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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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–«
    »Du musst nichts erklären. Nicht mir. Du hast getan, was du tun musstest.«
    »Das war nicht ich, Charlie.« Ich wusste nicht so recht, was ich eigentlich meinte.
    »Am Donnerstag? Oder am Sonntag?«
    Er unterbrach mich, als ich etwas erwidern wollte.
    »Sollen wir es noch einmal probieren? Vielleicht an einem Freitag?«
    »Da ist noch ein anderer, Charlie. Ein Detective in Montreal. Ich bin mir nicht sicher, ob es vorbei ist.«
    Meine Worte überraschten mich selbst. Natürlich war es vorbei. Und ich war darüber hinweg.
    »Er ist sehr weit weg«, sagte Charlie.
    In vielerlei Hinsicht, dachte ich.
    »Stand by your man«, sang Charlie leise.
    Ich musste lächeln. Auf irgendeiner endlosen Busfahrt zu irgendeinem staatlichen Tennisturnier war dieser Song unaufhörlich gelaufen. Er wurde zu einem Standardwitz unseres Teams.
    »Wem gehörte eigentlich die Kassette?«
    »Dreg Zogbauer.«
    »Wir waren mit jemandem namens Dreg Zogbauer in der Schule?«
    Charlie zuckte die Achseln.
    »Ich weiß noch gut, wie alle applaudierten, als der Busfahrer den Ghettoblaster konfiszierte.«

    »Ich war der, der als Erster klatschte. Es war nicht die Musik meines Stammes.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Deines Stammes?«
    »Yankee-Fans.«
    Wieder musste ich lächeln.
    »Ich verstehe schon, Tempe. Die Heilung braucht Zeit.«
    Gerade du solltest das sehr gut wissen, dachte ich und erinnerte mich an die Fotos seiner ermordeten Frau.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Ich kann warten.« Charlie grinste. Ein trauriges zwar, aber immerhin ein Grinsen. »Ich bin ein sehr geduldiger Mann.«
    Und nun umarmte ich ihn.
    Er wandte sich zum Gehen.
    »Charlie.«
    Er drehte sich wieder um.
    »Asa Finney wurde heute Morgen freigelassen.«
    Er legte die Hand an die Brust. »Wirklich. Kein Grund für Applaus.«
    Ich verdrehte die Augen.
    »Einfach nur das Eingeständnis, dass ich der beste Anwalt auf diesem Planeten bin.«
    »Unter uns, meinst du, dass Finney zu einer Gewalttat fähig ist?«
    Charlie trat einen Schritt näher und senkte die Stimme. »Ehrlich gesagt, Tempe, ich weiß es nicht. In einer Hinsicht hat Slidell allerdings recht. Ein komischer Kauz ist der Kerl wirklich.«
    »Danke.«
    Charlie war kaum zehn Schritte entfernt, als Slidell Dunning verließ und zu mir geschlendert kam.
    »Das war ja rührend.«
    »Wir waren zusammen auf der Highschool.«
    »Freut mich für Sie.«
    Ich sagte nichts.
    »Dunning ist stinksauer.«

    »Warum?«
    »Bei uns laufen die Drähte heiß dank empörten Bürgern, die wissen wollen, warum die Polizei die Hexen und Zauberer nicht wegsperrt.«
    »O Gott.«
    »Ja. Die Anrufer meinen, Er wäre sehr dafür.«
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    »Sie gibt teilweise Ihnen die Schuld.«
    »Moment mal. Was?«
    »Sie sagt, Sie hätten Lingo aufgestachelt.«
    »Ich ihn aufgestachelt?«
    »Die meisten Anrufer halten Sie für Teufelsbrut.«
    Dreißig Minuten später traf der Trauerzug ein, und eine kurze Zeremonie am offenen Grab wurde abgehalten. Salutschüsse wurden abgegeben, der Sarg wurde in die Grube hinabgelassen, und die Menge zerstreute sich langsam.
    Der kleine Bagger schaufelte eben Erde auf Rinaldis Sarg, als ich sah, dass Larabee zum Tor auf die Sharon Amity Road hinüberstarrte. Neugierig folgte ich seinem Blick.
    Wie Ameisen, die von einem Bonbon angezogen werden, umringten Reporter zwei Männer. Ich sah nicht mehr als die Kronen zweier Köpfe, der eine silberhaarig, der andere mit Bürstenschnitt.
    Boyce Lingo und sein Assistent. Die Rinaldis Begräbnis missbrauchten, um eine Botschaft des Hasses und der Intoleranz zu verbreiten.
    Weiß glühender Zorn durchfuhr mich.
    Ich stieß Slidell mit dem Ellbogen an und machte mich in Lingos Richtung davon, hatte nicht vor, etwas zu sagen, sondern mich nur vor dem Commissioner aufzubauen, als lebendige Mahnung daran, dass er für jedes Wort, das er äußerte, zur Rechenschaft gezogen würde.
    Hinter mir hörte ich, wie Slidell sich bemühte, mit mir Schritt zu halten. Und hinter ihm ebenfalls Bewegung, Larabee, wie ich vermutete.

    Ich erreichte das Getümmel, zwängte mich hindurch und stellte mich Lingo gegenüber.
    »– Finney wurde heute Morgen frei gelassen. Er ist frei, um wieder unter uns zu leben, dem Satan zu huldigen und Luzifer anzubeten und das Böse in diese Welt zu bringen.«
    Still, Brennan.
    »Nun gut, Gesetz ist Gesetz, und der Mann hat seine Rechte. So sollte es auch sein. Das ist unser System. Aber was passiert, wenn das System zerbröckelt? Wenn

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