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Der Tigermann

Der Tigermann

Titel: Der Tigermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lecale ERrol
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instinktive Eile ihrer Beine.
    Verzweifelt hielt sie nach einer Zuflucht Ausschau. Ein Hoffnungsfunke erwachte in ihr, als sie sich an die Jagdhütte erinnerte, die nicht weit von der nächsten Wegbiegung entfernt lag.
    Wenn sie sie nur erreichen und die Tür vor der Nase des Verfolgers zuschlagen und verriegeln könnte!
    Über das heftige Pochen ihres Herzens und ihre eigenen hastigen Schritte hinweg versuchte sie ihren Verfolger zu hören. Er schien nicht nähergekommen zu sein. War sie vielleicht flinker als er? Die Hoffnung verlieh ihre neue Kraft.
    Sie rannte um die Biegung und sah die Hütte vor sich auf einer kleinen Lichtung. Die Tür stand offen. Dadurch würde sie eine kostbare Sekunde gewinnen.
    Hastig warf sie einen Blick zurück. In der Dunkelheit war nichts zu erkennen. Aber die leisen Schritte kamen unaufhaltsam näher.
    Und näher kam auch ein Paar fluoreszierender Lichter, größer als das Glimmern der Glühwürmchen.
    Mit einem halbunterdrückten Schrei stürzte sie in die Hütte und schlug die Tür hinter sich zu. Bebend schob sie den klobigen Holzriegel vor. Aber würde das genügen? Die Tür war schon alt und morsch. Devizerrte auch noch das einzige Möbelstück, ein rohgezimmertes Bett, vor die Tür, auch wenn es nur eine schwache Barrikade darstellte.
    Und nun war, wer oder was immer ihr auch gefolgt war, vor der Hütte angekommen. Sie hörte das unruhige Tappen von leisen Sohlen und ein neues Geräusch, wie das aufgeregte Schnüffeln eines Hundes.
    Durch das morsche Holz der Tür drang ein fauliger, schreckenerregender Gestank. Es roch nach Blut und Dschungel, aber hauptsächlich nach einer Raubkatze. Es erinnerte sie an ihren Besuch im Privatzoo des Maharadschas. Sie war nur ein einziges Mal dort gewesen, denn der Anblick der gefangenen, in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten Tiere verletzte ihren Sinn für Gerechtigkeit.
    Das beängstigende Geräusch war noch furchtbarer als der Gestank. Es hörte sich an wie das zufriedene Schnurren einer Großkatze. Solche Töne hatte auch der Tiger im Zoo von sich gegeben, als er mit seiner rauhen Zunge das Fleisch von einem gewaltigen Knochen leckte.
    Ein Tiger? So nah an der Stadt? Aber natürlich war es möglich. Sie atmete erleichtert auf. Hier in der Gegend hatte man nichts von menschenfressenden Tigern gehört. Vermutlich war ihr Verfolger nur ein etwas neugieriges Exemplar, das sich für den ihm unbekannten Geruch interessierte. Auf jeden Fall aber würde es ihm schwerfallen, sich Eintritt in die Hütte zu verschaffen.
    Doch ihre Zuversicht hielt nur Sekunden an.
    Die Tür erbebte unter einem heftigen Aufprall. Dann unter einem zweiten. Sie hörte das Bersten des Holzes.
    Weitere Schläge folgten. Devi begann zu schreien.
    Ihr Schrei wurde zum Wimmern.
    Ein Türbrett löste sich und polterte nach innen.
    Im schwachen Licht der Sterne sah Devi etwas durch die Lücke greifen, nach dem Riegelbalken tasten und ihn hochheben. Wie konnte ein Tiger mit einem Sperrbalken umgehen?
    Aber es war kein Tiger.
    Mit dem Mut der Verzweiflung versuchte sie die Pranke zurückzuschieben.
    Aber es war auch keine echte Pranke. Was sie berührte, hatte die Form einer Hand. Eine Hand jedoch, die mit dichtem Haar überwuchert war. Eine Hand, deren Finger in gewaltigen Krallen endeten.
    Die Gestalt, die die eingeschlagene Tür und das Bett davor zur Seite schob, stand zum Sprung gekauert, halb Mensch, halb Bestie, in der Hütte.
    Der nackte Körper war über und über mit gestreiftem Fell bedeckt. Und der Kopf…
    Er war es, der das Mädchen vor Grauen lähmte. Es war ein gewaltiger Schädel mit riesigen Fangzähnen. Ein Kopf, der weder einem Menschen, noch einem Tierkörper gehören konnte und dessen glühende Augen sie fixierten.
    Und dann sprang die Bestie und umschlang sie mit den kräftigen bepelzten Armen. Devi spürte die scharfen Krallen durch ihren Sari dringen. Hilflos mußte sie erdulden, daß die Bestie ihn in Fetzen riß, und mit ihm ihre ungeschützte Haut.
    Die Augen der Kreatur glühten intensiver, und das Schnurren drang lauter, ja triumphierend aus dem ekelerregenden Rachen, als ihr schlanker Leib nackt unter der Bestie lag.
    Und dann nahm ein gnädiger Gott ihr die Sinne, und Devi wußte nicht mehr, was mit ihrem Körper geschah.
     
    »Diese Neunmalklugen von der Royal Society lehnen allein schon die Möglichkeit der Existenz von Werwölfen ab«, ärgerte sich Eli Podgram. »Und zwar mit der Begründung, daß keiner von ihnen je einen gesehen hat

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