Der Tod kommt in schwarz-lila
sagte der Italiener nach einer Weile und wandte sich zur Tür.
»Halt! Schon gut!« Straßberg übergab Gerry die Tasche.
Der Italiener ging zu einem altersschwachen Tisch in der Ecke und schüttete den Inhalt vorsichtig aus. Uhren, Ringe, Ketten, Anhänger und ein funkelnder Armreif. Gerry zog eine Juwelierslupe aus seiner Jacke und begann jedes einzelne Stück genau zu begutachten. Er kannte sich aus und wusste, worauf es ankam.
Ungeduldig stand Straßberg im Zimmer und beobachtete den Mann, der mit dem Rücken zu ihm am Tisch stand.
»Doch, ist gute Ware. Hat sich gelohnt. Was willst du dafür?«
»Ich dachte an zwanzig Riesen.«
Der Italiener nickte und räumte den Schmuck in die Tasche zurück. Er lächelte zufrieden. »Das Geld muss ich erst holen. Einen Scheck willst du ja nicht.« Plötzlich wirbelte er herum. Ein Stilett lag in seiner Hand und mit einem »Klick« schoss die Schneide aus dem Griff hervor. Straßberg schaute überrascht auf die matt glänzende Klinge.
»Du rührst dich nicht von der Stelle!«
Straßberg blieb wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Damit hatte er nicht gerechnet. Der Italiener griff nach der Sporttasche und ging an Straßberg vorüber, das Messer immer noch bedrohlich auf ihn gerichtet. Straßberg schätzte seine Chancen ab. Er schaute sich um. Sein Blick fiel auf einen Schürhaken in der Ecke.
Der Italiener rannte zur Tür. Schon verschwand er im düsteren Flur.
Straßberg dachte nicht daran, sich der Früchte seiner mühsamen Arbeit so einfach berauben zu lassen. Er ergriff den Schürhaken und hetzte hinter dem Flüchtenden her. Gerry hatte schon das Haus verlassen und spurtete über den Hinterhof. Straßberg war schnell. Schritt um Schritt holte er auf. Der Italiener musste Straßberg gehört haben, denn plötzlich wirbelte er herum und warf die Sporttasche zu Boden.
»Du willst es also wissen!«, raunte Gerry. Straßberg war heran. Drohend hob er den Schürhaken. Gerry ging ein paar Schritte zurück.
»Gib mir die Tasche!«, forderte Straßberg.
Nur noch wenige Schritte trennten die beiden Männer. Sie belauerten sich wie zwei Raubkatzen. Plötzlich, blitzschnell, warf sich der Italiener Straßberg entgegen. Straßberg sah die stählerne Klinge auf sich zukommen und holte zum Schlag aus. Der Italiener war quirlig und schnell. Tief duckte er sich und der Schlag ging ins Leere. Dann war er heran. Erbarmungslos stach er mit dem Stilett zu. Er traf Straßberg am Arm, im Bauch und in den Unterleib.
Die Schmerzen waren unbeschreiblich. Ein gellender Schrei brach sich an den Hauswänden. Straßberg stürzte zu Boden. Der Schürhaken fiel ihm aus der Hand.
Der Italiener griff nach der Tasche und rannte davon. Straßberg blieb am Boden liegen. Der Schmerz wollte nicht enden. Er schrie ihn sich aus dem Leib.
9
Schwer bepackt mit ihren Einkaufstaschen wankte die alte Frau über den gepflasterten Gehweg. Plötzlich hallten Schmerzensschreie über den Hinterhof hinaus auf die Straße. Die Frau blieb stehen und blickte sich suchend um. Ein südländischer Kerl mit schwarzer Lederjacke rannte direkt auf sie zu. In seinen Händen hielt er eine Sporttasche. Ihr ängstlicher Blick huschte über das sonnengebräunte Gesicht. Der Mann hatte es eilig. Eine besondere Eile. Ganz anders, als wenn man fürchtet, einen Bus oder den Zug zu verpassen. Eine Eile, die der alten Frau einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Die anderen Passanten schienen keine Notiz von dem Mann zu nehmen, oder wollten sie von nichts wissen? Sie blickte ihm nach, bis er hinter der nächsten Hausecke verschwunden war. Dann wandte sie sich dem Hinterhof zu. Die Schreie waren verstummt. Vorsichtig schlich sie an der Hauswand entlang. Als ihr das alte Gemäuer den Blick in den schmuddeligen Hof gestattete, zuckte sie zusammen. Inmitten des Platzes lag ein Mann leblos im Schmutz. Als sie näher kam, sah sie das Blut an seinen Händen. Sie zögerte keine Minute und hastete so schnell sie konnte zurück zur Straße zu einer Telefonzelle.
Zwei Minuten später bremste ein Streifenwagen vor der Einfahrt. Hier in dieser Gegend war die Polizei niemals weit. Beamte stiegen aus und rannten in den Hinterhof. Kurz darauf kehrte ein Polizist zurück und griff zum Funkgerät. Die alte Frau wartete geduldig. Sirenen waren zu hören. Ein Krankenwagen stoppte mit quietschenden Reifen hinter dem Polizeiauto. Neugierige versammelten sich auf dem Gehweg.
Immer mehr Polizeiwagen rückten an. Beamte sperrten den Gehweg
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