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Der Tod des Teemeisters

Der Tod des Teemeisters

Titel: Der Tod des Teemeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasoushi Inoue
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Fenster drang wunderbar mildes Licht und unterstrich die Schönheit dieser morgendlichen Teegesellschaft.
    Mein Meister verwendete ein Daisu – ein Gestell für Teegerätschaften – und Unterschalen. Beides nahm er nur selten in Gebrauch. Ich vermute, er wollte sich dem Stil der Gäste aus dem Daitokuji anpassen.
    In der Nische hing ein Gedicht von Kidō.
    Auf dem Daisu befanden sich ein mit Noppen verzierter eiserner Kessel, ein metallenes Wassergefäß mit Wappen, eine Schöpfkelle aus Metall und eine Deckelstütze. Auf dem Regal standen die erhöhten Unterschalen, ein quadratisches Tablett und eine bauchige Teedose in einem Beutel.
    Da die Zeremonie heimlich stattfand, durfte ich die Aufgabe des Gehilfen übernehmen, die andernfalls einem Würdigeren zugekommen wäre. Man hieß mich auch Aufzeichnungen machen, und ich gab alles so getreu wie möglich wieder: jeden Handgriff meines Meisters und die genaue Anordnung auf dem Teegestell. Heute sind diese Aufzeichnungen für mich eine unersetzliche Kostbarkeit.
    Die Kalligraphie war meinem Meister von Hideyoshi,der damals noch Kanpaku, also kaiserlicher Berater, war, zur Restaurierung anvertraut worden. Ihr Schöpfer Kidō war ein chinesischer Zenmeister der Rinzai-Schule und ein bedeutender Ahnherr des Daitokuji. Doch nicht nur deshalb hätte man sich kaum etwas Passenderes für diese Zeremonie denken können als dieses Gedicht, denn es harmonierte auch inhaltlich vorzüglich mit dem Anlaß.
    Blätter fallen von den Zweigen,
    Die Luft im Spätherbst ist kühl und rein.
    Der edle Gelehrte schickt sich an, den Zentempel
    zu verlassen.
    Ihr, die in menschenleere Gegenden aufbrecht,
    kehrt eilends zurück,
    und erzählt uns, was Euer Herz im Innersten bewegt.
    Das Gedicht spiegelte genau das wieder, was die Männer bei ihrem Abschied von Ehrwürden Kōkei empfanden, der nach Westen in die Verbannung ging.
    Die Zeremonie war stilvoll, schlicht, lebhaft und verschwiegen zugleich, Gastgeber und Gäste waren eines Sinnes. Ganz wie es sich geziemte, einen edlen Geistlichen bei seinem Aufbruch in »menschenleere Gegenden« zu verabschieden.
    Als die Zeremonie beendet war und die Herren vom Daitokuji sich empfohlen hatten, blieb ich, um aufzuräumen. Meister Rikyū hatte wieder Platz genommen. Ich war der Ansicht, es sei sicherer, das Gedicht von Kidō möglichst rasch abzuhängen, aber er gebot mir Einhalt.
    »Laß es noch eine Weile dort«, sagte er, und ich gehorchte.
    Am Abend hatte ich etwas im Teezimmer zu erledigen,hielt jedoch, da ich die Gegenwart eines Menschen spürte, in der Tür inne. Es dämmerte schon, war aber noch zu früh, um die Laternen anzuzünden. Als ich ins Zimmer spähte, erblickte ich meinen Meister noch an derselben Stelle sitzend wie am Vormittag.
    »Bist du es, Honkakubō?« fragte er nach einer Weile. Bis dahin hatte ich Gelegenheit, ihn zu beobachten. Er saß sehr gerade, hatte beide Hände auf die Knie gelegt und das Gesicht seitlich nach oben gewandt. Seine Haltung wirkte gelassen, jedoch nachdenklich. Seine Miene war so entrückt, daß ich ihn nicht einfach so hatte ansprechen können. Ich fragte mich, was er dachte oder eher, was ihn so gefangen hielt.
    »Häng jetzt die Rolle ab«, bat er mich.
    »Sehr wohl«, erwiderte ich hastig und erschrocken, daß die ihm von Hideyoshi anvertraute Kalligraphie noch immer in der Nische hing. Eine Abschiedszeremonie zu Füßen von Hideyoshis Residenz für einen Mann, der dessen Zorn erregt hatte und den er nach Kyūshū verbannt hatte, ging vielleicht gerade noch an, aber diese Kalligraphie hinter dem Rücken des Großfürsten aufzuhängen war keine Kleinigkeit. Überdies mißbilligte das Gedicht, wenn auch versteckt, die Grausamkeit der Mächtigen, die tugendhafte Geistliche wie Herrn Kōkei in menschenleere Gegenden verbannten.
    Mein Meister mußte den halben Tag vor der Bildrolle des Kidō verbracht haben.
    Eilig nahm ich sie von der Wand und rollte sie zusammen. Ehe ich den Raum verließ, warf ich einen Blick auf meinen Meister. Es saß noch immer reglos mit unveränderter Miene da.
    »Soll ich Euch eine Lampe bringen?« fragte ich ihn.
    »Ist es schon so spät?«
    Zum ersten Mal bewegte er sich und stand auf. Von den ganzen zehn Jahren, in denen ich ihm diente, hat dieser Augenblick den stärksten Eindruck bei mir hinterlassen. Sooft ich mich daran erinnere, drängt sich mir der Gedanke auf, daß mein Meister damals im Geiste Taikō Hideyoshi gegenübersaß. Das heißt, er veranstaltete die

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