Der Thron der Welt
gesetzt hatte, wurde ihm bewusst, wie erschöpft er war. Würde er es schaffen, jemals wieder aufzustehen?
«Wenn wir nun schon einmal hier sind, kannst du uns auch ein Ale holen.»
Bald darauf kam Raul mit drei Bechern an den Tisch. «Der Gastwirt möchte wissen, ob wir etwas essen wollen.» Er zog die Augenbrauen hoch. «Ein schöner Teller Salzdorsch?»
Der Gastwirt stand mit breitem Lächeln hinter dem Tresen und zog ein Messer über einen Wetzstahl. Der Junge saß neben ihm auf dem Tresen und ließ die Beine baumeln.
«Gut», sagte Vallon. «Aber wir gehen, sobald wir gegessen haben.»
«Können wir nicht über Nacht bleiben?», fragte Richard.
«Nein. Wir haben schon viel zu viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen.»
Richard sah aus, als würde er am liebsten anfangen zu weinen. «Herr, wir haben schon drei Nächte lang nicht mehr unter einem ordentlichen Dach geschlafen.»
Raul tätschelte ihm beruhigend die Hand. «Keine Sorge. Ich habe schon eine Unterkunft für uns. Leofric lädt uns zum Übernachten in sein Cottage ein. Es liegt versteckt im Wald, Hauptmann, weitab vom Weg.»
Erneut musterte Vallon den Köhler. Er stand mit dem Rücken zum Raum und lachte über irgendetwas mit dem Gastwirt. Dann griff er über den Tresen und schnitt sich ein Stück Schinken ab. Sein Messer sah nach einer Ausbeinklinge aus.
Vallon war versucht, das Angebot anzunehmen. Seine Glieder schmerzten von der feuchten Nachtkühle, der sie ausgesetzt gewesen waren.
«Danke deinem Freund und sage ihm, wir werden uns selbst etwas suchen.»
«Und was? Sollen wir wieder im Straßengraben schlafen?»
Auch Hero muckte auf. «Wir können nicht für alle Zeit wie die Tiere leben. Schlechter als Tiere. Sogar die Vögel haben ihr Nest.»
Richard hüstelte schwach, um zu zeigen, dass er derselben Meinung war.
Vallon sah sie über den Rand seines Bechers an. «Wir nehmen keine Einladungen von Fremden an.»
Vor sich hin murrend ging Raul los, um dem Köhler die Absage auszurichten. Vallon beobachtete die beiden. Der Mann wirkte beleidigt, aber das war zu erwarten gewesen. Allerdings widersprach er nicht und unternahm keine Überredungsversuche. Stattdessen stieß er noch einmal mit Raul an und verabschiedete sich mit einem Handschlag von ihm. Als der Gastwirt mit einer Platte Dorsch an den Tisch kam, war die Sache für Vallon erledigt. Er aß ein paar Bissen und schob dann seinen Teller von sich. Er fühlte sich fiebrig. Es hatte wieder angefangen zu regnen, und eine Zeitlang lauschte er auf das Wasser, das vom Dachsims tropfte. Die verbrauchte Luft in dem Gasthaus machte ihn schläfrig. Er nickte im Sitzen ein.
Als er von einem hässlichen Traum geweckt wurde, stellte er fest, dass es in der Gaststube still geworden war. Sein Fieber war angestiegen. Das Licht schmerzte ihn in den Augen. Gegenüber am Tisch waren Hero und Richard mit den Köpfen auf den Armen tief eingeschlafen. Raul saß mit aufgestütztem Kinn völlig übermüdet daneben.
Es hatte aufgehört zu regnen. Die Gaststube war inzwischen fast leer. Drei Dorfbewohner saßen auf einer Bank neben dem Feuer und unterhielten sich leise. Als Vallon sie ansah, gaben zwei seinen Blick zurück. Der dritte war ein blinder Alter.
Vallon zog Raul die Hand unterm Kinn weg. Der Deutsche zuckte zusammen.
«Wie lange habe ich geschlafen?»
Raul fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. «Ich weiß nicht, aber Ihr habt ein schönes Nickerchen gemacht. Vermutlich hattet Ihr es dringend nötig.» Er legte seinen Arm um Hero und Richard und sagte mit gesenkter Stimme: «Diese beiden hier wollte ich auch nicht aufwecken.»
Als Vallon aufstand, schoss ihm heftiger Schmerz durch ein Bein. Er kniff die Augen zusammen und hielt sich am Tisch fest. Besorgt streckte Raul den Arm nach ihm aus. «Alles in Ordnung, Hauptmann? Ihr seht nicht gut aus.»
«Der Köhler. Wann ist er gegangen?»
Raul strich sich über den Bart. «Keine Ahnung.»
«Was hat er gesagt, als du ihm erklärt hast, wir würden nicht bei ihm übernachten?»
«Er war sehr höflich, wenn ich mir’s recht überlege. Hat mir noch eine gute Nacht gewünscht und meinte, er würde morgen unterwegs nach uns Ausschau halten.»
Vallon straffte sich. «Das war eine Falle.»
«Hauptmann, Ihr habt ja nicht einmal selbst mit dem Mann gesprochen. Ihr wisst nicht das Geringste über ihn.»
Vallon stützte sich mit den Händen auf den Tisch und beugte sich zu Raul hinunter. «Warum sollte ein mittelloser Köhler fünf Fremde
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