es, wenn ein Bauer einen Ritter umbringt, aber Wayland hatte jeden Grund dazu.»
«Und er hat unsere Hoffnungen wiederaufleben lassen.
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