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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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zehn Minuten nach neun das Dienstgebäude in der Peterstraße. Auf dem Weg zu seinem Büro kam ihm Kriminaldirektor Beck aufgebracht entgegen.
    »Mensch, Trevisan. Wir stecken mitten in schwierigsten Ermittlungen und du nimmst dir einfach frei«, polterte Beck.
    Trevisan zuckte mit den Schultern.
    »Hast du die Zeitung schon gelesen? Die Morde auf dem Kutter schlagen gewaltige Wellen. Seit Dienstbeginn klingelt ununterbrochen das Telefon. Die Presse macht uns die Hölle heiß und wirft uns Untätigkeit vor.«
    »Die Ermittlungen laufen auf vollen Touren«, entgegnete Trevisan gelassen.
    »Red keinen Blödsinn. Seit acht Uhr warte ich auf dich. Schulte-Westerbeck will uns sehen. Sie hat schon dreimal angerufen und nach dir gefragt. Ich musste sagen, dass ich nicht weiß, wo du bist. Ich stand da wie ein Trottel.«
    »Entschuldige.«
    »Ich bin schließlich der Leiter der Kriminalpolizei und verantwortlich für alles, was hier abläuft. Wenn du das nächste Mal später kommst, sag wenigstens mir Bescheid.«
    Trevisan nickte. Gemeinsam fuhren sie in den vierten Stock.
    Die Vorzimmerdame blickte auf, als Beck und Trevisan das Büro betraten. »Endlich«, seufzte sie. »Habt ihr die Zeitungen schon gelesen? Sie ist ganz schön gereizt. Sie telefoniert gerade.«
    Beck klopfte.
    »Herein!«, schlug es ihm entgegen.
    Anke Schulte-Westerbeck saß hinter ihrem Schreibtisch. Vor ihr lag ein Stapel Zeitungen. Ihre Gesichtszüge ließen erkennen, dass sie missgestimmt war. »… selbstverständlich …«, sagte sie in den Hörer. »Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren … aber natürlich …« Mit einem Nicken wies sie Beck und Trevisan ihre Plätze zu.
    Schweigend setzte sich Trevisan auf den gepolsterten Besucherstuhl.
    Das Gespräch dauerte noch eine Weile.
    Trevisan musterte sie. Anke Schulte-Westerbeck war eine Karrierefrau, wie sie im Buche stand. Nachdem vor zwei Jahren »Onkel Tahnert«, wie alle ihn liebevoll genannt hatten, in Pension gegangen war, war sie an seine Stelle getreten und hatte die Betriebsabläufe ihrer Vorstellung nach »optimiert«. Die Umstellungen hatten zu viel Unruhe im Kollegenkreis geführt. Das familiäre Flair der Dienststelle und ein gehöriges Maß an menschlicher Wärme waren auf der Strecke geblieben. Vor allem Beck, der sich damals Hoffnungen auf den Posten des Leitenden Direktors gemacht hatte, war wie vor den Kopf geschlagen gewesen. Anke Schulte-Westerbeck kam direkt aus dem Ministerium und schien dort hochrangige Freude und Gönner zu haben. Beck sah sich selbst immer als politisches Bauernopfer. »Unsere Vorzeigefrau«, nannte er sie, wenn niemand zuhörte. Doch mittlerweile hatte er sich mit der Situation abgefunden und sich untergeordnet, so wie es von einem braven und treuen Beamten erwartet wurde.
    Trevisan zuckte zusammen, als ihn das laute Scheppern des Telefonhörers, den Schulte-Westerbeck zurück auf die Gabel geworfen hatte, aus seinen Gedanken riss. Offenbar war das Telefonat nicht nach dem Geschmack der Chefin verlaufen. Sie schien geladen. Sein Blick streifte Beck, der zusammengesunken auf seinem Stuhl saß und den Eindruck eines Schlachtviehs vor seinem Metzger erweckte. Trevisan verbiss sich ein Lächeln.
    »Herr Trevisan, da sind Sie ja endlich. Ich nehme an, Sie haben die Zeitungen gelesen?«, fragte sie mit ihrer tiefen Stimme.
    Trevisan nickte stumm.
    »Ich will nicht viel Wind darum machen, aber gerade hat der Regierungspräsident angerufen. Der Landtagsabgeordnete hat es heute früh schon getan und der Bürgermeister von Wilhelmshaven war kurz nach acht in der Leitung. Kurzum, haben Sie schon Ergebnisse?«
    »Aber Frau Schulte-Westerbeck, die Ermittlungen sind doch erst angelaufen«, warf Beck ein.
    »Herr Beck, ich bin nicht erst seit gestern bei der Polizei. Sie brauchen mir nichts zu erklären«, konterte sie bissig und musterte Trevisan mit fragendem Blick.
    »Die Ermittlungen laufen …«
    »Ich will keinen Vortrag von Ihnen über Polizeiarbeit hören«, unterbrach sie Trevisan. »Gibt es einen konkreten Verdacht?«
    Beck rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    »Wir haben einen vagen Verdacht, doch noch gibt es nichts Greifbares«, antwortete Trevisan. »Einige Indizien deuten auf eine bestimmte Person. Wir fahnden nach ihr. Wir müssen uns gedulden.«
    Frau Schulte-Westerbeck nickte. »Ich habe einen Kollegen vom Landeskriminalamt benachrichtigt. Er stellt uns eine Ermittlungsgruppe zur Verfügung. Die Männer können morgen mit ihrer Arbeit

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