Der Thron der Welt
«Keiner rührt sich. Wayland, sorg dafür, dass sie das verstehen.»
Dann nahm er einem der Seldschuken eine Lanze aus der Hand und ritt langsam auf die beiden zu.
«Lass sie los, Drogo.»
Der Normanne verzerrte das Gesicht in der wütenden Anstrengung, Caitlin festzuhalten. Sie trat um sich, kämpfte, und es gelang ihr, ihn in den Unterarm zu beißen. Er rammte ihr den Schwertknauf ins Gesicht, und sie sackte in seinem Griff zusammen.
Vallon blieb stehen. «Du hast gesagt, du hättest bekommen, was du wolltest. Walter ist tot, das Erbe gesichert.»
«Ich habe meine Meinung geändert. Meine Ehre ist wichtiger.» Drogo sprach schleppend, seine Augen waren blutunterlaufen.
«Du findest es ehrenvoll, eine Frau zur Geisel zu nehmen?»
«Die Hure wird mein Rachewerkzeug.»
«Lass sie gehen, dann schenke ich dir dein Leben. Ich habe Suleiman Geld gegeben, damit du nach Byzantium gehen kannst. Und zwar in Würde, nicht als Bettler.»
Drogo lachte höhnisch und deutete mit der Schwertspitze auf Vallon. «Genau das macht mich rasend. Dein Mitleid. Du hast mich einmal zu oft gedemütigt.»
Vallon ritt wieder etwas näher. «Du gewinnst deinen Stolz nicht wieder, indem du Caitlin umbringst. Noch bevor sie tot zu Boden sinkt, wirst du von Pfeilen durchbohrt sein, und ich werde weiterleben, um deine Leiche durch den Dreck zu schleifen.»
«Ich lasse Caitlin nur frei, wenn du einem Kampf Mann gegen Mann zustimmst.»
«Du bist betrunken. Und sogar nüchtern hättest du keine Chance gegen mich.»
«Dann hast du ja nichts zu befürchten.»
«Wenn du Glück hättest, und mir einen tödlichen Hieb versetzen könntest, würdest du deinen Sieg keinen Augenblick genießen, weil die Seldschuken dich schon erledigt hätten.»
«Also habe ich nichts zu verlieren.» Drogo zerrte Caitlins Kopf zurück und drückte ihr wieder sein Schwert an die Kehle. «Ich schwöre bei Gott …»
«Ich kämpfe gegen dich.» Vallon drehte sich nach Wayland um. «Sag Boke und seinen Männern, sie sollen sich nicht einmischen. Erklär ihnen, dass es um eine Fehde geht, die nur im Zweikampf beendet werden kann.» Dann wandte er sich wieder an Drogo. «Und jetzt lass sie los.»
Drogo stieß Caitlin zur Seite. Sie stolperte weg, hielt sich mit der Hand das Gesicht. Syth eilte zu ihr, legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie zu den anderen.
«Setzt Euer Leben nicht aufs Spiel!», rief Hero. «Überlasst ihn den Seldschuken.»
Vallon hob die Hand. «Mein Wort gilt etwas, oder es gilt nichts.»
Stille senkte sich auf den Kampfplatz, durchschnitten nur von dem scharfen, hellen Ruf eines Milans, der über ihren Köpfen dahinzog. Die Sonne war beinahe vollständig über den Horizont gestiegen. Am Rande nahm Vallon wahr, dass die seldschukischen Arbeiter in Grüppchen stehen blieben und die Szene verfolgten. Drogo war etwa vierzig Schritt von ihm entfernt, und zwischen ihnen befand sich nur freie Fläche. Vallon balancierte die Lanze aus und trieb sein Pferd voran.
«Steig ab», sagte Drogo.
«Wir kämpfen wie in der Winternacht, in der wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Du hast auf dem Pferd gesessen und deinen Männern befohlen, mich flussabwärts zu schleppen und mir dort die Kehle durchzuschneiden. Ich habe dich trotzdem besiegt. Hast du Angst, nicht zu schaffen, was ich geschafft habe?»
Drogo zog sein Schwert. «Ich besiege dich auf jede Art, die du vorschlägst.»
Vallon trieb sein Pferd mit den Fersen zum Trab an. Zwanzig Schritt vor Drogo ließ er es in leichten Galopp fallen und hob seine Lanze. Drogo verlagerte sein Körpergewicht von einem Fuß auf den anderen. Vallon hatte ihn oft genug kämpfen sehen, um zu wissen, dass er sehr gut mit dem Schwert umgehen konnte und sein Geschick in vielen Schlachten verfeinert hatte. Er war ohne Angst und von einer selbstmörderischen Verachtung für das eigene Leben getrieben. Vallon behielt sein Tempo bei. Die Lanzenspitze zeigte auf Drogos Brust. Er war sicher, dass sich sein Ziel im letzten Augenblick vor der Lanze wegducken und sofort einen Konter einleiten würde.
Immer näher kam er. Drogo würde nach rechts wegspringen. Vallon korrigierte die Ausrichtung der Lanze, erhob sich im Sattel und stieß sie nach vorn.
In den leeren Raum.
Drogo war in die Hocke gegangen, und als die Lanze harmlos über seinen Kopf hinweggefahren war, sprang er auf und holte mit seinem Schwert zu einem gewaltigen Rückhandhieb aus. Vallon ließ die Lanze fallen und versuchte, sich gleichzeitig aus
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