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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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fand, nutzte ihre Dienste. Wer ihre Dienste nutzte, wurde ärmer, entledigte sich aber gleichzeitig komplizierter oder dringender Probleme. Heutzutage war es nicht mehr notwendig, lange und beschwerliche Reisen in Kauf zu nehmen. Heute genügte es, wenn man Codeworte auf digitale Reisen schickte. Mahawaj Baraq ’ el würde es als Ehre empfinden, dem Sprössling einer der alten Familien zu Diensten sein zu dürfen.
     
    *
     
    Daniel tauchte die Arme in Eiswasser und wartete, bis die Kälte sein Herz erreicht hatte. Schneeregen klatschte an die Fensterscheiben und die schweren Tropfen trommelten auf den Zinkblechen.
    Er umschloss das Amulett. Er hätte es abnehmen, es von sich werfen können. Und dann? Es gab genug Anwärter unter den Wiedergeborenen, die danach trachteten, in die Bruderschaft aufgenommen zu werden. Ruhm, Geld und das berauschende Wissen, zum ältesten Syndikat der Welt zu gehören, waren ein guter Anreiz, seine Seele zu verkaufen. Und Macht. Dieser Faktor war nicht zu unterschätzen.
    Es war Mahawaj persönlich gewesen, der Pilatus die Kreuzigung nahegelegt hatte. Einflussnahme auf das Schicksal der Welt hatte zu keinem Zeitpunkt ohne die anonymen Meister stattgefunden.
    Müde Augen sahen ihn aus dem goldumrandeten Spiegel an. Tiefe Schatten umlagerten sie. Eine Nacht, ein Tod. Es war gleich. Daniel schleuderte sich das kalte Wasser ins Gesicht. Die Erinnerungen an all die vergangenen Leben wollten nicht weichen. Es waren zu viele. Sie sprengten seinen Kopf.
    Das Display seines Handys leuchtete auf. Es gab einen Job. Turner Street, so schnell es ging. Maurice wollte ihn persönlich einweisen.
    Daniel zog den Rollkragenpullover über die nackte Haut. Er kratzte erbärmlich. Ein Büßerhemd, das ihn daran erinnerte, aus Fleisch und Blut zu sein. Stiefel, Mantel, der Rucksack für die Unterlagen. Und der Damaskus-Dolch. Sollte er eines Tages den Mut finden, die Eide, die er der Bruderschaft geschworen hatte, zu brechen, er würde zuerst Mahawaj und dann Maurice töten. Nicht sanft, nicht während der Liebe, sondern mit kaltem Stahl in kalte Herzen. Er würde geduldig warten, bis sie ihm im nächsten Leben wiederbegegneten und seine Tat wiederholen. Immer und immer wieder. Bis in alle Ewigkeit.
    Vom Leicester Square bis nach Whitechapel ging es quer durch die Stadt. Hätte er Zeit gehabt, er hätte die Strecke statt mit der U-Bahn zu Fuß auf sich genommen. Mit jedem Schritt hätte er den Frieden des vergangenen Lebens von sich abstreifen können.
    Ein eisiger Wind empfing ihn, als er aus der U-Bahn-Station ins Freie trat. Bis zur Durward Street waren es nur ein paar Schritte. Er war lange nicht dort gewesen. Daniel kehrte um, kaufte eine rote Rose an dem Blumenstand der Station und ging den Weg, der ihm stets schwergefallen war.
    Das alte Fabrikgebäude dominierte den Straßenzug. Mittlerweile hatte man die Mauer, die sich anschloss, mit einem Stahlzaun erhöht. Dennoch war es derselbe Platz. Ein Mann blätterte in seinem Reiseführer. Seine Söhne sahen gelangweilt die Straße her auf und hin unter.
    „Dad, wir sind falsch! Bucks Row, hat der Mann gesagt. Der Ripper hätte in der Bucks Row sein erstes Opfer gekillt.“ Die fleischigen Lippen schoben sich weit über das volle Kinn. „Hey, hier ist es voll öde. Nur Zäune und alte Mietshäuser und diese poplige Gasse.“
    Damals hatte sich Daniel zum zweiten Mal verweigert. Es war sein Job gewesen. Alle sieben. Ein andere r war in die Lücke gesprungen. Daniel wusste nicht, welcher der Meister es gewesen war und er wollte es auch nicht wissen. Nach dem ersten grausigen Mord hatte er Mahawaj in unendlich vielen Briefen angefleht, den Job auf seine Weise beenden zu dürfen. Alle Ersuche wurden zurückgewiesen. Der Klient sei entzückt über die strikte Umsetzung seiner Anweisung und würde jegliche Zusammenarbeit mit einem anderen Meister ablehnen. Seit dem war Daniel untergetaucht. Jetzt hatten sie ihn wieder am Haken. Er würde keinen Job mehr ablehnen, die Konsequenzen waren für das Opfer zu qualvoll.
    „Junge, trittst du bitte zur Seite?“
    Der Knabe starrte ihn an, als ob Daniel ein Geist wäre, ging jedoch zögernd einen Schritt zurück.
    „Hier steht es.“ Der voluminöse Bauch des Vaters streifte fast das Eisentor.
    Damals war es aus Holz gewesen. Es hatte sich für Mary Ann Nichols nicht geöffnet, um sie zu schützen.
    „1892 wurde die Bucks Row in Durward Street umbenannt.“ Seine kleinen Augen strahlten vor Glück. „Am 31. August

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