Der Tod kommt wie gerufen
und Philodendron. Es ist ein völlig gesichtsloser, bunkerartiger Flachbau, in dem auch mehrere Außenbüros der Polizei des Mecklenburg County untergebracht sind.
Seiner früheren kommerziellen Nutzung entsprechend, besteht die Landschaftsarchitektur aus einigen Tausend Quadratmetern
Beton. Schlecht, wenn man auf eine Fotoserie in Southern Homes and Gardens hofft. Gut, wenn man einen Parkplatz sucht.
Was ich, um 7 Uhr 35, auch tat.
Nachdem ich mit meiner Karte die Doppelglastür geöffnet hatte, betrat ich einen leeren Empfangsbereich. Eine schnurrende Stille verriet mir, dass ich die Erste im Haus war.
Unter der Woche begutachtet Eunice Flowers Besucher durch eine Glasscheibe über ihrem Schreibtisch, lässt manche ein und schickt andere wieder weg. Sie stellt Terminpläne auf, tippt und archiviert Berichte und bewahrt Dokumente und Unterlagen in grauen Metallschränken an den Wänden ihres Reichs auf.
Egal, wie das Wetter ist, Mrs. Flowers’ Kleidung ist immer gebügelt, die Frisur makellos. Obwohl die Frau freundlich und großzügig ist, vermittelt sie mir immer das Gefühl, schlampig zu sein.
Und ihr Arbeitsbereich bringt mich völlig aus der Fassung. Wie groß das Chaos im Rest des Instituts auch sein mag, ihr Schreibtisch ist immer klinisch sauber und aufgeräumt. Alle Unterlagen ruhen in militärisch präzisen Stapeln, alle Zettel auf dem Anschlagbrett hängen in ordentlicher Reihe und mit identischem Abstand da. Ich bin nicht fähig zu solcher Ordentlichkeit, und wer es ist, macht mich argwöhnisch.
Ich wusste, dass die Torwächterin in fünfzehn Minuten eintreffen würde. Exakt. Seit mehr als zwei Jahrzehnten stempelt Mrs. Flowers jeden Tag um 7 Uhr 50 ein und wird es weiter tun, bis sie in Rente geht. Oder die Radieschen von unten betrachtet.
Ich wandte mich nach rechts und ging vorbei an einer Reihe Todesermittler-Kabinen zu einer großen, weißen Tafel an der Rückwand. Während ich das Datum dieses Tages in das Kästchen neben meinem Namen schrieb, las ich die neben den Namen der drei anderen Pathologen.
Dr. Germaine Hartigan hatte eine Woche Urlaub. Dr. Ken Siu hatte drei Tage für Zeugenaussagen vor Gericht eingetragen.
Pech für Larabee. Er war diese Woche ganz alleine.
Ich schaute auf die Liste der Neuzugänge. Über Nacht waren zwei Fälle mit schwarzem Magic Marker eingetragen worden.
In einem Müllcontainer hinter einem Winn-Dixie-Supermarkt hatte man eine verbrannte Leiche gefunden. MCME 522-08.
In einem Keller war ein menschlicher Schädel ohne Unterkiefer entdeckt worden. MCME-523-08.
Mein Büro ist ganz hinten, in der Nähe derjenigen der Pathologen. Bei der Größe sollte es eher begehbarer Schrank heißen.
Ich schloss die Tür auf, setzte mich hinter meinen Schreibtisch und schob meine Handtasche in eine Schublade. Dann zog ich ein Formular aus einem Mini-Plastikregal auf dem Aktenschrank hinter mir, trug die Fallnummer ein und beschrieb mit knappen Worten die Überreste und die Umstände ihrer Entdeckung. Danach eilte ich in den Umkleideraum.
Das MCME-Institut hat zwei Autopsiesäle, beide mit jeweils nur einem Tisch. Der kleinere hat eine spezielle Klimaanlage zur Geruchsbekämpfung.
Der Stinkersaal. Für Verweste und Wasserleichen. Meine Art von Fällen.
Nachdem ich Kameras, Greifzirkel, ein Sieb, Sonden und eine kleine Kelle zurechtgelegt hatte, ging ich zum Kühlraum. Die Edelstahltür öffnete sich mit einem Zischen und umfing mich mit dem Geruch gekühlten Fleisches. Ich schaltete das Licht an.
Und sprach ein Dankgebet für Joe Hawkins. Im übertragenen Sinne.
Am Dienstag war ich wegen der unchristlichen Stunde zu mürrisch gewesen, um etwas zu bemerken. An mein Dilemma dachte ich erst, als ich mich umzog. Was, wenn die Kessel auf dem Boden standen, wie sollte ich sie bewegen?
Kein Problem. Hawkins hatte sie beide auf dem Rollwagen stehen gelassen, mit dem er sie hierhergebracht hatte. Ich stellte den Karton mit den Schädeln und dem Huhn dazu, löste die Radbremse, drehte mich um und drückte mit dem Hintern gegen die Tür. Sie flog auf.
Hände fingen mich, bevor ich mich mit vollem Schwung aufs Hinterteil setzen konnte. Als ich mein Gleichgewicht wiederhatte, fuhr ich herum.
Tim Larabee erinnert an einen Cowboy, der viel zu viel Zeit in der Wüste verbringt. Er ist ein Marathon-Junkie, dem tägliches Training den Körper ausgezehrt, die Haut gegerbt und die ohnehin schmalen Wangen noch mehr ausgehöhlt hat.
Larabees Augen schauten entschuldigend. Augen,
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