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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ekelhafte alte Schachtel. Sie gehören in eine
Gummizelle. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, werden Sie sich wundern, was mit
Ihrem Gesicht passiert ist, aber das eine kann ich Ihnen jetzt schon sagen —
jede Änderung kann nur eine Verbesserung sein!«
    Während ich ununterbrochen
redete, näherte ich mich ihr unauffällig in der Hoffnung, sie durch meine
Beleidigungen so weit abzulenken, daß ich ihr Handgelenk packen konnte. Sie
beobachtete mich mit halb geschlossenen Augen, und dann schnellte sie plötzlich
vor. Ich sprang entsetzt zurück, so daß die blitzende Klinge meinen Hals um
wenige Zentimeter verfehlte.
    Bevor sie den heftigen Schwung
ihres Armes abfangen konnte, sprang ich sie mit emporgezogenen Knien an und
stieß ihr die Knie mit der vollen Kraft meines Körpergewichts in den Magen. Das
Messer entglitt ihrer Hand und klapperte zu Boden. Sie fiel rückwärts auf das
Bett, und ich kniete mich rittlings über sie. Diesmal war sie, als ich
aufhörte, wirklich bewußtlos, und nicht einmal ihre Mutter hätte ihr Gesicht
wiedererkannt.
    Ich kletterte aus dem Bett und
verließ das Zimmer. Mit jedem Schritt, der mich dem Wohnzimmer näher brachte,
wurde die Radiomusik lauter, und ich konnte nur hoffen, daß mein Auftritt nicht
in dem Lärm untergehen würde. Dann holte ich tief Luft und trat ein.
    Mike English lehnte, ein Glas
in der Hand, mit halb geschlossenen Augen an der Bar. In der Zimmermitte
standen in einer kleinen Gruppe Eddie und Sam, immer noch von Benny und seiner
Pistole in Schach gehalten, und ziemlich dicht in Bennys Nähe wartete Dolores,
den Kopf zur Tür gewandt. Ich bemerkte den gespannten Ausdruck auf ihrem
bleichen Gesicht und den plötzlichen Ruck ihres Kopfes, als sie mich eintreten
sah.
    »Hallo, alle miteinander!«
sagte ich laut und deutlich, wobei ich mich bemühte, das Radio zu übertönen.
»Wer will noch gefoltert werden?«
    Mike schnellte von der Bar
herum, und aus den Augenwinkeln sah ich, wie Bennys Kinnlade heruntersackte.
Die beiden reagierten nur mit einem Augenblick der Verblüffung, aber Dolores
war flink. Ich hörte Bennys entrüsteten Schrei, als ihm sein Schießeisen aus
der Hand gerissen wurde, und Dolores’ aufgeregten Zuruf: »Eddie! Hier, seine
Pistole!«
    Mike English fuhr mit der
rechten Hand in die Jackentasche, hielt jedoch in der Bewegung inne, als Eddie
ihn anbrüllte: »Laß sie stecken, Mike! Ich suche nur einen Vorwand, dich
umzulegen!«
    Mike zog langsam die Hand aus
der Tasche und zeigte Eddie demonstrativ, daß sie leer war.
    »Stellt das verdammte Radio
ab!« brüllte Eddie. Sam eilte zum Gerät, und plötzlich war der Raum wohltuend
still.
    »Nun«, sagte ich, »da jetzt
alles unter Kontrolle ist, werde ich mich, falls Sie nichts dagegen haben, erst
einmal umziehen.«
    »Mavis?« fragte Sam besorgt.
»Fühlen Sie sich denn einigermaßen in Ordnung?«
    »Sie müßten mal die andere Dame
sehen«, erwiderte ich. »Dolores kann Ihnen ja inzwischen alles erzählen. Fragen
Sie auch gleich, wie sie zur Prophetin wurde!«
     
     
     

11
     
     
    Nach zehn Minuten erschien ich
in meinem weißen Baumwollpulli und dem dunklen Rock, das Haar zu einem
Pferdeschwanz zurückgebunden und das Gesicht frisch bemalt, wieder auf der
Bildfläche.
    Dolores stand hinter der Bar,
während Mike und Benny auf der Couch Platz genommen hatten. Eddie saß mit
gezückter Pistole vor ihnen auf einem Stuhl, und Sam lehnte, die Hände in den
Hosentaschen, mit bekümmertem Gesicht an der Wand.
    »Mavis«, sagte Dolores
freundlich, »ich habe Ihnen einen Drink zurechtgemacht.«
    »Vielen Dank«, erwiderte ich.
»Sonst trinke ich ja nicht viel, aber jetzt kann ich tatsächlich einen
gebrauchen.«
    Ich nahm das Glas von der
Bartheke, trank — und wäre beinahe erstickt.
    »Was ist denn das?« prustete
ich, nachdem ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen war.
    »Fünf-Sterne-Kognak auf Eis«,
erwiderte Dolores stolz. »Genau das richtige gegen Schock.«
    »Das haut ja selbst den
stärksten Neger um«, japste ich.
    Ich sah zu Eddie hinüber, der
lächelnd zurückblickte, und sofort bekam ich wieder dieses merkwürdig leere
Gefühl in der Magengegend.
    »Du warst fabelhaft, Mavis«,
sagte er herzlich. »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
    »Eddie hat recht«, mischte sich
Sam ein. »Dolores hat uns alles erzählt. Ich hatte gleich das Gefühl, daß
irgend etwas an Englishs Geschichte nicht stimmte. Er war allzusehr bemüht, den
Mord Ihnen und Howard anzuhängen.«
    »Was ist denn

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