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Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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immer an seinem Computer saß. Ich kniff die Augen zusammen und las »Operation Ferien« am oberen Rand des neu geöffneten Fensters auf seinem Bildschirm. »Klingt ziemlich harmlos«, sagte ich leise. Barnabas brummelte etwas in sich hinein und verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß. »Weißt du noch, was Grace gesagt hat? Der Schulcomputer wird zuerst infiziert. Ferien? So im Sinne von die Schule lahmlegen und ein oder zwei Tage freibekommen?« Oh, oh, das klang nicht gut. Aber ich war immer noch nicht ganz überzeugt, noch nicht einmal, als Shoe eine von den CDs mit den Covern von Ace in den Laptop schob. »Ich muss mit i hm reden. Sofort.«
    Barnabas drehte sich mit großen Augen zu mir um. »Hast du das gesehen?«, fragte er. »Auf der CD war das Bild von einem Schwarzflügel.«
    Er sah völlig verstört aus und ich winkte hastig ab. »Tut mir leid. Hab ich ganz vergessen, dir zu erzählen: Das ist von Ace«, erklärte ich und sah wieder zurück in das grauweiße Zimmer. »Er ist Künstler. Gruselig, oder? Shoe hat ihn auf die Idee mit der zerfließenden Krähe gebracht.«
    »›Gruselig‹ ist nicht unbedingt das Wort, das ich benutzt hätte«, brummte Barnabas, der sich langsam wieder fing.
    Ich sah zu, wie Shoe sich auf seinem Stuhl zurücklehnte, während die CD gebrannt wurde. Warum er das Ganze nicht einfach auf einen USB-Stick zog, war mir schleierhaft. Vielleicht wollte er es als Musik getarnt in die Schule schmuggeln?
    Warum sitze ich eigentlich immer noch hier rum?, fragte ich mich plötzlich. Shoe lud da drinnen gerade den Virus. Wie viel musste ich noch sehen? Wie er es verbreitete? »Ich rede mit ihm«, beschloss ich, holte einmal tief Luft und kämpfte mich durchs Gebüsch, um in den Vorgarten zu gelangen.
    Die Zweige kratzten mir über die Arme und ich blieb stehen, als ein Paar Scheinwerfer die stille Straße erhellte. Sie waren … blau. Nicht die Scheinwerfer selber, aber das Licht.
    »Warte«, flüsterte Barnabas, der hinter mir her durchs Gebüsch kroch.
    Ich fühlte mich benommen und blinzelte, als ich Ace' Pick-up erkannte, der am Straßenrand parkte. Die laute Musik verstummte, drei Sekunden nachdem er den Motor ausgeschaltet hatte, dann stieg er aus und knallte schwungvoll die Fahrertür zu. Leise Schritte, dann erschien seine schattenhafte Gestalt vor dem Pick-up und ich kämpfte mich weiter vorwärts in Richtung Auffahrt. »Ace«, sagte ich und drückte mir eine Hand auf den Magen. Ich hatte ein ziemlich mulmiges Gefühl. In dem Moment erklang das fröhliche Dingdong der Türglocke. Aus Shoes Zimmer drang ein gedämpfter Fluch. Barnabas zog mich hinter einen Baum und wir beobachteten gemeinsam, wie Shoe hochfuhr, einen Moment lang zögernd vor seinem Computer stehen blieb und dann fast hinfiel, als er versuchte, sich die Schuhe anzuziehen. »Mach schon!«, murmelte er in Richtung des surrenden CD-Laufwerks. Mit meinen Augen stimmte irgendetwas nicht. Ich blinzelte, um den bläulichen Schleier davor loszuwerden. Ich sah hinunter auf mein Amulett und fragte mich, ob die silberne Fassung ebenfalls blau schimmerte oder ob ich mir das einbildete.
    Barnabas' Griff an meinem Arm wurde fester. »Wir müssen hier weg«, sagte er, den Blick auf das Fenster gerichtet.
    »Warum?«, wollte ich wissen, während ich den Kopf schüttelte, um das Brummen in meinen Ohren loszuwerden, das plötzlich eingesetzt hatte.
    Er wandte sich zu mir und ich las Ärger und Ungeduld in seinen braunen Augen. »Weil ich glaube, dass Shoe aus dem Fenster klettern wird, sobald die CD fertig ist.«
    Und tatsächlich, Shoe hatte einen schwarzen Kapuzenpulli angezogen und fummelte jetzt an der Befestigung des Fliegengitters herum. Draußen an der Haustür hörte ich, wie seine Mom Ace hereinbat. Ich zog eine Grimasse und duckte mich hinter den Baum.
    Das Geräusch von Federn im Wind ließ uns aufhorchen und ich war nicht überrascht, Nakita zu sehen, die leichtfüßig auf dem Dach landete. »Bleib da!«, zischte Barnabas ihr zu und der schwarze Todesengel grinste ihn an, so wild, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte. Meine Augen wurden groß, als sie ihm den Stinkefinger zeigte und sich wieder in die Luft warf, damit sie Shoe folgen konnte, der jetzt kurz davor war, sich vom Acker zu machen.
    Ich hörte, wie Shoes Mom nach ihm rief. Das würde ja alles ziemlich schnell in die Hose gehen.
    »Weiß Nakita überhaupt, was das bedeutet?«, fragte ich und legte mir eine Hand auf die Brust. Warum schlägt mein

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