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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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drehte mich nach den
anderen um und blickte in Sams verzerrtes, angsterfülltes Gesicht, während er
hilflos zu uns herüberstarrte. Dann sah ich jedoch, wie Eddie von seinem Stuhl
aufstand und mit schußbereiter Pistole vorsichtig auf die beiden reglosen
Gestalten vor mir zusteuerte. Er mußte allerdings ganz nahe herankommen, bevor
er wagen konnte, auf Abigail zu schießen, ohne Dolores zu gefährden, und ich
zweifelte, ob er das schaffen würde.
    »Du hast fünf Sekunden Zeit,
dich zu entscheiden, meine Liebe«, schnarrte Abigail heiser. »Deine Kehle oder
ihre?«
    »Sie lassen mir kaum eine Wahl,
Abigail«, sagte ich mit schwankender Stimme und trat einen Schritt näher.
    Dolores öffnete den Mund nur
einen Spalt, aus Angst, Abigail könnte plötzlich zusammenzucken und das Messer ausrutschen.
»Mavis«, hauchte sie, »tun Sie’s nicht!«
    »Es war mein Fehler, das Messer
im Schlafzimmer zurückzulassen«, erwiderte ich, »und ich habe Ihnen auch
gesagt, Sie könnten unbesorgt nach ihr sehen.«
    Hinter mir ertönte plötzlich
ein dumpfer Fall. Ich riß den Kopf herum und hätte fast laut aufgeschrien.
Eddie hatte den fatalen Fehler begangen, sich zu sehr auf Abigail und Dolores
zu konzentrieren und dabei Mike English zu vergessen — ein Luxus, den sich
niemand leisten konnte.
    Mike hatte ihn ein paar Schritte
an der Couch vorbeigelassen und dann von hinten angesprungen. Jetzt lag Eddie
auf dem Boden, und Mike richtete sich, die Pistole in der Hand, mit
triumphierendem Grinsen auf.
    »Gute alte Abbie«, sagte er.
»Ich wußte, daß du härter im Nehmen bist, als diese Flaschen hier dachten.
Darum habe ich ihnen auch allerhand vorerzählt, denn je mehr ich es in die
Länge zog, desto mehr Zeit hattest du, wieder auf die Beine zu kommen.«
    »Ich will die Blonde, Mike«,
zischte Abigail. »Sie gehört mir!«
    »Selbstverständlich«, erwiderte
er beruhigend. »Sie weiß sowieso zuviel. Du kannst sie haben, Abbie.«
    Ich verfolgte hilflos, wie
Abigail das Messer von Dolores’ Hals wegnahm und ihr dann in plötzlich
aufwallender Bosheit einen so heftigen Stoß versetzte, daß sie vornüber auf den
Boden fiel. Als sie danach, das Messer in der ausgestreckten Hand, auf mich
zukam, trat ich automatisch ein paar Schritte zurück, bis ich gegen die Bar
stieß.
    »Wir haben viel Zeit, meine
Liebe«, krächzte Abigail, während sie immer näher kam. »Zuerst nehme ich mir
dein hübsches Puppengesicht vor, und dann kommt der schöne weiße Körper an die
Reihe...«
    Mein Ellbogen berührte etwas
Kaltes auf der Bartheke, und mir fiel ein, daß ich mein halb geleertes Glas
dort abgestellt hatte. Abigail war jetzt schon erschreckend nahe, die Spitze
ihres Messers tanzte bedrohlich vor meinem Gesicht.
    Ich nahm das Glas von der Theke
und kippte ihr den Inhalt ins Gesicht. Wenn ich in dem Espresso in Venice schon
mit lauwarmem Kaffee Erfolg gehabt hatte, mußte der Fünf-Sterne-Kognak erst
recht seine Wirkung tun. So war es auch. Ich hatte ihr verbliebenes Auge
erwischt, und sie schrie Zeter und Mord, während sie blindlings mit ihrem
Messer nach mir stieß. Ich warf den Kopf zur Seite und schlug ihr mit der
Handkante aufs Handgelenk, so daß ihr Messer in elegantem Bogen über die
Bartheke flog.
    »Jetzt ist es aber genug«,
fauchte Mike, »sonst jage ich dir eine Kugel in deine überentwickelte Brust!«
    Es blieb keine Zeit zu
argumentieren. Abigail war außer Gefecht gesetzt. Sie hielt ihr lädiertes
Handgelenk umklammert und hatte beide Arme vor die brennenden Augen gepreßt.
Ich bekam einen Zipfel ihres grünen Satinkleides zu packen und zerrte sie
zwischen mich und Mike. Was ich als nächstes tun sollte, wußte ich selber
nicht, aber ich wurde einer Entscheidung enthoben. Zwei Schüsse knallten,
Abigail erschlaffte und sackte mir unter den Händen weg auf die Erde.
    Alles geschah so schnell, daß
Mike English fast noch verblüffter zu sein schien als ich. Wir starrten uns
sekundenlang an, dann blickte er auf Abigails Leiche nieder und schüttelte
fassungslos den Kopf.
    »Ich wollte sie nicht
erschießen«, murmelte er. »Das war allein deine Schuld! Du hast sie in der
Sekunde herumgerissen, als ich abgedrückt habe!« Er blickte wieder mich an, und
seine Augen sprühten Mord. »Diesmal erwische ich dich, du dreckiges...«
    In diesem Augenblick schob sich
Eddie zwischen Mikes Beine und richtete sich hoch, so daß Mike die Balance
verlor und krachend auf dem Boden landete. Eddie warf sich über ihn, und beide rollten
in

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