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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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bei sich aufnehmen?»
    «Ich habe ihm gesagt, dass wir dafür bezahlen.»
    «Du hast also behauptet, ich hätte eine dicke Börse voll Silber dabei.»
    «Was habt Ihr denn, Hauptmann? Ich habe lediglich gesagt, es würde nicht zu seinem Schaden sein.»
    «O ja», sagte Vallon, «er wollte uns zahlen lassen.» Mit einem Ruck fuhr er herum. Der Gastwirt trug immer noch sein festgefrorenes Lächeln auf dem Gesicht. Es erinnerte Vallon an das Grinsebild auf dem Gasthausschild. Auch der Junge saß noch immer mit baumelnden Beinen auf dem Tresen.
    «Sag ihm, er soll uns eine Unterkunft für die Nacht geben.»
    «Hauptmann, ich dachte …»
    «Tu, was ich sage.»
    Der Gastwirt nahm Rauls Frage mit bedauerndem Kopfschütteln auf.
    «Er hat keinen Platz. Er sagt, im nächsten Dorf gibt es eine Herberge.»
    «Sag ihm, dass es schon dunkel ist und wir müde sind. Wir bezahlen, wenn er uns in seinem Stall schlafen lässt.»
    Diese Bitte schien die gute Laune des Gastwirtes zum Versiegen zu bringen. Raul zog ein Gesicht. «Er fragt, warum wir Leofrics Angebot nicht angenommen haben, wenn wir so dringend ein Bett brauchen.»
    Der Junge auf dem Tresen hatte aufgehört, mit den Beinen zu baumeln. Es lag vermutlich an dem Fieber, aber Vallon hatte den Eindruck, dass seine dunkelbraunen Augen vor Boshaftigkeit glitzerten.
    Der Gastwirt begann aufzuräumen und verbreitete dabei auffordernden Lärm. Die drei Dorfbewohner waren inzwischen gegangen. Vallon rüttelte Hero und Richard an der Schulter. «Wacht auf. Wir gehen.» Er sah sich um. «Wo ist Wayland?»
    «Er mag geschlossene Räume nicht», entgegnete Raul. «Vermutlich ist er draußen und schnappt frische Luft.»
     
    Der Halbmond verströmte genügend Licht für Wayland, um dem Köhler zu folgen. Der Mann ging mit lebhaftem Schritt mitten auf dem Weg und sang dabei vor sich hin. Wayland und sein Hund bewegten sich auf dem grasbewachsenen Wegrand. Er war draußen gewesen, als der Köhler das Gasthaus verließ und bald darauf der Junge auftauchte. Die beiden hatten kurz zusammengestanden und ihre Köpfe wie Verschwörer zusammengesteckt, nicht wie Freunde, die sich voneinander verabschieden. Dann waren sie grußlos auseinandergegangen. Wayland hatte keine Zeit gehabt, Vallon von seinem Verdacht zu berichten. Als der Junge in das Gasthaus zurückging, war der Köhler auf seinem Weg aus dem Dorf schon beinahe außer Sicht.
    Doch nun bekam Wayland den Eindruck, dass ihn sein Gefühl getäuscht hatte. Der Köhler wirkte ganz einfach wie ein Mann auf dem Weg nach Hause. Wenn er sich umsieht, beschloss Wayland, dann habe ich recht gehabt. Jeder, der mit finsteren Plänen durch einen nächtlichen Wald geht, wirft von Zeit zu Zeit einen Blick über die Schulter.
    Doch der Köhler hatte nur Augen für den Weg, der vor ihm lag. Wayland schätzte, dass sie nun schon eine Meile weit gegangen waren, und bald wären es zwei. Er war seit der Morgendämmerung unterwegs und dachte nun mit sinkender Laune an den Rückweg zum Dorf. Im Wald regte sich kein Blatt. Die einzigen Geräusche waren seine eigenen gedämpften Schritte und das gelegentliche Klicken, mit dem sein Bogen an den Gürtel schlug. Je tiefer er in den Wald vordrang, desto stärker wurde er sich seiner selbst bewusst. Es war merkwürdig. Wayland folgte einem Mann, hatte jedoch das Gefühl, als sei er selbst das Zentrum der Aufmerksamkeit. Während er die Gestalt im Mondlicht beobachtete, beschlich ihn der unangenehme Eindruck, dass der Köhler wisse, dass er da war, und dass er ihn irgendwohin lockte. Und noch eine andere, unschöne Vorstellung breitete sich in seinem Kopf aus. Es kam ihm so vor, als würde er, wenn er zu dem Köhler aufholte und ihn zu sich umdrehte, das Gesicht eines anderen Mannes vor sich haben.
    Dann blieb der Mann stehen. Wayland erstarrte. Auf diese Entfernung war er nichts weiter als ein Schatten in den Schatten, ein Umriss, der keinen nächtlicher Wanderer zum Umdrehen bewegen würde.
    Der Köhler kam zurück, als hätte er seine Abzweigung verpasst und versuchte nun, sich zu orientieren. Er sah sich langsam um. Er ging zu einer Seite des Weges und anschließend zur anderen.
    Wolken verhüllten den Mond. Als die Mondsichel wieder auftauchte, war der Köhler verschwunden. Zuletzt hatte Wayland ihn bei einer abgestorbenen Eiche mit enorm dickem Stamm gesehen.
    Wayland wartete ab, um sicherzugehen, dass der Köhler nicht zurückkam. Der Hund beobachtete ihn mit bebenden Flanken. Wayland nickte ihm zu, und wie

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