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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sollte.«
    »Erzählen Sie Ihren Anhängern nicht, dass sie, wenn sie bei der Vernichtung der Feinde ihrer Religion den Tod finden, zur Belohnung ins Paradies einziehen und die Gesellschaft von ich weiß nicht wie vielen Jungfrauen genießen dürfen?«
    »Zweiundsiebzig ist wohl die übliche Zahl«, sagte der Scheich.
    »Scheint mir etwas übertrieben«, sagte Kilda. »Aber nach den Gesetzen der Proportionalität scheint meine Hoffnung, mit meinem geliebten Mann vereint zu werden, wenn ich den Feind meiner Religion vernichte, nicht unbedingt abwegig zu sein, meinen Sie nicht auch?«
    »Das ist sicherlich eine Hypothese, die es wert wäre, untersucht zu werden«, sagte der Scheich. »Vielleicht könnten wir uns in aller Ruhe zusammensetzen und darüber reden?«
    Er wollte, dass sie ihn nicht hasste, dachte sich Kilda. Dummkopf. War ihm nicht bewusst, dass Hass nichts damit zu tun hatte? Außer dass sie ihr Leben hasste.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Die Zeit ist abgelaufen. Für Sie. Und für mich.« Sie hob ihre Kamera, der Zeigefinger schwebte über dem Auslöser.
    »Kilda!«, rief Pascoe und machte einen Schritt auf sie zu. »Wollen Sie uns alle umbringen?«
    »Sie sagen, der Sprengsatz ist in der Kamera?«, sagte Tottie Sarhadi. »Verfluchte Scheiße. Und ich hab wie eine Bekloppte gegrinst, als sie das Ding auf mich gerichtet hat.« Der Bann, der sich durch den Wortwechsel zwischen dem Scheich und Kilda über alle Anwesenden gelegt hatte, war gebrochen. Sarhadi zog Jamila an sich, an der Tür begannen die Knallköpfe aufgeregt zu schnattern, bis Pascoe sie mit einem Blick zum Verstummen brachte. »Sie wollen doch nicht alle hier umbringen«, fuhr Pascoe fort, verzweifelt bemüht, Kildas Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Hat Jonty Ihnen gesagt, wie viel Sprengstoff wirklich da drin ist? Hat er das?«
    Er glaubte, es sei zwecklos. Sie wandte den Kopf nicht in seine Richtung, nichts in ihrer Körpersprache wies darauf hin, dass sie ihn gehört haben könnte. Aber ihr Finger schwebte weiterhin über dem Auslöser, und als sie schließlich etwas sagte, ging sie tatsächlich auf seine Frage ein.
    »Genügend«, sagte sie.
    »Genügend wofür?«
    »Um ihn und mich umzubringen.«
    »Unter welchen Bedingungen? Auf welche Entfernung? Fünf Meter? Wange an Wange? Im gleichen Zimmer? Kilda, Sie kennen Jonty, er geht doch bestimmt auf Nummer sicher, oder? Könnte gut sein, dass Sie jeden in diesem Raum töten, wenn Sie die Ladung hochgehen lassen.«
    Wieder eine Pause, in der sie zu überlegen schien.
    »Das glaube ich nicht«, sagte sie.
    »Aber Sie wissen es nicht! Wollen Sie wirklich diese beiden jungen Menschen umbringen oder sie verstümmeln? Um Gottes willen, sie haben gerade geheiratet! Sie haben das ganze Leben noch vor sich!«
    »Das habe ich mir auch gedacht, als ich geheiratet habe«, sagte sie. »Wenigstens würden sie zusammen abtreten.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich wollen«, sagte Pascoe mit ruhiger Entschiedenheit. »Oder dass Mrs. Sarhadi stirbt. Oder die anderen jungen Männer. Oder gar ich.«
    Jetzt sah sie kurz in seine Richtung, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Scheich richtete. Es funktionierte, dachte Pascoe. Verwickle sie in ein anscheinend rationales Gespräch, egal, wie irrational es in Wahrheit ist. Vermeide alles, was herablassend oder nur versöhnlich anmutet, aber überzeuge sie davon, dass du ihren Wahnsinn ernst nimmst.
    »Offen gesagt, interessieren mich diese jungen Männer nicht die Bohne«, sagte sie. »Wahrscheinlich geht es uns sogar wesentlich besser, wenn sie nicht mehr sind. Und was Sie anbelangt, Peter, bei Ihnen hätte ich es fast schon mal geschafft, nicht wahr? Vielleicht steht es ja doch geschrieben, wie der Scheich sagt. Ist es nicht so, Scheich?«
    »Alles steht geschrieben«, antwortete Scheich Ibrahim, der dem Wortwechsel mit dem aufgeweckten Interesse eines Lehrers gefolgt war, der ein Seminar leitete. Pascoe wollte nicht, dass der Imam involviert wurde. Die Sache musste zwischen ihm und Kilda ausgehandelt werden. Aber es sollte eine noch sehr viel schlimmere Unterbrechung folgen.
    »Geschrieben, soso!«, rief Tottie Sarhadi aus. »Aye, na dann, würde ich sagen, werter Polizist, wenn Sie eine Kanone bei sich tragen, dann steht geschrieben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, sie zu ziehen und dieses Weibsbild zu erschießen.«
    Das war an Pascoe gerichtet, der kraft seines Willens und seiner Mimik versuchte, der Frau die Lektionen

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