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Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition)

Titel: Der Thron von Melengar: Riyria 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Sullivan
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tut nichts, worum er Euch bittet. Auch wenn es noch so unbedeutend klingt. Fallt nicht auf ihn herein. Er ist intelligent und verschlagen. Stellt ihm Eure Fragen und dann geht wieder. Weicht nicht von diesen Regeln ab. Habt Ihr das verstanden?« Alric nickte. »Dann möge Euch Novron gnädig sein.«
    In diesem Moment teilte sich die mächtige Tür in der Mitte und begann sich langsam zu öffnen. Das Knirschen von Steinauf Stein hallte durch die Höhle, bis die Tür schließlich weit offen stand. Dahinter lag eine lange Steinbrücke, die sich über einen Abgrund spannte. Sie war drei Fuß breit, so glatt wie Glas und, wie es schien, nicht dicker als ein Blatt Pergament. Am anderen Ende der Brücke erhob sich eine dicke Säule von schwarzem Gestein. Ein inselartiger Turm, dessen einzig sichtbare Verbindung zur übrigen Welt die zarte Brücke war.
    »Die Laterne könnt ihr hierlassen. Ihr werdet sie nicht brauchen«, sagte der Schreiber. Royce nickte, behielt die Laterne aber trotzdem in der Hand.
    Als sie durch die Tür traten, hörte Hadrian einen leisen, traurigen Gesang, als ob sich tausend Stimmen zu einer düsteren Totenklage vereinten. Die deprimierenden Klänge riefen in ihm die schlimmsten Erinnerungen seines Lebens wach, und er fühlte sich plötzlich so elend, dass ihm alle Kraft und Entschlossenheit abhandenkamen. Seine Füße waren bleischwer, seine Seele schien zu gefrieren. Jeder Schritt kostete Anstrengung.
    Sobald die vier die Tür passiert hatten, schwangen die Flügel wieder zurück und fielen mit einem Donnerhall zu. Die Höhle, in der sie sich jetzt befanden, war gut beleuchtet, obwohl sich keine Lichtquelle ausmachen ließ. Die Höhe der Kaverne und die Tiefe des Abgrunds waren nicht abzuschätzen, die Wände schienen sich jeweils im Nichts zu verlieren.
    »Sind andere Gefängnisse auch so?«, fragte Myron mit zitternder Stimme, als sie vorsichtig die Brücke betraten.
    »Ich wage zu behaupten, dass dieses einzigartig ist«, erwiderte Alric.
    »Glaubt mir, mit Gefängnissen kenne ich mich aus«, erklärte Royce. »Das hier ist einzigartig.«
    Keiner sagte mehr ein Wort, während sie die Brücke überquerten.Hadrian ging als Letzter, ganz darauf konzentriert, wohin er seine Füße setzte. Als er ein Stück geschafft hatte, blieb er stehen und warf einen Blick auf die anderen. Myron streckte die Arme seitlich weg wie ein Seiltänzer. Alric ging geduckt und hielt die Hände dicht über dem Boden, als ob er sich jeden Moment aufs Krabbeln verlegen wollte. Royce hingegen schritt lässig aus, hielt den Kopf hoch und studierte zwischendurch immer wieder die Umgebung zu beiden Seiten.
    Die Brücke war stabiler als sie aussah. Sie gelangten ohne Zwischenfälle zu einer schmalen bogenförmigen Öffnung in dem schwarzen Turm. Jetzt, da die Brücke hinter ihnen lag, drehte sich Royce zu Alric um. »Ihr habt ja da drüben recht freizügig Eure Identität offenbart, Majestät«, warf er ihm vor. »Ich kann mich an keine Absprache erinnern, die vorgesehen hätte, dass Ihr hier herumposaunt, ›Hey, ich bin der neue König, kommt und tötet mich.‹«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass hier drinnen irgendwelche Meuchler sind? Ich weiß, ich habe es selbst für eine Falle gehalten, aber schau dir diesen Ort doch an! Das hätte Arista niemals arrangieren können. Oder meinst du wirklich, andere könnten auch durch diese Felswand gelangen, so wie wir?«
    »Ich meine nur, es besteht kein Grund, unnötige Risiken einzugehen.«
    »Risiken? Machst du Witze? Eine glitschige, schmale Brücke über einen wer weiß wie tiefen Abgrund nennst du wohl kein Risiko? Meuchelmörder sind unsere geringste Sorge.«
    »Seid Ihr immer so eine Plage für Eure Beschützer?«
    Alrics einzige Reaktion war ein verächtlicher Blick. Die bogenförmige Öffnung führte in einen engen Gang, der schließlich in einen großen runden Raum mündete. Die Galerie, aufder sie sich befanden, war wie ein Amphitheater angelegt, mit Treppenstufen und absteigenden, ringförmigen Sitzreihen, so dass alle Aufmerksamkeit auf die offene Mitte gelenkt wurde. Am unteren Ende der Galerie war eine Brüstung, und zwanzig Fuß darunter lag eine runde Bühne. Als sie die Treppe hinabstiegen, sah Hadrian, dass sich auf der Bühne nur ein einziger Stuhl befand, auf dem ein Mann saß.
    Ein heller Strahl von weißem Licht fiel von oben genau auf die sitzende Gestalt. Der Mann wirkte gar nicht so alt, in seinem dunklen schulterlangen Haar zeigten sich lediglich erste

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