Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
Vom Netzwerk:
Byzantium. Stell ihn ruhig, und dann brechen wir auf. Wenn wir nicht bald hier wegkommen, schaffen wir es heute nicht mehr bis zu dem Turm.»
     
    Hero schiente Vallons gebrochenes Handgelenk und legte einen festen Verband um seinen Knöchel, Wayland machte ihm eine Krücke. Damit verging der größte Teil des Vormittags. «Es ist ein ganzer Tagesritt bis zu dem Turm», gab Hero zu bedenken. «Es wird lange dunkel sein, bevor wir dort sind. Bleibt heute Nacht hier und ruht Euch aus. Morgen früh reiten wir vorm Hellwerden los, damit Ihr die Strecke so leicht wie möglich bewältigen könnt.»
    Vallon sah sich um. Das letzte Zelt war abgebaut, und die Hochebene erstreckte sich verlassen nach allen Seiten. Eine Kohorte berittener Seldschuken bildete einen Schutzkordon um eine Gruppe Frauen. Drogos Leiche lag dort, wo er gestorben war, zusammengerollt wie ein schlafendes Kind. Ein burgunderroter Fleck hatte sich um seinen Kopf herum auf dem Sandboden ausgebreitet. «Wir können hier nirgends bleiben. Wir haben genügend Zeit, um vorm Dunkelwerden zu der Karawanserei zu kommen.»
    Hero und Wayland halfen ihm auf die Füße. Boke führte ein Ersatzpferd heran, und Hero wuchtete Vallon zusammen mit Wayland in den Sattel.
    Caitlin klammerte sich an sein Bein. «Nimm mich mit.»
    «Ich habe dir schon gesagt, dass ich dich holen komme, wenn ich gefunden habe, was ich suche.»
    «Was ist das denn für ein Ding, das sogar wichtiger ist als ich?»
    «Hast du das Silber gefunden?»
    «Was für eine Beleidigung. Die Bezahlung für eine Nacht mit einer Hure.»
    «Ich habe es dagelassen, damit du frei beschließen kannst, allein nach Konstantinopel zu reisen. Suleiman wird dich nicht daran hindern.»
    Caitlin trat zurück und wischte sich mit der Hand über die Augen. «Warum behandelst du mich wie ein Gepäckstück? Hat dir die letzte Nacht überhaupt nichts bedeutet?»
    «Sie hat mir alles bedeutet.»
    Boke hatte genug. Ein Mordversuch an einem Mann, mit dessen Schutz er beauftragt war, und nun auch noch dieser unziemliche Streit mit einer halbbekleideten, dafür über und über mit Blut bespritzten Frau. Er rief einen Befehl, und seine Männer trieben die Pferde der Fremden an.
    Vallon drehte sich nach Wayland und Syth um. «Passt aufeinander auf!», rief er. «Vergesst uns nicht in euren Gebeten und werdet nicht zu hochmütig.»
    Caitlin rannte ihm nach. «Verlass mich nicht!» Dann blieb sie stehen und schleuderte ihm ihren Pantoffel hinterher. «Komm zurück, du Bastard!»

LIII
    V allons Verletzungen zwangen ihn dazu, im Schritttempo zu reiten, und es war schon lange dunkel geworden, als sie in der Karawanserei ankamen. Er verbrachte dort eine schmerzgeplagte Nacht, und schon vor dem Morgengrauen waren sie wieder unterwegs. Sie kamen zum Salzsee, als die Sonne wie eine blutgefüllte Blase am jenseitigen Ufer aufging, und ritten weiter nordwärts. Vallon hielt die Zügel mit einer Hand, sein linker Fuß steckte nicht im Steigbügel, und trotzdem fand er keine Haltung, bei der er keine Schmerzen hatte. Den Seldschuken ging alles viel zu langsam, es empörte sie, mit dem Schutz so lästiger Reisender beauftragt worden zu sein. Vallon erklärte Boke, dass sie alleine reiten konnten, doch der Mann hatte seine Befehle und würde sie erfüllen.
    Der Ritt am Ufer des Sees entlang nahm viel mehr Zeit in Anspruch, als sie gedacht hatten, und die Dämmerung kündigte sich schon an, als der Festungsturm in Sicht kam. Boke wollte einen Bogen um ihn schlagen. Hero ritt neben ihn und sagte, Vallon könne nicht mehr weiterreiten, sie müssten hier kampieren. Unwillig hielten die Seldschuken an und deuteten auf einen Fluss eine halbe Meile hinter dem Turm.
    «Wir schlagen unser Lager hier auf!», rief Hero. Boke sagte, sie könnten seinetwegen auch beim Teufel ihr Lager aufschlagen, und ritt mit seinen Männern weiter.
    «Sie glauben vermutlich, dass es in dem Turm spukt», sagte Hero.
    «Und das stimmt vermutlich auch.»
    Sie musterten die Bastion. Ein Rundturm von über sechzig Fuß Höhe, der sich zu seinem zinnenbewehrten Gefechtsumgang hin konisch verjüngte und von den bröckelnden Mauern verlassener Kasernengebäude umgeben war.
    «Wozu hat die Anlage gedient?», fragte Hero.
    Vallon sah rechts und links die einsame Straße entlang. «Sie muss eine Relaisstation mit Meldeturm gewesen sein.»
    «Es wird bald dunkel. Wir haben nicht viel Zeit.»
    Die Seldschuken hatten ihren Pferden die Vorderhufe zusammengebunden und begannen, ein Zelt

Weitere Kostenlose Bücher