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Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad

Titel: Der Tod fährt Riesenrad - Kneifl, E: Tod fährt Riesenrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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wäre sowieso eingezogen worden, da er zu Beginn seines Studiums nur einen Aufschub bewilligt bekommen hatte.
    Peinlich berührt versuchte Gustav zurück zu ihrem eigentlichen Thema zu kommen: „Und wie ging es mit dem Schwabenau weiter?“
    „Tja, der hat sich halt mit seinen Konkurrenten geeinigt. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, wie man so schön sagt. Der Max Polanski hat sich danach selbstständig gemacht. Hat auf einmal mit dem Geld um sich geschmissen. Er besitzt mittlerweile einige Hutschen und Ringelspiele und kassiert von den meisten Budenbesitzern Schutzgeld. Jaja, der Herr Polanski hat es geschafft! Er gehört inzwischen fast zur feinen Gesellschaft. Nur mit dem Schwabenau scheint er nicht mehr auf gutem Fuß zu stehen. Die beiden sieht man jedenfalls nie miteinander. Warum interessierst du dich für den alten Geldsack?“
    „Ich habe seine schöne Tochter kennengelernt“, sagte Gustav mit einem anzüglichen Augenzwin-kern.
    „Gute Partie!“
    Rudi war ein intelligenter Mann, ein treuer und aufrichtiger Freund, aber er hatte ein großes Problem, und das waren die Frauen. Er war verrückt nach den Weibern, ja, richtiggehend süchtig nach ihnen. Erotik war das Wichtigste in seinem Leben. Sobald Gustav angedeutet hatte, dass es sich um eine neue Liebschaft handeln könnte, vergaß Rudi auf seinen kriminalistischen Spürsinn und wollte unbedingt mehr über diese Bekanntschaft erfahren.
    Irgendwann wird ihm seine Obsession zum Verhängnis werden, dachte Gustav. Leidenschaften sind etwas sehr Gefährliches, sie können einen schnell in den Untergang führen. Dennoch schwärmte er seinem Freund nun von den violetten Augen und den süßen Lippen der schönen Margarete von Leiden vor und versuchte gleichzeitig, ihn weiter über die Familie Schwabenau auszuhorchen. Doch Rudi war fixiert auf sein Thema Nummer eins.
    „Und, hast du sie schon gepudert?“, fragte er aufgeregt.
    „Nein, wo denkst du hin. Ich habe sie heute zum ersten Mal gesehen. Weißt du was über sie?“
    „Leider nein. Ich kenne, wie gesagt, nur ihren Vater. Beim Bau des Riesenrads, das morgen eröffnet wird, hätte der Schwabenau übrigens auch gern wieder mitpartizipiert. Aber der Steiner wollte mit ihm keine Geschäfte mehr machen, hat den Auftrag lieber britischen Ingenieuren gegeben. Seither darf angeblich keiner mehr den Wurstelprater in Schwabenaus Anwesenheit erwähnen. Angeblich hat aber der Polanski dem Steiner billige Arbeitskräfte aus seiner früheren Heimat Polen vermittelt. Bestimmt hat er den ganzen Lohn kassiert und den armen Schweinen nur ein paar Heller abgegeben. Mit dem Polanski ist übrigens nicht gut Kirschen essen. Er ist ein harter Brocken. Ich weiß nicht, wer von den beiden ärger ist, der Polanski oder der Schwabenau. – Vergessen wir diese alten Säcke! Sag, hat die Kleine einen tollen Busen?“
    Gustav nickte grinsend.
    „Und ihr Arsch? Rund und fest?“
    „Hör auf, Rudi. Ich habe sie nur in voller Montur gesehen, geschnürt und zugeknöpft bis zum Hals, aber ich glaube, ihr Arsch ist formidabel.“
    Rudis Gelächter war bestimmt bis auf den Gang hinaus zu hören.
    „Wenn du ihrer überdrüssig wirst, schick sie zu mir, gut?“
    „Wird gemacht, du alter Bock.“
    Gustav verabschiedete sich von seinem Freund, da er die Hoffnung aufgegeben hatte, noch mehr über die Schwabenaus zu erfahren.
    Er ging zu Fuß nach Hause, spazierte die Ringstraße entlang, vorbei an der Alma Mater Rudolphina, der zweitältesten Universität im Heiligen Römischen Reich, vorbei an dem von Gottfried Semper erbauten Burgtheater, das ebenso wie die Börse, die Universität und die Oper im Stil der Neo-Renaissance errichtet worden war. Das neugotische Rathaus erinnerte Gustav an die bedrohlich wirkenden Schlösser in den illustrierten Märchenbüchern seiner Kindheit. Am ehesten sagte ihm das von Theophil von Hansen in neohellenistischem Stil errichtete Parlamentsgebäude zu. Egal, was wir Wiener an den neuen Bauten zu motschkern haben, wir meckern sowieso immer, dachte er belustigt und machte einen Abstecher in den Volksgarten. Er wusste es zu schätzen, dass sich zwischen den gloriosen Ringstraßengebäuden ausgedehnte Parkanlagen erstreckten. Seit seiner Zeit beim Militär mochte er all den Prunk und Protz in seiner Heimatstadt. In den acht Jahren, die er in trostlosen Garnisonen an der Grenze zum russischen Zarenreich verbracht hatte, war er nur vier Mal auf Heimaturlaub gewesen. Jedes Mal hatte er den Eindruck gehabt,

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