Der Tod kommt wie gerufen
gering, aber nicht unvereinbar mit dem unteren Ende einer PMI-Spanne, die bei einem Minimum von achtundvierzig Stunden beginnt.
Ich lehnte mich verwirrt zurück.
Rinaldi hatte sich notiert, dass sein Informant Vince Jimmy Klapec am 28. September zum letzten Mal mit seinem gewalttätigen Stecher Ricky Nelson gesehen hatte. Wenn das stimmte, wo war Klapec dann vom 28. September bis zum 11. Oktober, als seine Leiche auftauchte?
JK. 28/9 ZLG mit RN nach VG.
Irrten wir uns in unserer Interpretation von Rinaldis Eintrag? Falls ja, was hatte er dann gemeint?
Ich führte mir noch einmal vor Augen, wie Klapec am Ufer des Lake Wylie gelegen hatte. Die eingeritzten Zeichen auf Brust und Bauch. Der kopflose Hals. Auf dieser Leiche hätte es vor Maden und Eiern eigentlich nur so wimmeln müssen. Warum so wenig Eiablage und Schlüpfungen? Und warum kein tierisches Interesse?
Ich rief mir auch Susan Redmons Schädel in der Dunkelheit von Cuervos Keller noch einmal ins Gedächtnis.
Die beiden Fundorte waren so verschieden und doch so ähnlich im Hinblick auf die makabere Verwendung von menschlichen Überresten. Warum lagen diese beiden Entdeckungen zeitlich so dicht beieinander?
Ich musste Slidell zustimmen. Auch mein Bauch sagte mir, dass die beiden Situationen miteinander zu tun hatten. Aber wie weit reichte dieses Netz der Verbindungen? Und wer knüpfte es?
Finney? Er hatte geleugnet, Cuervo zu kennen, war aber bei der Erwähnung des Namens des santero zusammengezuckt. Er fuhr einen Ford Focus. Und er hatte Bücher über Satanismus.
Ich glaube nicht an Zufälle. Zufall ist nichts anderes als ein Mangel an Faktenwissen.
Okay. Zeit für Fakten.
Als ich den Namen Finney googelte, erhielt ich zwei Treffer, einen für einen frühen Siedler der Stadt Hamilton und einen für die Website eines Hexers namens Ursa.
Asa. Ursa. Bingo. Ich versuchte es mit dem Bären.
Auf der oberen linken Seite von Ursas Startseite sprühte ein sich langsam drehendes Pentagramm Funken. Rechts war ein Foto von Asa Finney in einer langen, weißen Kutte, die mit dem Sternbild Ursa Major bestickt war. Der Große Bär.
Eine Schichtpyramide füllte die Mitte des Bildschirms und bot Links zu Themen innerhalb der Site. Zu den Angeboten gehörten: Ankündigungen, Buchbesprechungen, Feste, Lehrbuch, Magie, Mondphasen, Poesie, Rituale und Samhain.
Ich klickte auf Poesie.
Finney bevorzugte Verse über weinende Lilien, Herzen wie Leuchttürme und die Erschaffung von Wirklichkeit durch Liebe.
Ich klickte auf Samhain .
Es gab ein Zitat aus Ray Bradburys Halloween, eine Anzeige für ein Buch mit dem Titel Heidnische Mysterien zu Halloween und eine ausführliche Erläuterung des Feiertags. Finneys Darstellung der Ursprünge von All Hallow’s Eve stimmte mit der von Jennifer
Roberts überein. Ich erfuhr unter anderem, dass in Schottland zur Praktik des Verkleidens auch der Transvestismus gehörte, dass also Männer Frauenkleider anlegten und anders herum. Ich war einen Augenblick abgelenkt, konnte es mir nicht so recht vorstellen. Wenn Männer Kilts trugen, wie sollte das funktionieren?
Die einzige relevante Information war die, dass zu Samhain oft zwei verschiedene Feiern gehörten, wobei die eine dem eigentlichen Fest vorausging. Okay. Das stützte Roberts Aussage über die außertourliche Versammlung im Camp.
Ich kehrte zur Startseite zurück und klickte auf Lehrbuch.
Da war Finney wieder, diesmal in einer Großaufnahme. Der Kerl sah wirklich aus wie Rick Nelson mit Aknenarben.
Unter Finney waren weitere Sublinks aufgelistet: Medizin und Magie. Jeder Atem ist ein Gebet. Steine sind Individuen wie wir. Aphrodisiaka: Geschenke der Göttin. Ich nahm an, dass jeder Link zu einer Lektion in wiccanischem Leben führte.
Inzwischen etwas gelangweilt, klickte ich auf Aphrodisiaka.
Die Verwendung eines Aphrodisiakums betrifft mehr als eine Person. Das war wirklich mal eine Offenbarung. Aphrodisiaka können Pflanzen oder ganze Gerichte sein. Zu den Pflanzen gehören Ginseng, Knoblauch und Guarana. Okay. Das hatte ich nicht gewusst.
Erotische Gerichte können alles Salzige, Klebrige, Süße, Zähe, Warme oder Kalte sein. Was bleibt dann noch?
Unten auf die Seite hatte Finney eine Haftungsablehnungserklärung gestellt, in der er angab, dass seine Ratschläge nur Informationszwecken dienten, und dem Leser riet, einen Arzt aufzusuchen, bevor er Aphrodisiaka als sexuelle Hilfsmittel benutzte.
Ja klar. Hallo, Doktor. Ich habe Lust auf ein Karamellbonbon. Was
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