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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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eineinhalb Jahre nach ihrer Hochzeit besuchte. Während die kleine Gesellschaft in einer von Lady Catherine de Bourghs Kutschen zum Pfarrhaus zurückgebracht wurde, kam das Gespräch auf einen anderen Gast, den erst kurz zuvor in sein Amt eingeführten Pfarrer eines benachbarten Kirchspiels, der mit Lady Catherine entfernt verwandt war.
    »Mr. Thompson ist gewiss ein vortrefflicher junger Mann«, hatte Charlotte gesagt, »aber doch ein wenig zu geschwätzig für meinen Geschmack. Dass er jedes Gericht gelobt hat, war übertrieben und hat ihn gefräßig erscheinen lassen. Und ein-, zweimal, als er wieder in vollem Schwung war, konnte ich sehen, dass Lady Catherine das gar nicht gefiel. Schade, dass er sich kein Vorbild an dir genommen hat, mein Lieber. Dann hätte er weniger, aber Treffenderes gesagt.«
    Mr. Collins war nicht scharfsinnig genug, um die Ironie zu erkennen oder eine dahinterliegende Strategie zu vermuten. Seine Eitelkeit schnappte nach dem Kompliment, und beim nächsten Dinner in Rosings saß er fast den gesamten Abend hindurch so ungewohnt still am Tisch, dass Elizabeth ständig befürchtete, Lady Catherine würde gleich mit dem Löffel auf den Tisch klopfen und fragen, warum er so wenig zu sagen habe.
    Zehn Minuten waren vergangen, seit Elizabeth die Feder aus der Hand gelegt hatte und in Gedanken in die Zeit von Longbourn und der langen Freundschaft mit Charlotte zurückgekehrt war. Jetzt aber musste sie das Briefpapier wegräumen und nachsehen, was Mrs. Reynolds für die Bidwells zubereitet hatte. Auf dem Weg zum Zimmer der Haushälterin dachte sie daran zurück, wie Lady Catherine sie bei einem ihrer Besuche im vergangenen Jahr zum Waldcottage begleitet hatte. Elizabeth brachte Speisen dorthin, die für einen schwerkranken Mann bekömmlich waren. Lady Catherine hatte man nicht in das Krankenzimmer vorgelassen, und sie hatte auch nicht den Eindruck gemacht, hineinzuwollen. Auf dem Rückweg sagte sie ungerührt: »Ich halte Dr. McFees Diagnose für äußerst fragwürdig. Ich habe es noch nie gutgeheißen, den Tod in die Länge zu ziehen. Das ist Aristokratengehabe – und in den niedrigen Ständen nur ein Vorwand, um nicht arbeiten zu müssen. Der zweitälteste Sohn des Hufschmieds liegt angeblich seit vier Jahren im Sterben, doch immer wenn ich vorbeifahre, hilft er seinem Vater und scheint sich bester Gesundheit zu erfreuen. Bei den de Bourghs hat man das Sterben nie in die Länge gezogen. Man muss sich entscheiden, ob man leben oder sterben will, und das eine oder das andere tun, ohne seinen Mitmenschen zur Last zu fallen!«
    Elizabeth war vor Schreck und Verblüffung sprachlos gewesen. Wie konnte Lady Catherine seelenruhig von einem langsamen Tod sprechen, obwohl sie erst drei Jahre zuvor ihr einziges Kind verloren hatte, das lange Zeit krank gewesen war? Nach der ersten, gefasst durchlebten, doch gewiss ehrlich empfundenen Trauer hatte sie ihren Gleichmut – und einen Großteil ihrer Unduldsamkeit – sehr schnell zurückgewonnen. Miss de Bourgh, ein zartes, etwas biederes, stilles Mädchen, hatte im Leben keine große Bedeutung für die Welt gehabt und im Sterben noch weniger. Elizabeth, die damals selbst bereits Mutter war, hatte Lady Catherine mehrmals herzlich nach Pemberley eingeladen und war auch nach Rosings gefahren, um ihr in den ersten Trauerwochen beizustehen. Diese Hilfe und Anteilnahme, welche die Mutter wohl nicht erwartete, hatten ihre Wirkung getan. Lady Catherine war zwar im Wesentlichen dieselbe Frau wie zuvor, doch wenn Elizabeth jetzt ihren täglichen Spaziergang unter den Bäumen machte, empfand sie Pemberleys schattige Stellen als weniger düster, und Lady Catherine überkam die Lust auf einen Besuch häufiger, als Darcy und Elizabeth lieb war.

3
    J eder Tag brachte neue Aufgaben mit sich, und in ihren Pflichten gegenüber Pemberley, der Familie und der Dienerschaft fand Elizabeth immerhin ein Gegenmittel für das größte ihr vorstellbare Grauen. Heute gab es für sie und ihren Mann viel zu tun. Sie durfte den Besuch im Waldcottage nicht länger hinauszögern. Die nächtlichen Schüsse und das Wissen um den brutalen Mord, der kaum hundert Schritte vom Cottage entfernt zu einem Zeitpunkt erfolgte, als sich Bidwell in Pemberley aufhielt, mussten auf Mrs. Bidwells ohnehin schweren Kummer noch Mitgefühl und Angst gehäuft haben. Darcy war am zurückliegenden Donnerstag zum Cottage geritten und hatte vorgeschlagen, Bidwell am Vorabend des Balls vom Dienst zu

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