Der Thron der Welt
sah auf, «… war es die Buße für ein Verbrechen, das ich begangen habe.»
«Buße?»
«Eine Sühne. Ich habe meine Frau und ihren Liebhaber umgebracht.»
Suleimans Augen wurden zu Schlitzen. «Das ist kein Verbrechen.»
«Ich bereue es nicht, den Mann getötet zu haben. Er hat auch in anderer Hinsicht Verrat an mir begangen. Aber meine Frau … Sie zu töten hat meine drei Kinder zu Waisen gemacht. Ich werde sie niemals wiedersehen.»
Suleiman pochte ihm mit seinem Stab auf die Brust. «Ein guter Anführer bedauert seine Entscheidungen nicht. Wenn ich glaube, dass mir jemand schaden will, bringe ich ihn zuerst um und überlasse dann Gott das Urteil.»
«Deshalb seid Ihr ein Emir und ich nur ein Armeehauptmann.»
Erneut drückte Suleiman Vallon den Stab gegen die Brust. «Hat der Falkner Walter getötet?»
«Warum hätte er das tun sollen? Walter hat Wayland aus dem Wald gerettet.»
«Wer einen Wolf rettet, kann nicht sicher sein, dass ihn dieser Wolf liebt. Walter hat den Seldschuken gesagt, der Falkner hätte ihn in das Sumpfloch geführt.»
«Und wie wollen sie sicher sein, dass das stimmt? Sie waren nicht dabei, als Walter vom Weg abgekommen ist.»
Der Druck des Stabes verstärkte sich. «Walter hat geschworen, dass es Mord war.»
«Viele Männer phantasieren angesichts des Todes. Es tut mir leid, dass Walter gestorben ist. Wir haben alles versucht, um ihn zu retten.»
Suleiman nahm seinen Stab zurück. «Mir ist es nicht unrecht, dass er tot ist. Sein Verhalten wurde langsam skandalös, und ich vermute, dass er mit den Byzantinern doppeltes Spiel getrieben hat. Ich hätte mich selbst um ihn kümmern müssen, wenn …», Suleiman hob den Blick, «… er nicht in dieses Sumpfloch gefallen wäre.»
Dann drehte er auf dem Absatz um und ging zu seinen Offizieren hinüber. «Mein Angebot steht noch», sagte er über die Schulter. «Ihr habt Zeit bis zur Morgendämmerung.»
«Kann ich Euch etwas fragen, Euer Exzellenz?»
Suleiman sah erneut über die Schulter zurück.
«Wie viele Frauen habt Ihr?»
Suleimans Blick wurde unbestimmt. «Neun, glaube ich. Mein Hofmeister kann Euch die genaue Zahl nennen.»
«Elf», sagte Faruq und deutete auf den Ausgang.
Hero sprang sofort auf, als Vallon in ihre Unterkunft zurückkehrte, so begierig war er auf die Neuigkeiten, die er mitbrachte. «Können wir zu der Bastion zurück?»
«Ja. Mit einer Eskorte.»
«Das könnte die Sache schwierig machen.»
«Suleiman ist misstrauisch. Er kann nicht nachvollziehen, warum Cosmas und ich so versessen darauf waren, Walter zu befreien.»
«Glaubt Ihr, er ahnt etwas von dem Evangelium?»
«Nein. Ich habe ihm erklärt, dass ich die Reise als Buße für den Mord an meiner Frau unternommen habe. Das wirkt inzwischen vielleicht seltsam, aber es ist die Wahrheit.»
Vallon teilte das Silber in vier gleiche Teile, behielt zwei Teile für sich und überließ Hero und Wayland die beiden anderen. Er wusch sich und wechselte die Kleidung, dann trat er wieder in die Dunkelheit hinaus. Die Seldschuken hatten den größten Teil des Zeltlagers geräumt, und Dutzende Männer waren dabei, den Pavillon des Emirs abzubauen. Vallon stemmte sich gegen die Böen und ging zu den Frauenunterkünften.
Ein Eunuche führte ihn einen Gang entlang, von dem Räume abgingen. Das Heulen des Windes ebbte zu einem fernen Seufzen ab. Schließlich blieb der Eunuche vor einem Eingang stehen und rief etwas. Eine Frauenstimme antwortete ihm. Er nickte, und Vallon ging hinein.
Es war, wie in einen Mutterleib aus Seide zu kommen. Caitlin saß an einem Ankleidetisch und wurde von zwei Dienerinnen umsorgt. Sie erhob sich, die Augen mit Khol umrahmt, das Haar auf komplizierte, orientalische Art zurechtgemacht. Sie trug ein Gewand aus vielen hauchdünnen Schichten, die einzeln alle beinahe durchsichtig waren. Juwelen glänzten an ihrem Hals und ihren Handgelenken.
Vallon lächelte. «Du siehst aus wie eine Königin.»
Sie eilte auf ihn zu. «Stimmt es, dass der Emir in den Krieg zieht?»
«Ich muss allein mit dir reden.»
Caitlin winkte die Dienerinnen hinaus und setzte sich auf einen Diwan. Vallon blieb stehen.
«Ja, der Emir mobilisiert seine Armee. Alp Arslan ist tot. Suleiman will in Rum die Herrschaft übernehmen, während sich die Konkurrenten des Sultans um die Nachfolge streiten.»
Caitlin klopfte neben sich auf den Diwan. «Setz dich zu mir. Möchtest du etwas trinken? Bist du hungrig? Du siehst müde aus.»
Schalen mit Früchten und
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