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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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entdeckten.«
    Slidell schwieg einen Augenblick, dachte offensichtlich darüber nach.
    »Eine Dame namens April Pinder hat die Kaution für Vince Gunther springen lassen. Frage mich, ob sie weiß, in welcher Branche ihr Freund tätig ist. Wie auch immer, April und ich werden richtig gute Freunde werden.«
    »Ich will dabei sein.«
    Slidell brummte etwas Unverbindliches und legte auf.
    Die Uhr zeigte 9 Uhr 50.
    Ich musste mich beeilen.

    St. Ann’s nennt sich selbst die kleine Pfarrei mit dem großen Herz. Was an diesem Morgen nötig gewesen wäre, war allerdings eine große Gemeinde mit kolossalen Sitz- und Parkkapazitäten.
    Auf der Fahrt vom Annex sah ich Hunderte Menschen, die zum Trauermarsch strömten. Stadt- und Staatspolizisten. Feuerwehrmänner. Militärs. Sanitäter. Wie es aussah, war jeder, der eine Uniform trug, anwesend.
    Wie vorausgesagt, nahmen auch enorm viele Zivilisten Anteil. An einigen Stellen standen die Leute drei und vier Reihen tief. Einige weinten. Einige umarmten sich oder hielten sich die Hände. Viele hatten kleine, amerikanische Flaggen in der Hand.
    Wie Slidell mir geraten hatte, stellte ich mein Auto am YWCA ab und arbeitete mich zur Kirche vor. Eine Formation von Polizisten in Paradeuniform reichte vom Portal über den Parkplatz bis weit in die Park Road hinein.
    Die Medien waren in großer Zahl vertreten, vorwiegend lokale Sender, aber CNN und FOX bezeugten das landesweite Interesse. Über der Szenerie kreisten Hubschrauber.
    Das Wetter spielte mit. Die Sonne schien aus einem herbstlich sattblauen Himmel, ein perfekter Tag für eine Berichterstattung von einem Friedhof.
    Nachdem ich meinen Ausweis gezeigt hatte, wurde ich auf einer Liste abgehakt und in die Kirche gelassen.
    Slidell saß in der letzten Reihe an einem Seitengang, die Hände zwischen den Knien gefaltet, das Gesicht wie eine Marmorbüste. Als er mich sah, rutschte er zur Seite, sagte aber nichts.
    Ich setzte mich neben ihn.
    Und spürte sofort, wie die gewohnten Gefühle auf mich einstürzten.
    Das düstere Dröhnen der Orgel. Weihrauch, der sich mit süßem Blumenduft mischte. Sonnenlicht, das durch Buntglas sickerte.
    Ich dachte zurück an vergangene Begräbnisse.
    Der winzige, weiße Sarg meines Bruders. Der glänzend bronzene
meines Vaters. Luftballons über dem Sarg eines kleinen Mädchens, das von Bikern in Montreal erschossen worden war. Schleierkraut auf dem Grabstein einer Freundin, die mit dreiundvierzig an einem Lymphom gestorben war.
    Ich atmete tief ein und wieder aus. Konzentrierte mich auf die Musik. Händels Totenmarsch ? Chopins Begräbnismarsch ? Ich war mir nicht sicher. Erbaulich wirkte die Musik auf mich nicht.
    Ein sehr alter Priester hielt die Messe. Slidells Chefin, Harper Dunning, las die Epistel. Tony Rinaldi erzählte von seinem Vater. Andere von ihrem Kollegen, ihrem Freund, ihrem Gemeindemitglied. Wir standen, saßen, knieten. Sangen Abide with me und Lead, Kindly Light.
    Während der Zeremonie sah ich die ganze Zeit Rinaldi vor mir, seine knochige, kantige Gestalt. In meinem Büro, wie er sich mit seinem Montblanc-Füller penibel Notizen machte. In meinem Labor, wie er Susan Redmons Schädel anstarrte. Auf der 35th, wie ihm das Blut aus seinem perfekten Armani-Sakko quoll.
    Am Ende geleitete eine Ehrengarde den Sarg hinaus. Die Trauergemeinde strömte zu Mendelssohns Auf Flügeln des Gesanges hinaus.
    Slidell brachte uns zum Friedhof, wo sich die Szene unter freiem Himmel wiederholte. Polizisten. Trauernde. Reporter. Würdenträger.
    Larabee war anwesend, im schwarzen Anzug. Ich wollte eben zu ihm gehen, als eine Hand meine Schulter berührte. Ich drehte mich um.
    Zwei grüne Augen schauten in meine.
    Ohne ein Wort zog Charlie mich an sich und drückte mich.
    Ich legte ihm die Hände auf die Brust, stieß mich ab und trat einen Schritt zurück. Warum? Verlegenheit wegen seiner öffentlichen Demonstration der Zuneigung? Wegen meiner Sauferei? Wegen unseres Techtelmechtels? Unserer Techtelmechtel?
    »Wie ging’s die letzten Tage?«, fragte Charlie sanft.
    »Gut«, sagte ich und war mir bewusst, dass Slidell nur drei Meter
entfernt stand, das sonnenbebrillte Gesicht zwar seiner Chefin zugewandt hatte, aber uns zuhörte, auch wenn er so tat, als würde er es nicht tun.
    »Ich habe angerufen«, sagte Charlie.
    »Ich hatte verdammt viel zu tun.«
    »Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    »Mir geht’s gut. Danke für das Essen.«
    »Ich hätte dir lieber selbst was gekocht.«
    »Hör zu, ich

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