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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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lange dauern, bis das Öl in Myrons Laterne verbrannt war und sie wieder in völliger Dunkelheit dastehen würden.
    Wegen der Gleichförmigkeit der Umgebung war es schwer zu schätzen, wie lange sie schon dahinwanderten. Endlich sahen sie in der Ferne etwas leuchten: ein tanzendes kleines Licht. Als das Licht näher kam, wurden hallende, zügige Schritte hörbar. Dann erkannte Hadrian eine Gestalt mit einer Lampe. Der Mann war groß und schlank und trug ein Kettenhemd mit einer lang herabhängenden Kapuze. Darüber saß ein rot-goldener Rock mit einem königlichen Wappen, bestehend aus einer Himmelskrone und einem juwelenbesetzten Zepter über einem kreuzweise geteilten Schild, der von zwei Löwen gehalten wurde. An der Seite trug er ein glänzendes, reich verziertes Schwert und auf dem Kopf einenspitzen silbernen Helm mit einem eingelegten Rankenmuster aus Gold. Unter dem Helm blickte ein Augenpaar finster hervor. »Was habt ihr hier zu suchen?« Der Ton des Mannes war unwirsch und drohend.
    Zunächst sagte niemand etwas, dann antwortete Royce: »Wir wollen zu dem Gefangenen.«
    » Das ist untersagt«, erwiderte der Mann resolut.
    »Dann lebt Esrahaddon also noch?«, fragte Alric.
    »Sprecht diesen Namen nicht aus!« , donnerte der Wachsoldat. Nervös blickte er über seine Schulter ins Dunkel. »Nicht hier, niemals . Ihr hättet nicht herkommen dürfen.«
    »Mag schon sein, aber wir sind nun mal hier, und wir müssen zu Esra – dem Gefangenen«, erwiderte Royce.
    »Das ist nicht möglich.«
    »Dann mach es möglich«, befahl Alric laut und gebieterisch. Er trat hinter den anderen hervor. »Ich bin König Alric von Melengar, Herrscher des Landes, in dem du dich befindest. Du wirst mir nicht sagen, was innerhalb der Grenzen meines Königreichs möglich ist und was nicht.«
    Der Wachsoldat trat einen Schritt zurück und musterte Alric kritisch. »Euch fehlt die Krone, König .«
    Alric zog sein Schwert. Obwohl es so groß war, handhabte er es elegant und richtete es direkt auf den Wachsoldaten. »Das Fehlen der Krone wird meine Klinge wettmachen.«
    »Ein Schwert nützt Euch nichts. Wer hier sein Leben zubringt, der fürchtet den Tod nicht mehr.« Für Hadrian war nicht ersichtlich, ob es an den gewichtigen Worten des Mannes lag oder am Gewicht des Schwerts, aber Alric senkte die Klinge. »Habt Ihr einen Beweis für Euren Rang?«
    Alric streckte die freie Faust vor. »Das ist das Siegel von Melengar, das Wappen des Hauses Essendon und Hoheitszeichen dieses Königreiches.«
    Der Wachsoldat starrte auf den Ring, nickte dann. »Wenn Ihr der regierende Souverän des Reiches seid, habt Ihr das Zutrittsrecht. Doch wisst, hier waltet Magie. Ihr tut gut daran, dicht hinter mir zu bleiben.«
    »Kennst du das Wappen auf seinem Wappenrock?«, flüsterte Hadrian Myron zu, als sie dem Wächter folgten.
    »Ja, es ist das Wappen des novronischen Imperiums, einst getragen von der Imperialen Stadtwache von Percepliquis. Es ist sehr alt.«
    Hadrian war froh, als der Gang mit den Gesichtern in einen weiten Raum mündete. Es war eine riesige Höhle. Ihre gewölbte Felsdecke ruhte auf Säulen, die ebenfalls aus dem gewachsenen Fels herausgehauen waren. Fackeln an den Wänden erhellten eine Kaverne von so gewaltigen Ausmaßen, dass es schien, als hätte ganz Medford darin Platz. Sie folgten dem Soldaten jetzt über schmale Brücken, die sich über Abgründe spannten, und durch Stützbögen, ähnlich mächtigen Bäumen, deren Äste den darüberliegenden Berg trugen.
    Holz, Stoff oder Leder schien es hier nicht zu geben. Alles – Stühle, Bänke, Tische, Borde, Türen – war aus Stein. Riesige Brunnen aus Felsgestein wurden vom Wasser unsichtbarer Quellen gespeist. Nirgends sah man Wandbehänge oder Teppiche. Stattdessen bedeckten jedes Fleckchen Fels bizarre, verschlungene Symbole und Muster, manche roh eingeritzt, andere offensichtlich von kunstfertiger Hand gemeißelt. Ein paarmal glaubte Hadrian im Vorbeigehen aus dem Augenwinkel zu sehen, wie sich die Zeichen veränderten. Als er genau hinschaute, stellte er fest, dass es keine optische Täuschung war, sondern tatsächlich eine subtile Verschiebung, ähnlich der Bewegung von Spinnweben in einem kaum merklichen Luftzug.
    Sie gingen immer tiefer in die Höhle hinein, und ihr Führerblieb kein einziges Mal stehen, sondern marschierte so zügig dahin, dass Myron, der die kürzesten Beine hatte, nur im Laufschritt mithalten konnte. Das Geräusch ihrer Schritte hallte von den

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