Der Tod kommt in schwarz-lila
Kopf führte nur zur Besinnungslosigkeit. Die Lunge des Mannes war voller salzigem Seewasser. Er ertrank jämmerlich, gefangen in seinem eigenen Fischernetz.«
In Trevisans Kopf arbeitete es fieberhaft. Hatte er nach dem Bekanntwerden der Verbindung zu Mijboer auch nur kurz an seinen Überlegungen bezüglich Straßberg gezweifelt, so sah er nun wieder klar. Hansens langsamer Tod, der abgeschnittene Finger, das alles passte nicht zu Straßberg.
War Hansen das eigentliche Ziel des Mordanschlages gewesen? Wollte der Mörder mit der Todesart des alten Fischers ein Zeichen setzen, und was sollte die Sache mit dem abgeschnittenen Finger? War der abgetrennte Finger so etwas wie ein Zeichen?
Draußen schien die Sonne. Trevisan brauchte Ruhe und musste nachdenken. Er verabschiedete sich von Doktor Mühlbauer, verließ das Gebäude und schlug den Weg in Richtung Yachthafen ein.
*
Als Monika Sander die Dienststelle betrat, kam ihr Fürst, ein junger Kollege, der für Raubdelikte zuständig war, aufgeregt entgegen. »Hast du Trevisan gesehen? Vorhin war er noch nicht in seinem Büro. Weißt du, wo er ist?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Monika. »Was ist denn überhaupt los?«
»Wir haben Straßberg verhaftet«, erklärte Fürst stolz und strich sich gekünstelt über seine Haare.
Monika blickte den Kollegen mit großen Augen an. »Wo habt ihr ihn erwischt?«
»Im Hafenviertel. Er ist schwer verletzt«, berichtete Fürst. »Hatte offenbar eine Auseinandersetzung. Jemand hat ihn mit einem Messer bearbeitet.«
»Und wo ist er jetzt?«, fragte Monika ungeduldig.
»Straßberg liegt auf der Intensivstation im Reinhard-Nieter-Krankenhaus und ist noch nicht vernehmungsfähig. Er wird von zwei Kollegen bewacht. Es besteht aber keine Lebensgefahr mehr.«
Monika nickte stumm.
»Der Täter ist noch flüchtig, aber wir glauben zu wissen, wer es ist. Ein Italiener namens Giovanni Calabrese. Er wurde von einer Zeugin zweifelsfrei identifiziert. Seine Verhaftung ist nur noch eine Frage der Zeit.«
»Calabrese?«, brummelte Monika nachdenklich.
»Calabrese hat eine dicke Akte bei uns und ist bereits einmal wegen versuchten Totschlags vorbestraft. Ansonsten beschäftigt er sich vorwiegend mit heißer Ware. Sieben Vorstrafen wegen Hehlerei sind registriert. Ich wollte nur, dass ihr Bescheid wisst.«
»Hatte er jemals etwas mit Rauschgift zu tun?«
Fürst schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste.«
Monika bedankte sich und wandte sich zur Treppe. Auf dem Weg zu ihrem Büro kam ihr Dietmar Petermann auf dem Flur entgegen. »Dietmar, weißt du, wo Martin ist?«
Doch Petermann hatte es eilig, schüttelte nur den Kopf und hastete weiter. »Keine Zeit, ich habe einen Tipp bekommen, wo sich Straßberg aufhalten soll«, rief er noch, ehe er die Tür zum Treppenhaus öffnete.
»Da kommst du zu spät«, entgegnete Monika.
Erstaunt fuhr er herum. »Was … was sagst du?«
»Straßberg liegt im Reinhard-Nieter-Krankenhaus auf der Intensivstation«, erklärte Monika. »Die Jungs vom Raubdezernat haben ihn erwischt. Er wurde offenbar bei einer Auseinandersetzung mit einem anderen Gauner im Hafenviertel verletzt. Aber er wird durchkommen. Zwei Kollegen sind bei ihm.«
Dietmar Petermann blickte ungläubig drein. »Ist das dein Ernst?«
Monika Sander nickte.
»Verflucht! Ausgerechnet die vom Raub«, brummelte Petermann enttäuscht. Sein Enthusiasmus war verflogen.
»Ist doch egal, Hauptsache, wir haben ihn. Wenn wir erst mal mit ihm gesprochen haben, werden sich bestimmt ein paar Ansatzpunkte ergeben, wo wir einhaken können.«
»Es war noch niemand von uns bei ihm?«
»Nein, er ist …«
»Dann fahr ich sofort mal rüber ins Krankenhaus«, fiel ihr Dietmar ins Wort. Sein Eifer war zurückgekehrt. Er eilte davon.
»Er ist noch nicht vernehmungsfähig«, rief ihm Monika nach. Doch Dietmar Petermann war bereits durch die Tür und verschwand im Treppenhaus.
Monika wandte sich um und ging ins Konferenzzimmer, Der Raum war leer. Sie schüttelte den Kopf. Wo war Martin nur? Ausgerechnet jetzt, wo er dringend gebraucht wurde. Ihre weitere Suche war vergeblich. Schließlich kehrte sie in ihr Büro zurück. Langsam machte sie sich Sorgen. War vielleicht irgendetwas mit Paula? Sie griff zum Telefon und wählte Trevisans Privatnummer, doch das Telefon klingelte durch. Bei seinem Handy meldete sich nur die Mailbox. Ärgerlich warf Monika Sander den Hörer auf die Gabel. Ihr blieb nichts weiter übrig, als zu warten.
*
Er hatte die
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