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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hinter Gitter zu bringen, gehen
Sie unter Garantie straffrei aus.«
    »Glauben Sie das tatsächlich?«
fragte sie hoffnungsvoll.
    »Wirklich und wahrhaftig«,
erwiderte ich. »Passen Sie auf — ich habe einen Plan, und wenn Sie mir dabei
helfen, klappt er auch.«
    »Was soll ich tun?« flüsterte
sie.
    »Zuerst befreien Sie mich hier
von diesem Bett«, erwiderte ich. »Dann gehen Sie ins Wohnzimmer zurück und
sagen Abigail, ich sei wieder aufgewacht. Wenn sie hereinkommt, werde ich sie
gebührend in Empfang nehmen, das soll mir ein besonderes Vergnügen sein! Im
Wohnzimmer versuchen Sie unauffällig, so dicht an Benny heranzukommen wie
möglich. Nach meiner Abrechnung mit Abigail komme ich ins Wohnzimmer und rufe
Mike irgend etwas zu. Daraufhin werden alle zu mir blicken. Sie packen Bennys
Pistole und geben Sie weiter an Eddie. Der besorgt dann den Rest.«
    »Das klingt schrecklich
riskant, Mavis.« Dolores schauderte zusammen. »Wenn etwas schiefgeht...«
    »Es geht nichts schief, das
versichere ich Ihnen«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Nur wird uns,
wenn Sie mich jetzt nicht bald losbinden, Abigail zuvorkommen!«
    »Okay, ich tu’s!« sagte Dolores
mit plötzlicher Entschlossenheit.
    Sie befreite meine Handgelenke,
und während ich sie massierte, um den Blutkreislauf wieder anzuregen, löste sie
auch die Fessel an meinen Knöcheln. Ich richtete mich auf und zog den
Pudelpyjama wieder über meinen einst milchweißen, jetzt blau und schwarz
gemusterten Körper. Dann stellte ich die Füße auf den Boden und stand auf. Ich
taumelte und wäre fast gefallen, wenn Dolores mich nicht festgehalten hätte.
    »Meinen Sie wirklich, daß Sie
es schaffen?« fragte sie zweifelnd.
    »Das kriegen wir schon hin«,
japste ich. »Lassen Sie mir nur ein bißchen Zeit.«
    Ich lief einige Male langsam im
Zimmer auf und ab, bis ich wieder fest auf den Beinen stand. Der tobende
Schmerz in meinem Körper hatte bis auf ein allgemeines dumpfes Ziehen
nachgelassen.
    »Sie gehen jetzt besser
zurück«, sagte ich zu Dolores. »Vergessen Sie nicht — sobald ich hereinkomme
und alle mich anstarren, schnappen Sie sich Bennys Schießeisen!«
    »Woher weiß ich, daß sie
wirklich alle Sie anstarren, Mavis?« fragte sie nervös.
    Ich wollte gerade sagen:
»Machen Sie Witze?«, als mir einfiel, daß Eddie trotz meines Pyjamas vorhin
nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte. Vielleicht war er auch nur durch den
Schlag auf den Hinterkopf, den ihm Benny verpaßt hatte, noch etwas benommen
gewesen. Aber wie dem auch war, jedenfalls erwiderte ich: »Weil mich niemand
erwartet — ich bin die große Überraschung.«
    Nachdem Dolores gegangen war,
stellte ich mich neben der Tür an die Wand, so daß ich, wenn sie geöffnet
wurde, dahinter gedeckt war. Obwohl es wahrscheinlich nicht länger als eine
halbe Minute dauerte, schien es mir wie eine Ewigkeit, bis ich plötzlich laute
Tanzmusik hörte, zum Zeichen, daß Abigail bereit war für den zweiten Akt.
    Ich sah, wie die Klinke
herabgedrückt wurde, und spannte die Muskeln, als die Tür aufschwang und
Abigail eintrat. Sie machte nur einen Schritt, dann merkte sie, daß das Bett
leer war. Ich hatte in Erwartung ihres Erscheinens beide Arme in der Siegerpose
eines Boxers über den Kopf erhoben und ließ sie nun mit äußerster Kraft
herabsausen, so daß meine fest verschränkten Hände krachend in ihrem Genick
landeten. Abigail ging in die Knie, rappelte sich jedoch wieder hoch und wankte
mit unsicheren Schritten auf das Bett zu, bis sie gegen dessen Kante stieß und
vornüber auf die Matratze fiel. Ich schloß behutsam die Tür, um nicht gestört
zu werden.
    Offenbar hatte ich sie jedoch
unterschätzt, denn als ich auf das Bett zusteuerte, hatte sie sich bereits auf
den Rücken gerollt und halb aufgerichtet. Ihre Augen glommen düster in dem
fahlen Gesicht, die Mundwinkel zuckten. Dann zerrte sie den Saum ihres grünen
Satinkleides bis über die Schenkel empor, so daß ich ihre knochigen Beine und —
das Messer sehen konnte, das an der Innenseite ihres rechten Oberschenkels
befestigt war.
    »Komm doch näher, Kindchen«,
zischte sie mit ihrer widerlichen Stimme, während ihre Hand sich um das Messer
krallte und es aus dem Gurt zog. »Ganz nahe. Du kannst ihnen doch nicht
entgehen, meine Schöne, darauf haben sie die ganze Zeit gewartet.«
    »Dann müssen sie eben noch ein
bißchen länger warten. Jetzt bin ich erst einmal dran«, erwiderte ich. »Sie
sind ja total übergeschnappt, Sie

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