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Der Tod hat einen Namen

Der Tod hat einen Namen

Titel: Der Tod hat einen Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon de Winter
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hatte. Sie bevorzugte dunkle Kleidung, wenn sie Konzerte gab. Sie bildeten einen wunderbaren Kontrast zu ihrenblonden Haaren und blauen Augen. Als einzigen Schmuck hatte sie an diesem Abend eine weiße Perlenkette angelegt. Die junge Frau hatte diese Kette vor drei Jahren zu ihrem zwanzigsten Geburtstag von ihrem Vater bekommen. Ein halbes Jahr später waren ihre Eltern bei einem Ausflug in den Schweizer Bergen tödlich verunglückt.
    "Wo bleibst du denn, Darling?" drang Robins ungeduldige Stimme durch die geschlossene Tür.
    "Ich komme schon." Sie schlüpfte in einen weißen Hausanzug, zog ihre Lippen nach, tupfte etwas Parfüm hinter die Ohren und verließ das Schlafzimmer.
    "Du wirst mit jedem Tag schöner", sagte Robin Graven, als seine Freundin in den Salon kam. Er stellte die beiden Gläser ab, die er in den Händen hielt, und zog sie an sich. "Ich liebe dich, Pamela." Seine Lippen liebkosten ihr Gesicht.
    Minutenlang gab sich Pamela seinen Zärtlichkeiten hing, dann fragte sie sich, wie schon so oft in den letzten Wochen, ob das, was sie für ihren Freund empfand, wirklich Liebe war und nicht nur Zuneigung. Sie mochte Robin und war gerne mit ihm zusammen, aber sie kamen aus verschiedenen Welten. Schon ihre Eltern und Großeltern waren Künstler gewesen und hatten es zu internationalem Ruhm gebracht. Als Kind hatte sie mit ihnen die ganze Welt bereist. Robins Familie dagegen war sehr konservativ. An die beiden Gelegenheiten, bei denen Robin sie nach Graven Hall mitgenommen hatte, dachte die junge Frau nicht gerne. Man war höflich, aber distanziert zu ihr gewesen. Sie hatte deutlich gespürt, daß Künstler für die Gravens fast asozial waren.
    Robin ließ sie los. Er nahm die Gläser und trug sie auf die Dachterrasse hinaus. "Was für ein schöner Abend", bemerkte er und blickte auf den Kensington Park hinunter. "Ein Abend wie geschaffen für uns beide." Er drückte ihr eines der Gläser in die Hand.
    Sie prosteten einander zu. Pamela nippte an ihrem Drink. "Du bist ein wahrer Künstler, was Getränke betrifft", meinte sie. "Wie nennst du diese Komposition?"
    "Wie wäre es mit Pamelas Dream?" Er schaute ihr in die A ugen und stellte sein Glas ab. "Wir sollten heiraten", sagte er.
    Die junge Frau hatte nicht mit einem Heiratsantrag gerechnet, jedenfalls noch nicht jetzt. Immerhin kannten sie sich kaum sechs Monate. "Und deine Familie, was wird sie dazu sagen?" fragte sie verblüfft.
    "Ist das alles, was dir dazu einfällt?" Enttäuscht griff er wieder nach seinem Glas.
    "Du hast mich etwas überrumpelt."
    Er nahm sie in den Arm. "Meine Eltern werden glücklich sein, eine Schwiegertochter wie dich zu bekommen", behauptete er und strich ihr zärtlich die Haare aus der Stirn. "Du gefällst ihnen. Nur dein Beruf entspricht natürlich nicht ihren Vorstellungen, aber nach unserer Heirat dürfte auch das kein Thema mehr sein." Er lachte. "Dann wirst du nur noch für uns und unsere Gäste spielen."
    Pamela sah ihn entgeistert an. Sie wand sich aus seinen Armen. "Ich soll meinen Beruf aufg eben?"
    "Ist das nicht selbstverständlich, Darling?" Robin berührte ihre Schulter. "Als meine Gattin wirst du andere Pflichten haben, oder meinst du, es ließe sich mit meiner Stellung vereinbaren, mit einer Frau verheiratet zu sein, die einen Großteil des Jahres im Ausland Konzerte gibt?"
    "Tut mir leid, Robin, aber meinen Beruf werde ich niemals aufgeben", erwiderte die junge Frau traurig. Wie konnte ihr Freund nur so etwas verlangen? "Schon als Kind habe ich davon geträumt, eines Tages in den größten Konzertsälen der Welt zu spielen. Ich wollte immer Pianistin werden, deshalb war mir auch kein Opfer zu groß. Tag für Tag habe ich lange Stunden am Flügel verbracht, während meine Klassenkameraden draußen spielten. Ich mußte auf so vieles verzichten. Ich hätte gerne Sport getrieben, aber außer Schwimmen kam kaum etwas in Frage, weil ich auf meine Hände Rücksicht nehmen mußte."
    "Gilt dir unsere Liebe nicht mehr als dein Beruf?" fragte der junge Rechtsanwalt. "Ich will nicht abstreiten, daß es dir anfangs schwerfallen wird, auf Konzerte zu verzichten, auf den Applaus, doch dafür wirst du soviel mehr bekommen. Vergiß nicht, daß die
    Gravens zu den ältesten Familien Englands gehören. Wir können unsere Familie fast bis zu den Römern zurückverfolgen. Es waren immer wieder Gravens, die ..."
    "Auch ich gehöre einer alten Familie an, Robin", fiel Pamela ins Wort. "Verlange ich deshalb von dir, deinen Beruf aufzug

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