Der Tod kommt wie gerufen
erscheint tief im Kiefer eine Krone. Darüber legt sich der Zahnschmelz, und eine Wurzel beginnt nach oben oder nach unten in die Höhle zu wachsen. Die Krone stößt durch das Fleisch. Die Wurzel verlängert sich und bildet schließlich eine Spitze aus. Mit anderen Worten, nach dem Durchbruch geht die Zahnbildung weiter, bis die Wurzel vollständig ist. Gleichzeitig spielen andere Zähne ihre Rollen entsprechend ihren jeweiligen Stichworten durch.
Die Röntgenaufnahmen des Schädels zeigten einen partiellen Durchbruch der dritten Backenzähne im Oberkiefer und eine partielle Vervollständigung der zweiten Backenzahnwurzel. Diese Kombination deutete zusammen mit der frisch verschmolzenen Basilarnaht auf ein Alter zwischen vierzehn und siebzehn Jahren hin. Mein Instinkt sagte mir, dass ich es eher mit dem oberen Ende der Skala zu tun hatte.
Eine nochmalige Bewertung der Schädelmerkmale änderte nichts an meinem ersten Eindruck in Bezug auf Geschlecht und Abstammung. Dennoch nahm ich, als Gegenprobe, die Maße ab und tippte sie in meinen Laptop.
Fordisc 3.0 ist ein anthropometrisches Programm, das eine statistische Prozedur namens Differenzierende Funktionsanalyse oder DFA benutzt. DFAs fußen auf dem Vergleich mit Referenzgruppen, die aus bekannten Mitgliedern bestehen, in diesem Fall Schädel von Individuen, deren Rasse und Geschlecht dokumentiert sind und deren Maße in die Datenbank eingegeben wurden. »Unbekannte« wie etwa der Greenleaf-Schädel werden mit den »Bekannten« in der Referenzgruppe verglichen und in Bezug auf Ähnlichkeit und Unterschiede bewertet.
Für die Geschlechtsbestimmung gibt es eine Reihe von Referenzgruppen, alle bestehend aus bekannten männlichen und weiblichen Individuen spezifischer rassischer oder ethnischer Herkunft. Da schmale Wangenknochen und ein relativ langer Schädel eine asiatische oder indigen amerikanische Abstammung ausschlossen, ließ ich Vergleiche mit kaukasoiden und negroiden Referenzgruppen laufen.
Keine Überraschung. Ob schwarz oder weiß, der Greenleaf-Schädel hatte auf jeden Fall einem Mädchen gehört.
Die Bestimmung der Rasse ist ein bisschen komplizierter. Wie die Referenzgruppen zur Geschlechtsbestimmung bestehen die potentiellen Gruppen für diesen Aspekt aus bekannten Schwarzen, Weißen, Indianern und Japanern beiderlei Geschlechts sowie aus guatemaltekischen, hispanischen, chinesischen und vietnamesischen Männern. Das ist der Umfang der Fordisc-Datenbank.
Ich ließ einen Doppelvergleich zwischen weiblichen Schwarzen und Weißen laufen.
Meine Unbekannte wurde als Erstere klassifiziert. Gerade noch so.
Ich besah mir die interpretativen Statistiken.
Eine folgerbare Wahrscheinlichkeit, im Fachchinesisch Posterior
Probability oder PP genannt, benennt die Wahrscheinlichkeit der Gruppenzugehörigkeit eines Unbekannten ausgehend von seiner relativen Nähe zu allen Gruppen. Grundannahmen sind, dass Variationen innerhalb einer Gruppe in etwa identisch sind; dass Mittel und Werte zwischen Gruppen differieren; und dass die Unbekannte tatsächlich zu einer der Referenzgruppen gehört, die man benutzt. Letzteres muss nicht notwendigerweise zutreffen. Eine DFA klassifiziert jeden Satz von Maßen, auch wenn der Unbekannte ein Schimpanse oder eine Hyäne ist.
Eine typische Wahrscheinlichkeit, Typical Probability oder TP, ist ein besserer Indikator für die tatsächliche Gruppenzugehörigkeit. TP ermittelt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unbekannter zu einer bestimmten Gruppe gehört, ausgehend von der durchschnittlichen Variabilität aller Gruppen in der Untersuchung. TPs bestimmen absolute Entfernungen, nicht relative Entfernungen, wie PPs es tun.
Sehen Sie es so: Wenn Sie einen Unbekannten einer der Referenzgruppen des Programms zuordnen müssen, sagt Ihnen eine PP, was die beste Wahl ist. Eine TP sagt Ihnen, ob diese Wahl eine realistische ist.
Die PP auf meinem Monitor sagte in Bezug auf meine Unbekannte, dass schwarze Abstammung wahrscheinlicher war als weiße. Die TP sagte mir, dass ihr Kopf nicht so zusammengefügt war die Köpfe der schwarzen Damen in der Datenbank.
Ich maß und rechnete noch einmal nach.
Mit demselben Ergebnis.
Die Zahlen zeigen in eine Richtung, die deduktive Gesamtbewertung in eine andere. Das ist nicht ungewöhnlich. Es entspricht der Erfahrung. Und da Gene sich nicht an Statistiken halten, wusste ich, dass es die Möglichkeit gemischter Abstammung gab.
Ich blätterte zum Deckblatt und füllte die Kästchen meines
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