Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod traegt Turnschuhe

Der Tod traegt Turnschuhe

Titel: Der Tod traegt Turnschuhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
wurde, dass ich irgendetwas Salziges aß.
    Gedämpft wie durch eine Decke hörte ich eine Fernseh-Sitcom, wie ich aus dem eingespielten Lachen schloss. Außerdem war da die Stimme einer Frau und die Pausen, die sie immer wieder machte, sagten mir, dass sie telefonierte.
    »Nein«, sagte sie. »Sie lassen niemanden rein, schon gar nicht die Ehrenamtlichen. Sie sind die Hauptverdächtigen, aber im Moment wird ohnehin das gesamte Krankenhaus überprüft.«
    Ich fühlte, wie sich meine Brust hob und senkte, als ich kicherte, und eine Welle der Befriedigung durchlief mich. Shoe war zufrieden, aber ich war sauer. Nicht, dass er das irgendwie bemerkt hätte.
    Aber das ist doch noch gar nicht passiert, dachte ich. Ich überlegte, dass ich wohl ein gutes Stück weiter in die Zukunft gesprungen sein musste, denn das Einzige, was ich klar wahrnehmen konnte, waren Stimmen. Stimmen und mein Hunger. Mann, wie hatte ich das vermisst! Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich spürte, wie sich meine Zähne durch einen Kartoffelchip knusperten.
    »Nein!«, rief die Frau entsetzt. »Drei Menschen sind gestorben. Und es hat unglaubliche vier Stunden gedauert, bis überhaupt jemand gemerkt hat, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Wir hätten doppelt so viele verlieren können. Sie gehen davon aus, dass es möglicherweise ein unzufriedener Mitarbeiter war. Die Firewall hat ihn nicht gemeldet, weil jemand ihn von hier drinnen hochgeladen hat. Er ist nicht durchs Internet gekommen.« Shoe, du bist echt das Letzte, dachte ich aufgebracht, als er abermals kicherte. Er schob sich eine weitere Ladung Chips in den Mund und stellte den Fernseher leiser, damit er die Frau besser hören konnte. Ich konnte die Fernbedienung nicht sehen, aber ich fühlte, dass sie da war. Warum wurden Geräusche besser durch die Zeit übertragen als visuelle Informationen?
    »Ja, irgendeiner von uns«, fuhr die Frauenstimme fort. »Und wir werden diesen miesen kleinen Verräter kriegen.« Statt dass ich Angst bekam, wurde meine Laune nur noch besser. Das kam natürlich von Shoe und ich gab mir alle Mühe, ihm eine ordentliche Packung Kopfschmerzen zu verpassen. Vorhin hatte ich noch gedacht, er wäre eigentlich ein ganz netter Kerl, aber hier von seinem Kopf aus sah die Sache komplett anders aus. »Sie haben die CD«, sagte die Frau. »Sie konnten den Prozess bis zu seinem Ursprungsterminal zurückverfolgen. Jetzt müssen sie nur noch den Computer finden, mit dem sie gebrannt wurde. Das ist doch schon mal was, oder?« Ihre Stimme wurde wieder lauter. »Ja, können sie. Das ist wie mit den Patronen aus verschiedenen Pistolen. Im Moment führen sie nur Verhöre durch, aber bald werden sie mit Durchsuchungsbefehlen kommen. Natürlich werden sie das. Der Idiot hat ja sozusagen seinen Namen draufgeschrieben. Könnte ein Kind gewesen sein, das Gleiche ist ja gestern auch an dieser Schule passiert.«
    Mein Lippen bewegten sich und ich hörte mich flüstern: »Oh, oh, jetzt bist du aber so was von dran!«
    Shoe!, schrie ich in Gedanken, aber es war nur ein Traum, nur eine Möglichkeit - das Ganze hatte ja noch nicht stattgefunden. Frustration machte sich in mir breit, als jeder einzelne Laut zu einem winzigen Punkt aus bläulichem Schwarz zusammenschrumpfte, bis nichts mehr übrig war, keine Stimmen, keine Berührung … nichts.
    Einen Moment lang hing ich einfach da, ohne zu wissen, was als Nächstes passieren würde.
    Dann blitzte die Welt rot auf und ich keuchte.
    Ich zuckte und mein Arm knallte gegen irgendetwas, worauf ich Barnabas knurren hörte. Erschrocken öffnete ich die Augen. Ich hatte Augen und sie öffneten sich, wenn ich wollte. Gott sei Dank. Es war vorbei.
    Barnabas musterte mich besorgt. Er war mir nah, sehr nah. Über uns wölbte sich unverkennbar das glatte Dach eines Autos. Die dumpfe Stille des Eingeschlossenseins drückte mir auf die Ohren.
    »Äh«, stammelte ich. Barnabas wirkte völlig verstört.
    »Warum genau hast du mich im Arm?«
    Sein Mund klappte auf und seine Augen leuchteten eine Sekunde lang silbern auf. »Bei allen staubigen Sternen! Was ist passiert?«, fragte er und lockerte seinen Griff ein wenig. »Geht's dir gut?«
    Er ließ mich neben sich auf den Sitz gleiten und ich setzte mich auf. Zitternd strich ich mir die lila Haarspitzen aus den Augen. Wir befanden uns auf dem Rücksitz irgendeines Vans und es hatte den Anschein, als wären wir noch immer in Shoes Wohnsiedlung. Eine Hand auf den Bauch gedrückt, sah ich Barnabas an. Da

Weitere Kostenlose Bücher