Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
dunkle Mann in ihr selber steckt. Dann kann sie ihn sich zum Freund machen, etwa indem sie eine Kampfsportart betreibt. Es ist wichtig, die Wut, Leidenschaft, Kraft für sich selbst zu entdecken und nicht nach außen zu projizieren, indem man sie von Männern erwartet oder befürchtet.
Auch eine Affinität zum dunkelhäutigen Mann im wörtlichen Sinne ist möglich, der afrikanische Trommler ist hier ein wunderbares Bild. Um die Energien des Skorpion-Mars freizusetzen, ist die Teilnahme an einer Trommelgruppe ein guter Weg, aber auch jede Form von Energiearbeit, die die Kräfte des Beckens weckt und möglichst den ganzen Körper erfasst.
Das Amulett
Noch eine Abschiedsgeschichte zum Thema Skorpion. Es war einmal ein König, dem es eigentlich sehr gut ging: Er war reich, und sein Volk lebte in Frieden, aber er wurde von Ängsten geplagt, dass einmal eine Katastrophe passieren könnte. Diese Ängste setzten ihm so zu, dass er schließlich einen alten Weisen um Rat fragte. Der Alte sagte ihm: »Das ist kein Problem, ich gebe dir jetzt ein Amulett mit, und wenn du einmal in einer wirklichen Notsituation bist, aber nur, wenn es wirklich um Leben und Tod geht, dann öffne es, und du wirst darin etwas finden, das dir hilft.« Der König ist beruhigt. Viele Jahre später dringt ein fremder Herrscher ins Land, und es kommt zum Kampf. Unser König flieht mit seinem Pferd, wird von den Feinden verfolgt und gerät dabei an den Rand eines Abgrunds. Jetzt ist die tödliche Bedrohung da, vor der er immer Angst gehabt hat. Er öffnet das Amulett und findet darin einen einzigen Satz: »Auch das geht vorüber.«
Schütze
Der göttliche Funke
Wenn die Sonne sich aus dem Zeichen Skorpion verabschiedet, tritt sie in das letzte Herbstzeichen Schütze. Schütze fällt in den letzten Herbstmonat in unserem Jahreszeiten-Tierkreis, in diesem Monat bewegen wir uns auf den dunkelsten Punkt des Jahres zu. Am Tag der Wintersonnenwende, der den Eintritt der Sonne ins Zeichen Steinbock markiert, besitzt die Nacht ihre stärkste Kraft, zugleich erleben wir jedoch die hoffnungsfrohe Geburt des neuen Lichts, denn mit dem Eintritt in Steinbock wird die Sonne allmählich wieder stärker, sie klettert aufwärts wie der Steinbock im Gebirge.
Schütze ist wie Widder und Löwe ein Feuerzeichen. Widder als jüngstes Feuerzeichen, als Frühlingszeichen, symbolisiert das Urfeuer, auch den jugendlichen Helden, die jugendliche Amazone. Löwe ist im Vergleich dazu älter, seine Zeit liegt etwa in der Jahresmitte, im Hochsommer, und zu ihm passt das Bild von König und Königin, von Mann und Frau in der Lebensmitte. Schütze als »ältestes« Feuerzeichen hingegen lässt sich mit dem Leitmotiv des Priesters und der Priesterin, des Gurus, assoziieren. Hier geht es um einen Aspekt des Feuers, das nicht mehr so primitiv, so wild ist wie das der Widder-Energie, sondern eher dem göttlichen Funken, dem religiösen, rituellen Aspekt des Feuers entspricht.
Feuer spielt in vielen Ritualen eine Rolle. Das Feuer, das zum Himmel aufsteigt, das Feuer, das erleuchten kann, das den Weg weist (wie zum Beispiel das Licht im Leuchtturm), der Feuersturm in der Pfingstgeschichte, das olympische Feuer – das sind alles Bilder, die ich bei Imaginationen über Feuer von Schütze-betonten Menschen erfahren habe.
Chiron
Der Pferdemensch, der Kentaur aus der griechischen Mythologie, gibt für mein Gefühl die Thematik und den Auftrag dieses Tierkreiszeichens sehr genau wieder. Der wichtigste Kentaur der griechischen Mythologie, Chiron, war ein großer Heiler und Lehrmeister, bei dem viele griechische Helden auf ihrer Wanderschaft Station machten, auch der Arzt Asklepios. In der Darstellung repräsentiert Chiron drei Ebenen: Der Unterleib ist der eines Pferdes, Oberkörper und Kopf sind die eines Menschen, und als Bogenschütze hält er Pfeil und Bogen, wobei der Pfeil nach oben gerichtet ist. Letzterer ist als Symbol für das Tierkreiszeichen Schütze übrig geblieben. Die drei Ebenen, die hier zu einem Bild verdichtet sind, könnte man übersetzen mit »Tier, Mensch, Gott«. Der Pferdeleib, das niedrigste Niveau in diesem Bild, steht für die Tiernatur des Menschen, die animalische Seite unseres Wesens. Der Oberkörper symbolisiert den Menschen, der sich aufgerichtet hat, sich seiner Menschenwürde bewusst geworden ist und sich über die primitive Tiernatur erhebt. Der nach oben gerichtete Pfeil schließlich ist ein Bild für die göttliche Bestimmung des Menschen, den
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