Der Tod hat eine Anhängerkupplung: Ein Campingkrimi (German Edition)
…«, Lothar überlegte, »… könnte ich verdammt ungemütlich werden.«
»Anouk, wie ungemütlich kann der Herr Westerbeck werden?«
Anouk Gerritsen saß auf einem Barhocker am linken Stehtisch, in der Nähe des Ausgangs, zusammen mit Bram van Buyten und Isabelle. »Nun …«, sagte sie, »… er hat den Coen am Pullover gepackt, ihn geschüttelt und geschrien: Ich hau dich unangespitzt in den Boden, Kollege, ich bring dich um! «
»Haben Sie das so gesagt, Herr Westerbeck?«
Lothar war sichtlich nervös. »Ja, das habe ich wohl gesagt, aber das habe ich …«
»Mehr möchte ich im Moment nicht von Ihnen wissen. Danke, Herr Westerbeck.«
Lothar sah aus, als hätte er nicht übel Lust, den Inspecteur auch mal eben unangespitzt in den Boden zu hauen.
Der wandte sich Babette zu. »Frau Schreiner, sind Sie von Beruf auch Polizistin?«
»Nein, ich arbeite bei der Stadtsparkasse in Köln«, antwortete Babette verwundert.
»Ach, dann ist die Detektivspielerei nur Ihr Hobby?«
»Ich spiele nicht Detektiv«, widersprach sie. »Ich habe durch Zufall etwas herausgefunden. Fragen Sie mal den netten Herrn van Buyten.«
»Das habe ich schon getan. Wim, hat Bram van Buyten das Gespräch mit dir gesucht?«
Wim sah zu seinem Steuerberater hinüber. »Ja, das hat er, und das ist auch noch nicht ausdiskutiert.«
Babette schien entsetzt, dass der Inspecteur jetzt nicht Bram van Buyten ins Gebet nahm. »Ja aber …!«, rief sie.
»Warum haben Sie sich denn so in die Ermittlungen gestürzt?«, fragte der Inspecteur . »Ist es nicht so, dass Sie in erster Linie wollten, dass kein Verdacht auf Ihren Mann fällt?«
Babette war erstarrt. »Nein, ich …«
»Was war da los an Pfingsten? Fünf Frauen verbringen ohne ihre Ehemänner ein Wochenende an der Nordsee. Sie flirten auf Teufel komm raus! Und dann fiel der entscheidende Satz. Wie lautete der, Frau Balkenhol?«
»Coen sagte: Ich hoffe, ihr hattet alle schöne Tage in Holland. Eine von euch hatte jedenfalls eine wunderbare Nacht mit mir. «
Anouk lachte laut auf. Doch wenn die Gemeinde andächtig dem Pfarrer lauscht, lacht man nicht. Alle Blicke richteten sich auf die junge Frau mit dem kurz gelockten dunklen Haar, deren gelbes Poloshirt mit Rückenaufdruck sie als Mitarbeiterin von de Grevelinge auswies. Anouk schaute überrascht in die Menge: »Was gucken Sie so? Das ist nun wirklich zum Lachen. Da haben also fünf Weiber einen Zickenkrieg veranstaltet, und fünf Kerle waren eifersüchtig wegen Coens berühmtem Eine von euch hatte jedenfalls eine wunderbare Nacht mit mir ! Das war ein Spiel! Coen konnte sehr verschwiegen sein, sehr diskret. Also, wenn er euch gesagt hat, dass er eine wunderbare Nacht hatte, dann könnt ihr sicher sein, die Frau saß nicht mit am Tisch!« Sie lachte wieder.
Der Inspecteur blickte in die Runde. »Wim, hast du was gegen die Ehe von Isabelle und Coen gehabt? Isabelle, war eure Ehe glücklich? Anouk, haben Sie sich mal mit Ihrem Chef gestritten? Ich will jetzt auf keine dieser Fragen eine Antwort. Ich will nur eins festhalten: Es gibt keine Zeugen, es gab keine Fingerabdrücke, keine DNA -Spuren. Und alle hier im Saal haben ein Motiv – für den ersten Mord.«
Der blasse Mann im grauen Anzug an der Seite des Tresens räusperte sich.
»Vielleicht kennen Sie Arie Tromp noch nicht.« Der Inspecteur zeigte auf den Unbekannten. »Er ist der zuständige Gerichtsmediziner. Ja, Arie?«
Arie Tromp stand auf – ein unnötiges Unterfangen, denn sitzend auf dem Barhocker war er genauso groß gewesen. »Ich denke, wir können die Frauen ausschließen. Rimmel war ein großer, kräftiger Mann, und er wurde durch einen Schlag auf den Kopf außer Gefecht gesetzt. Wir sollten uns darum auf die Männer konzentrieren.«
Der Inspecteur blickte scharf in Tromps Richtung. »Im Gegenteil! Wir sollten uns besonders auf eine Frau konzentrieren. Auf Andrea Heinrichs, das zweite Opfer. Arie?«
Der Gerichtsmediziner nickte. »Der zweite Mord gleicht dem ersten wie ein Ei dem anderen. Der Schlag mit einem stumpfen Gegenstand, die Ohnmacht, das Seil, der Tod durch Ertrinken. Wir können davon ausgehen …«
»Überlass die Schlussfolgerungen bitte mir«, unterbrach ihn der Inspecteur .
Der Pathologe schien beleidigt. Zwischen zusammengebissenen Zähnen knurrte er etwas auf Holländisch, das so klang, als wolle er verdammt noch mal wissen, was er hier sollte, wenn er nichts sagen durfte.
»Der zweite Mord sah also genauso aus wie der erste«, fuhr der
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