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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Riemann
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geozentrisch gesehen, die zwölfgeteilte Sonnenbahn. Wir sehen die Sonne im Rhythmus der Jahreszeiten auf ihrer Bahn um die Erde laufen, und die Etappen dieser jährlichen Reise sind das, was wir Tierkreis nennen. Nach unserer Definition ist die Frühlings-Tagundnachtgleiche der Widder-Punkt. Die Sonne betritt den Himmelsabschnitt, den wir Widder nennen, jedes Jahr bei Frühlingsanfang. Da zu diesem Zeitpunkt das neue Jahr »geboren wird« (so sah man es früher), lassen wir den Tierkreis mit dem ersten Frühlingszeichen Widder beginnen. Wer im ersten Frühlingsmonat geboren ist, hat demgemäß den Sonnenstand im Tierkreiszeichen Widder, er »ist« Widder in der Umgangssprache. Der zweite Frühlingsmonat ist der Stier-Monat, der dritte Zwillinge. Bei der Sommersonnenwende betritt die Sonne den Himmelsabschnitt, den wir Krebs nennen, im Hochsommer ist Löwe, im letzten Sommermonat Jungfrau. Bei der Herbst-Tagundnachtgleiche beginnt die dunkle Jahreshälfte mit dem Zeichen Waage, es folgt der mittlere Herbstmonat mit Skorpion, der letzte Herbstmonat mit Schütze, und nach der Wintersonnenwende kommen die drei Wintermonate mit Steinbock, Wassermann und Fische.
    Ich möchte hier ein Thema ansprechen, das immer für viel Verwirrung sorgt, und das ist die Verwechslung von Tierkreiszeichen und Sternbildern. Die Fixsternbilder Widder, Stier, Zwillinge usw. liegen wie Meilensteine am jährlichen Weg der Sonne, nur haben sie heute sozusagen falsche Kilometerangaben, was daran liegt, dass die Erdachse im Lauf von etwa 26 000 Jahren eine Rotation vollführt, durch die sich die Lage dieser Fixsternbilder im Verhältnis zur Erde ständig verändert. Das hat dazu geführt, dass sich die Sonne heute bei Frühlingsanfang nicht in der Gegend des Stern bildes Widder befindet, wie viele erwarten würden, sondern in der Gegend des Sternbildes Wassermann. Wir sprechen deshalb heute vom Wassermann-Zeitalter. In etwa zweitausend Jahren, wenn dieses Zeitalter vorbei sein wird, werden wir etwa zweitausend Jahre lang das Steinbock-Zeitalter haben, danach kommt dann das Schütze-Zeitalter, denn der Frühlingspunkt wandert rückwärts durch die Sternbilder. Hinter uns liegt das Fische-Zeitalter, das heißt, die vergangenen zweitausend Jahre lang lag der Frühlingspunkt in der Gegend des Fixsternbildes Fische. Man darf also Tierkreiszeichen nicht mit den Fixsternbildern gleichsetzen.
    Von den Fixsternbildern, genannt Widder, Stier etc., die Bedeutung der Tierkreiszeichen ableiten zu wollen, ist kaum möglich. Man bräuchte schon viel Fantasie, um im Sternbild Widder die Gestalt dieses Tieres zu erkennen, im Sternbild Krebs die Gestalt eines Krebses oder einen wie auch immer gearteten Wassermann im gleichnamigen Sternbild. Betrachten wir dagegen den Tierkreis in der Entsprechung zum Naturgeschehen, zum Rhythmus der Jahreszeiten, wird das Ganze leicht verständlich: Widder, um bei diesem Beispiel zu bleiben, ist ein sehr stimmiges Symboltier für den ersten Frühlingsmonat, weil die Energie dieses Tieres, das so kraftvoll vorwärts stürmt, die Energie des ersten Frühlingsmonats besonders einleuchtend darstellt.
    Ein zweites Beispiel: Warum ist der Krebs das Symboltier für den ersten Sommermonat? Der Krebs ist ein Tier, das rückwärts geht, und im Krebs-Monat, der bei der Sommersonnenwende beginnt, legt die Sonne sozusagen den Rückwärtsgang ein. Die Tage werden wieder kürzer. In dieser Entsprechung liegt die Verbindung zu dem Symboltier und nicht etwa darin, dass das Sternbild Krebs die Form eines Krebses hätte. Genauso wenig muss man im Sternbild Waage eine Waage erkennen, aber die Waage ist ein sehr schönes Symbol für den ersten Herbstmonat, weil sich bei der Herbst-Tagundnachtgleiche die Urgegensätze die Waage halten: hell-dunkel, Tag-Nacht; die helle Jahreshälfte ist vorbei, die dunkle Jahreshälfte steht vor der Tür. Die heilige Hochzeit, die Versöhnung der Urgegensätze, die man auch urweiblich und urmännlich oder Yin und Yang nennen kann, ist das Thema dieser Jahreszeit vom esoterischen Standpunkt aus, und dazu passt das Symbol der Waage einfach hervorragend. Noch ein Beispiel: der vierte Eckpunkt des Tierkreises, die Wintersonnenwende. Hier beginnt das lichte Prinzip ganz allmählich wieder stärker zu werden, und der Steinbock im Gebirge symbolisiert dieses Aufwärtsklettern des lichten Prinzips sehr anschaulich.
    Die Bedeutung der Tierkreiszeichen versteht man nicht, wenn man sie mit den Sternbildern gleichsetzt, sondern

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