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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lecale ERrol
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Ländern, die Eli gesammelt hatte, waren in verschlossenen Räumen aufbewahrt. Eli zeigte sie nur echten Experten, die sich wie er mit der Schattenwelt beschäftigten. Diese Ausbeute des Grauens verdankte es nur ihrem Wert für die Wissenschaft, daß sie nicht längst vernichtet worden war.
    Eli läutete Hugo und wies ihn an, Tee und Gebäck zu bringen, denn nach orientalischer Sitte geht dem Geschäftlichen eine kleine Erfrischung voraus. Eine Weile tauschten die beiden Männer Höflichkeiten aus, dann kam der Diwan unerwartet schnell zur Sache.
    »Mein Herr, der Maharadscha, bittet um Ihre Hilfe, da Sie der Welt größter Experte sind für Werwölfe.« Verlegen suchte er nach dem richtigen Wort.
    »Lykanthropie«, half Eli ihm weiter. »Beziehungsweise, wie ich es zu nennen vorziehe, der Schattenwelt. Kreaturen, weder dieser noch der nächsten Welt, nicht des Himmels, aber vielleicht der Hölle. Eswäre falsche Bescheidenheit, würde ich meine Kapazität verleugnen. Ich bin Spezialist auf diesem Gebiet. Wenn ich Ihnen helfen kann, tue ich es gern. Worum handelt es sich?«
    Der Diwan zögerte, als fürchte er, nicht ernst genommen zu werden. Seine Antwort war nur ein Flüstern.
    »Wir haben einen Tigermann.« Er blickte verlegen zu Boden.
    »Ein Wertiger«, murmelte Eli überlegend. »Es hat schon einige gegeben, obwohl sie bedeutend seltener als Werwölfe sind. Es ist nicht leicht für den menschlichen Geist, die physischen Prozesse der größeren Raubtiere zu beherrschen. Ich kenne allerdings einen interessanten Fall in Nordgrönland, wo ein armer Teufel von Eskimo zu einem Polarbären transmutierte. Er hat in den sonnenlosen Monaten seinen ganzen Stamm ausgerottet.«
    »Armer Teufel? Haben Sie denn Mitleid mit einer solchen Kreatur?«
    »Selbstverständlich.« Eli lächelte trocken. »Sie dürfen nicht vergessen, daß diese Transformation kein freiwilliger Prozeß ist. Werwölfe, Vampire, all die bedauernswerten Kreaturen der Schattenwelt verdanken ihre zweifelhafte Existenz anderen. Ein Vampir entsteht durch den Biß eines anderen Vampirs. Er ist das Opfer, das dazu verdammt ist, neue Opfer zu finden.«
    »Und der Tigermann?«
    »Es gibt Methoden, finstere Methoden noch finsterer Zeiten. Drogen gehören dazu, Hypnose und die Geisteskräfte zum Bösen geborener Menschen. Mit jenen, die anderezu Werwölfen machen, habe ich kein Mitleid. Gibt es denn die Schwarzen Künste immer noch in Ihrem Land? Trotz der Bemühungen des Maharadschas und den Fortschritten, die er herbeiführte?«
    Der Diwan nickte bedrückt.
    »Die Priester der Göttin Kali üben sie aus. Als meinHerr den Goldenen Thron bestieg, schränkte er ihre Macht ein. Er löschte die Thugs aus. Er schaffte Suttieh, die Witwenverbrennung ab, wie im britischen Indien. Aber unser Land läßt sich nicht von heute auf morgen ändern. Die Priester Kalis haben immer noch ihre Tempel und ihre Anhänger. Selbst in den uralten Riten des Palasts haben sie noch etwas zu sagen, und es sind Riten, die nicht einfach abgeschafft werden können, ohne das Volk aufzubringen.’
    »Die Tochter der Nacht«, murmelte Eli. »Die große Königin der Vernichtung. Wer anders als Kali könnte dahinterstecken? Werden ihr immer noch Menschenopfer dargebracht?«
    »Das Gesetz verbietet zwar, aber es gibt sie vermutlich nach wie vor.« Der Diwan seufzte. »Immer wieder verschwinden Menschen. Aber ihr Verschwinden wird offiziell den Raubtieren zugeschrieben. Wie Sie wissen, gibt es in unserem Land Tiger, Panther, Hyänen, die einsame Wanderer überfallen mögen. Später jedenfalls findet man Gebeine, kahlgenagte Knochen. Wer vermag da zu sagen, wie der Tod eingetreten ist?«
    Eli nickte und erhob sich. Wie immer, wenn er konzentriert über etwas nachdachte, schritt er im Zimmer auf und ab.
    »Wer würde von der Erschaffung eines Tigermanns profitieren?«
    »Zweifellos die Priester Kalis«, erwiderte der Diwan ohne zu zögern. »Bereits jetzt raunt das Volk, daß der Maharadscha die Göttin durch seine Reformen erzürnt hat. Man munkelt, die Göttin hätte den Tigermann als Warnung geschickt, um den Regenten zu veranlassen, zur alten Lebensweise zurückzukehren.«
    »Und diese Gerüchte werden natürlich von den Anhängern der Todesgöttin verbreitet.« Eli starrte zum Fenster hinaus. »Ich lasse sofort meine Koffer packen. Soviel ich weiß, läuft die Queen of the East morgen aus. Werden Sie an Bord sein?«
    »Leider nicht. Ich habe noch weitere Aufträge meines Herrn auszuführen. Ich

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