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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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anderen Häftlinge nachgesehen. Dabei entdeckten sie, daß auch Andreas Baader und Gudrun Ensslin „Selbstmord" begangen hatten und Irmgard Möller sich mit einem Brotmesser mehrere Stiche in die Brust beigebracht hatte. War schon der Zeitpunkt dieser Ereignisse merkwürdig, so mußten die festgestellten Details erst recht Mißtrauen wecken. Baader und Raspe, der um 9 Uhr 40 im Krankenhaus verschied, waren an Kopfschüssen gestorben. Die Pistolen sollen nahe bei den Körpern gelegen haben. Baader wies einen „Genickschuß" auf, der drei Zentimeter über dem Haaransatz im Nacken eindrang und am Stirnansatz endete. Bei Raspe war die Kugel in Höhe des rechten Ohres unterhalb der Schläfe eingedrungen und auf gleicher Höhe an der linken Schädelseite wieder ausgetreten. Baader starb an einem sogenannten absoluten Nahschuß, das heißt, die Pistole berührte bei Schußabgabe die Haut; bei Raspe konnten sichere Zeichen dafür nicht gefunden, jedoch mit Bestimmtheit gesagt werden, daß der Schuß aus unmittelbarer Nähe abgegeben wurde. Gudrun Ensslin soll sich mit einer Kabelschnur am Zellenfenster erhängt haben. Soweit lagen medizinische Befunde vor, die von den Anwälten der Verstorbenen bestätigt wurden. Der Baader-Verteidiger Heldmann räumte sogar ein, sein Mandant könnte sich den Genickschuß selbst beigebracht haben.
    Die Zusammenhänge und Voraussetzungen dieser mysteriösen Todesfälle allerdings waren überaus widerspruchsvoll. So erklärte beispielsweise der zuständige Justizminister Bender unmittelbar nach den Stammheimer Vorfällen, die Tatwaffen bzw. mindestens eine davon wären Fabrikate der Firma Heckler & Koch, wie sie stets von den RAF-Leuten bevorzugt wurden. Später berichtigte die Polizei: Das Fabrikat der Pistolen wäre nicht erkennbar, weil sie keine eingestanzte Firmenmarke aufwiesen. Wie die Waffen in die Hände der hermetisch von der Außenwelt abgeschlossenen Häftlinge kommen konnten, blieb ebenfalls rätselhaft. Bender sagte, er wüßte keine Erklärung dafür. In der Nacht nach der Entführung Schleyers wären alle Zellen der RAF-Häftlinge sehr gründlich von Beamten des Landeskriminalamts und danach täglich von denen der Anstalt durchsucht worden. Die Häftlinge hätten keinerlei Kontakt zur Außenwelt gehabt. Lediglich der Augenarzt durfte sie weiterbehandeln. Später gab Generalbundesanwalt Rebmann bekannt, die Pistolen wären in „Verteidigerakten", vermutlich schon lange vorher, ins Zuchthaus geschmuggelt worden. Das konnte aber sehr schnell von der Strafvollzugsleitung und sachkundigen Kriminalbeamten widerlegt werden. Gerade die Akten und Behältnisse der RAF-Anwälte wurden beim Betreten der Strafvollzugseinrichtung stets so gründlich durchsucht, daß nicht einmal ein Federmesserchen unbemerkt geblieben wäre.
    Als immer mehr kritische Stimmen laut wurden, entdeckte man plötzlich im Trakt der RAF-Häftlinge weitere Verstecke, in denen sich sogar Sprengstoffpatronen, Kopfhörer, ein Transistorradio, kurz, all das befunden haben soll, was die Selbstmordmöglichkeiten der total isolierten Häftlinge glaubhaft machen mußte. Wie die streng bewachten Gefangenen diese Verstecke, die größtenteils sogar außerhalb ihrer Zellen lagen, einrichten und jederzeit erreichen konnten, wurde lediglich mit allgemeinen Vermutungen belegt.
    Noch eine Angelegenheit blieb überaus undurchsichtig. Verschiedenen Meldungen zufolge hatte Andreas Baader am 17. Oktober offenbar doch gewisse Kontakte nach „draußen" gehabt. Er soll die Anstaltsleitung um die Vermittlung eines dringenden Gesprächs mit dem Bundeskanzleramt ersucht und ein solches auch bekommen haben. Etwa eine Stunde lang hätte er mit dem Kanzleramt, nach einer anderen Version mit dem Bundeskriminalamt, telefoniert und kurze Zeit darauf sogar den Besuch eines Beamten - des Kanzleramtes oder des BKA - erhalten. Ein Kontakt zum Bundeskanzleramt wurde von Regierungssprecher Bölling dementiert. Wieviel solche Dementis wert sind, hat das von Staatsminister Wischnewski am 15. Oktober zur gewaltsamen Geiselbefreiung bewiesen.
    Unbestritten ist, daß Gudrun Ensslin am Nachmittag des 17. Oktober auf eigenen Wunsch den Besuch der Anstaltsgeistlichen Rieder und Kurmann empfing. Sie bat die Geistlichen, wie diese später bezeugten, im Falle ihrer Verhinderung dafür zu sorgen, daß die drei Briefe, die sich in der „Anwaltmappe" in ihrer Zelle befänden, Staatssekretär Schüler im Bundeskanzleramt zugeleitet werden. Als die

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