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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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die viel zu tief in den Höhlen lagen. »Tut mir leid. Wusste ja nicht, dass sonst noch jemand da ist.«
    »Meine Schuld. Arsch voraus ist immer schlecht.«
    »Darf ich Ihnen helfen?«
    Während wir den Rollwagen aus dem Kühlraum in den Autopsiesaal bugsierten, erzählte ich ihm von dem Keller.
    »Voodoo?«
    Ich zuckte die Achseln. Wer weiß?
    »Schätze, Sie werden den Inhalt nicht röntgen.« Larabee klopfte auf einen der eisernen Kessel.
    »Nein, Blindflug«, entgegnete ich und zog Gummihandschuhe über. »Aber ich lasse Joe die Schädel machen, sobald er da ist.«
    Larabee deutete auf den Karton. »Kann ich mal schnell sehen? «
    Ich öffnete die Laschen. Die Schädel waren noch so, wie ich sie eingepackt hatte, jeder einzeln in einer beschrifteten Ziploc-Tüte. Den vierten Beutel brauchte ich nicht zu kontrollieren, der Gestank sagte mir, dass er noch immer das Huhn enthielt.
    Während der Medical Examiner Handschuhe überstreifte, holte ich den menschlichen Schädel heraus und stellte ihn auf einem Korkring auf den Autopsietisch.
    »Unterkiefer?«
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    Larabee fuhr mit der Fingerspitze über Stirn und Schädeldach. »Sieht aus wie Wachs«, sagte er.
    Ich nickte zustimmend.

    Larabee berührte den Fleck, der über den Rand der vermuteten Wachsschicht hinausreichte. »Blut?«
    »Nehme ich an.«
    »Menschlich?«
    »Ich werde eine Probe für eine Untersuchung nehmen.«
    Larabee drehte fragend die Handflächen nach oben. Ich wusste, was er wollte.
    »Das ist alles nur vorläufig.«
    »Verstanden.«
    Ich nahm den Schädel so in die Hände, dass Gaumen und Hinterhauptsloch nach oben zeigten.
    »Ich werde natürlich die Röntgenaufnahmen noch abwarten, aber es sieht so aus, als wären die dritten Backenzähne eben erst durchgebrochen, und die anderen zeigen nur minimale Abnutzung. Die Basilarnaht ist frisch verschmolzen.« Ich meinte die Verbindung zwischen dem Keilbein und dem Hinterhauptsbein der Schädelbasis. »Diese Konstellation deutet auf mittleres bis späteres Teenageralter hin.«
    Ich drehte den Schädel.
    »Der Hinterkopf ist glatt, ohne Wulst für die Befestigung der Halsmuskeln.« Ich deutete auf einen dreieckigen Höcker, der unterhalb der rechten Ohröffnung nach unten zeigte. »Die Warzenfortsätze sind klein. Und sehen Sie, wie dieser erhöhte Grat am Ende des Wangenknochens ausläuft?«
    »Führt nicht über den Gehörgang weiter nach hinten.«
    Ich nickte. »Diese Merkmale deuten alle auf weiblich hin.«
    »Die Brauenwülste sind nicht gerade bemerkenswert.«
    »Nein. Aber in diesem Alter ist das noch kein eindeutiges Merkmal.«
    »Was ist mit der Rasse?«
    »Schwierig. Die Nasenöffnung ist nicht sonderlich breit, aber die Nasenknochen treffen sich in stumpfem Winkel. Der untere Nasenrand und der Dorn sind beschädigt, man kann über die Form deshalb kaum etwas aussagen.« Ich drehte den Schädel zur
Seite. »Die untere Gesichtshälfte steht vor.« Ich schaute auf das Schädeldach hinunter. »Der Schädel ist lang, aber nicht ausgesprochen schmal.«
    Ich stellte den Schädel wieder auf den Ring.
    »Ich lasse die Maße durch Fordisc 3.0 laufen, aber vom Gefühl her würde ich sagen, negroid.«
    »Afroamerikanisch?«
    »Oder afrikanisch. Karibisch. Südamerikanisch. Zentral-«
    »Ein schwarzes Teenagermädchen.«
    »Das ist nur vorläufig.«
    »Ja, ja. PMI?«
    »Das wird noch einige Zeit dauern.«
    »Hundert Jahre? Fünfzig? Zehn? Eins?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich habe die Insekten gestern mit FedEx weggeschickt. «
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie hier waren.«
    »Je eher dabei, desto eher davon.«
    »Und jetzt?«, fragte Larabee.
    »Jetzt nehme ich mir zwei Kessel mit Erde vor.«
    Die Tür ging auf, und Joe Hawkins streckte den Kopf durch den Spalt.
    »Haben Sie gesehen, was ich gestern in den Pausenraum gelegt habe?«
    Larabee und ich schüttelten den Kopf.
    »Ich war den ganzen Tag an der Uni«, sagte ich.
    »Ich war in Chapel Hill.«
    »Wie auch immer. Wird Ihnen nicht gefallen.«

5
    Wir folgten Hawkins einen Korridor entlang zu einem kleinen Personalaufenthaltsraum. Links befand sich eine Mini-Küchenzeile mit Schränken, Spülbecken, Herd und Kühlschrank. Ein Telefon
und ein kleiner Fernseher standen an einem Ende der Anrichte, eine Kaffeemaschine und ein Körbchen mit Zucker- und Milchpulvertüten am anderen. Ein runder Tisch und vier Stühle nahmen den Großteil der rechten Seite des Raums ein.
    Joe Hawkins transportiert Leichen seit den Eisenhower-Jahren und

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