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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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her?«
krächzte ich.
    »Mike hat mich geschickt, um
aufzupassen und ihm Bescheid zu sagen, wenn Sie wieder bei sich sind«, sagte
sie leise. »Arme Mavis!« fuhr sie mitleidig fort. »Was hat sie denn mit Ihnen
gemacht?«
    »Abigail hat nichts
ausgelassen«, murmelte ich. »Ich solchen Dingen ist sie Expertin. Falls ich sie
je zu fassen bekomme, mache ich sie kalt!«
    »Ich traue mich nicht, Ihnen
ein Glas Wasser zu holen«, sagte Dolores. »Dann merken die draußen, daß Sie
wieder bei Bewußstsein sind.«
    »Könnten Sie mir vielleicht die
Hände losbinden?« fragte ich.
    »Das wage ich nicht, es tut mir
leid«, sagte sie weinerlich. »Ich glaube, Abigail ist tatsächlich verrückt. Sie
würde mich genauso umbringen wie...« Dolores unterbrach sich plötzlich und biß
sich auf die Unterlippe.
    »Hören Sie«, flüsterte ich
eindringlich. »Wir haben nicht viel Zeit. Ich kann Abigails Quälereien nicht
mehr aushalten. Sie braucht bloß ins Zimmer zu kommen, dann schreie ich und
unterschreibe jedes Geständnis. Sie wissen, was dann passiert, nicht wahr? Mike
würde weder mich noch Eddie lange genug leben lassen, um der Polizei zu sagen,
auf welche Weise dieses Geständnis erpreßt worden ist. Wenn Sie mir jetzt nicht
helfen, Dolores, sind Sie ebenfalls eine Mörderin!«
    Sie vergrub das Gesicht in den
Händen und wimmerte leise. »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, murmelte sie.
»Ich habe solche Angst!«
    »Was Sie da von dem Mann
erzählt haben, der Sie angeblich angerufen hat, um Ihnen tausend Dollar dafür
zu bieten, daß Sie Mr. Romaynes Tod prophezeien, ist doch erfunden, nicht
wahr?« fragte ich.
    Dolores nickte. »Mike wollte,
daß ich es so erzähle.«
    »Was ist wirklich geschehen?«
    »Das ist eine lange
Geschichte«, erwiderte sie tonlos, »und ich mache keine allzu gute Figur
dabei.«
    »Das ist doch jetzt völlig
gleichgültig«, flüsterte ich außer mir. »Erzählen Sie!«
    »Während der vergangenen drei
Jahre habe ich mit Abigail zusammengearbeitet«, sprudelte sie plötzlich hervor.
»Wir hatten uns vor allem auf die Ferienorte spezialisiert — von Miami über
Mexiko bis zur Westküste. Eine besondere Spielart von Erpressung, nicht neu,
aber wirkungsvoll. Wir nahmen uns einen Mann aufs Korn, vorzugsweise in
mittleren Jahren und verheiratet, der allein Urlaub machte oder an einer Tagung
teilnahm, und ich machte ihm Avancen. Stammte er aus einer Kleinstadt, desto
besser, dann war er um so mehr auf seinen guten Ruf bedacht.
    Abigail spielte meine Mutter
mit angeblichem gesellschaftlichem Hintergrund. Das machte sie besonders gut.
Ich ermutigte den Freier nach Kräften, tat, als könne ich es kaum noch
erwarten, mit ihm ins Bett zu gehen, und wenn er lichterloh brannte, erzählte
ich ihm, daß Mutter eine Dampferfahrt unternähme oder zu einer Party ginge, und
bat ihn für den Nachmittag hinauf in mein Zimmer.«
    Ihre Wangen überzogen sich mit
lebhafter Röte. »Es war ein schmutziges Geschäft«, sagte sie dumpf. »Mitten im
Schäferstündchen platzte dann Abigail herein, und ich schrie: >Er will mich
vergewaltigen!< Der Freier konnte mir das unter den vermeintlich obwaltenden
Umständen nicht einmal verübeln, schließlich hatte uns meine eigene Mutter
ertappt, und versuchte er dennoch, sich zu rechtfertigen, lehnte Abigail es
selbstverständlich ab, ihn auch nur anzuhören. Sie spielte die empörte Dame der
Gesellschaft, deren Tochter entehrt worden war, rief nach der Polizei und
drohte ihm, dafür zu sorgen, daß er keine Gelegenheit mehr haben würde, ein
unschuldiges Mädchen unglücklich zu machen.
    Es wirkte immer. Der arme Kerl
geriet in Panik, bot eine finanzielle Entschädigung an, und Abigail ließ sich
so weit besänftigen, einige tausend Dollar zu kassieren.«
    »Sie haben mir noch immer
nichts über die Vorhersage von Mr. Romaynes Ermordung erzählt«, wisperte ich
verzweifelt.
    »Sie mußten erst die
Vorgeschichte kennen«, erwiderte sie. »Vor etwa drei Monaten kehrten wir an die
Westküste zurück, und Abigail begegnete Ray Romayne, den sie von früher kannte.
Die beiden unterhielten sich, wobei Romayne klagte, eins seiner Hauptprobleme
bestehe darin, seine Geschäftsfreunde Ort und Zeitpunkt für die Übergabe heißer
Ware wissen zu lassen. Abigail schlug ihm vor, sich eine feste Sendezeit beim
Rundfunk oder Fernsehen zu kaufen, ein Gedanke, der beide sehr erheiterte.
    Drei Tage später kam ihm eine
Idee. Er hatte die Sam-Barry-Show gesehen und fragte Abigail, ob sie

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