Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
das Frühlingszeichen Widder entspricht dem Wesen des mythologischen Mars/Ares sicherlich eher als etwa die winterliche Steinbock-Stimmung. Dass die Sonne als Herrscherin im Zeichen Löwe gilt, ist ebenfalls leicht verständlich: Im Hochsommer, also in der Löwe-Zeit, hat die Sonne ihre stärkste Kraft. Die weiteren Zuordnungen: Venus hat ihr Domizil in Stier und Waage, Merkur in Zwillinge und Jungfrau (Merkur und Venus beherrschen je zwei Tierkreiszeichen), der Mond in Krebs, Pluto in Skorpion, Jupiter in Schütze, Saturn in Steinbock, Uranus in Wassermann, Neptun in Fische.
Sonne Die Sonne repräsentiert in der astrologischen Sprache den König oder Vater der inneren Familie. Durch die möglichen zwölf Positionen im Tierkreis entstehen zwölf Gesichter dieses Archetyps, zwölf Gesichter väterlichköniglicher Macht und Autorität. Ein Widder-König hat seiner Anlage gemäß eine andere Art von Autorität, auch eine andere Aufgabe als der Krebs-oder Waage-König; auch der Weg auf den Königsthron ist je nach Zeichenstand der Sonne ein anderer. In vielen Märchen findet sich das Motiv des Helden, der nach bestandenen Prüfungen König in (s)einem Land wird. Dieser Selbstfindungsweg, der Weg zur eigenen Autonomie und inneren bzw. äußeren Autorität ist nicht für Männer reserviert; auch Frauen haben schließlich eine Sonne in ihrem Geburtshoroskop.
Der Sonnenstand im Horoskop lässt sich auch als das »innere Vaterbild« verstehen, die Brille, durch die ich auch äußere Väter und Autoritäten betrachte, angefangen beim leiblichen Vater. Jedes Kind sucht zunächst in ihm die Qualitäten, die diesem inneren Bild entsprechen (z. B. Widder-Sonne Heldenqualitäten oder Krebs-Sonne eher mütterlich-verständnisvolle Seiten). Ob der reale Vater diese Eigenschaften tatsächlich hat oder lebt, ist eine andere Frage. Wenn nicht, kann man sich behelfen mit Lehrern, Gurus, geistigen Vorbildern, die den inneren König besser spiegeln. Letztendlich müssen allerdings auch diese im guten Sinne entmachtet werden, wenn man sein eigenes »Sonnenerlebnis« erfahren möchte, seine Mitte, sein Zentrum, sein Herzensanliegen spüren möchte. Das bedeutet es, König im eigenen Reich zu werden.
Mond Der Mondstand in den Tierkreiszeichen lässt zwölf Gesichter der Muttergöttin entstehen, verschiedene Definitionen von mütterlicher Liebesenergie, von »Seelennahrung«, auch von Heimat, familiärer Zugehörigkeit. Kein Mondstand ist von der Anlage her besser oder schlechter, liebevoller oder liebloser als der andere – nur schmeckt dieselbe Milch nicht allen gleich! Was wir zunächst (unbewusst – der Mond ist das Nachtgestirn) von der leiblichen Mutter erwarten, ob wir es bekommen oder nicht, was wir auch später in Liebesbeziehungen brauchen, um uns vertraut zu fühlen, wie Zuhausesein für uns aussehen kann, zeigt der Stand des Mondes, zumindest symbolisch. Wenn wir uns, was sehr sinnvoll ist, von den Erwartungen an die leibliche Mutter lösen, wenn wir lernen, auch als Erwachsene unser inneres Kind gut zu versorgen, wenn wir eine Anbindung an die Sprache unseres Unbewussten bewahren oder finden, stehen wir mit unserer Mondseite auf gutem Fuß. Und – es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben.
Venus Der Stand der Venus in den Tierkreiszeichen lässt zwölf Gesichter von Schönheit, Tanz, Freude entstehen, auch zwölf Gesichter der Geliebten. Im Gegensatz zum Mond, der mehr den mütterlichen Aspekt des Weiblichen anzeigt, steht hier der erotische Aspekt im Vordergrund.
Mars Auch Mars, der innere Krieger, bekommt durch die zwölf Tierkreiszeichen zwölf Gesichter. Die Stärke eines Krebs-Marses, eines Krebs-Kriegers, ist grundsätzlich anders beschaffen als die eines Widder-Kriegers oder eines Löwe-Kriegers. Es sind zwölf verschiedene Definitionen von Stärke und natürlich auch von Schwäche. Kein Mars oder Krieger ist stärker oder schwächer, besser oder schlechter als der andere.
Männliche und weibliche Prinzipien
Im Horoskop gibt es vier Prinzipien, die im engeren Sinne mit weiblich und männlich zu tun haben: Mond und Venus einerseits, Sonne und Mars andererseits. Für eine Frau sind Mond und Venus die »inneren Göttinnen«, die sie lehren können, wie Frau-Sein für sie geht, als Mutter (Mond) und als Geliebte, Tänzerin (Venus). Nun haben auch Männer Mond und Venus in ihrem Horoskop, es gibt diese Göttinnen auch im Mann. Hier geht es allerdings auch um Beziehungen zur äußeren Frau:
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