Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
Vom Netzwerk:
wird. Wo soll ich beginnen?“
     
    *
     
    Das Brummen der Motoren hatte etwas überaus Einschläferndes. Lucy legte den Kopf an die Nackenstütze und gab sich dem guten Gefühl hin, einen kleinen , aber feinen Diebstahl begangen zu haben.
    „Was findest du nur an diesem zwielichtigen Igor?“
    Mit vor Ekel verzogenem Mund versuchte Peter, den Schwarztee zu schlucken. Die Stewardess beobachtete ihn nur kurz bei seiner Qual, bevor sie ihr trainiert-höfliches Lächeln dem Passagier hinter ihnen widmete. Lucy schlürfte den heißen Kaffee aus dem Pappbecher und Peter verzog sein Gesicht noch mehr. „Jedes Mal, wenn du mich nach Moskau begleitest, triffst du dich mit diesem Kerl.“
    „Mein Cousin, das sagte ich doch schon.“
    Peter runzelte die Stirn. „Wirklich? Oh, das hatte ich vergessen.“
    „Du vergisst alles.“ Er lebte zwischen den verwitterten Einkerbungen alter Steinplatten. „Deshalb schätze ich dich so.“
    „Weiß ich doch, Haselkätzchen“, murmelte er, während er gedanklich im Angebot des Bord-Shop-Katalog s versank . Für zwei Minuten. Dann sah er sich irritiert um. „Ist dir auch so warm?“ Der Katalog wurde als Fächer missbraucht. „Ob die Klimaanlage nicht funktioniert?“
    Er drehte unkontrolliert an allen Belüftungsschrauben über ihm, über ihr und über dem Platz vor sich. Dass die Frau sich umdrehte und ihn einen dämlichen Saftsack nannte, störte ihn nicht. Nur Russen verstanden russische Schimpfwörter.
    Flüchtig strich Lucy über seine Hand, an deren Mittelfinger der Ring schlackerte. Er merkte nicht, als sie ihn abstreifte , auf das Lederband fädelte und wieder um ihren Hals hing. Der Ring rutschte schwer in ihren Ausschnitt und nahm sofort Körperwärme an. Wie sollte sie das satte Grinsen nur aus dem Gesicht wischen? Ob Ethan ausgerechnet dieses Schmuckstück brauchte? Sie könnte es als Souvenir behalten. Oder als Trophäe.
    „Wann ist die nächste Konferenz? Du weißt, wie ich die Stadt meiner Vorfahren liebe.“ Sie hatte keine Ahnung, wann der erste Sorokin auf welchen verschlungen Pfaden auch immer nach Britannien gekommen war. Sicher schon zur Blüte der Steinzeit. Weder war Igor jemals ein Cousin gewesen noch besaß sie sonst irgendwelche Verwandten in der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Igor hatte von einem weiteren Coup gesprochen. Ein Multimillionär. Älter, dick, selektiv großzügig und gutgläubig. Das Ding würde nicht risikofrei sein, doch das war Lucys Leben nie gewesen.
    „Mitte Mai.“ Peter konzentrierte sich auf die Abbildung eines verschnörkelten Parfumflakons.
    „Mai? Bis dahin ist die Hälfte deiner Kollegen längst gestorben. Dieser Callahan sieht aus, als ob er schon das ein oder andere Salve zu Cäsars Lebzeitgen in Stein gemeißelt hätte.“
    „Wie sprichst du über Aiden Callahan ?“ Ein hektischer roter Fleck erschien oberhalb des bis zum letzten Knopf geschlossenen Oxfordhemdes. „Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet aramäischer Sprachen und es gibt kaum eine Inschrift zwischen Euphrat und Tigris, die er nicht entziffert hat.“
    Trotzdem sah Callahan aus wie eine mumifizierte Schildkröte. Lucy hatte ihn bei einem Cocktailempfang kennengelernt. Seine rot geäderten Augen hatten einen stechenden Blick, den sie physisch gespürt hatte.
    Ein Luftloch ließ die Maschine absacken. Peter schüttete den Zucker auf seine dunkelgrüne Cordhose.
    „Gott, wie ich diese Fliegerei hasse!“
    Mitte Mai. Wenigstens hätte sie bis dahin mehr Zeit, präzise zu planen. Die Sache mit Kolja war extrem kurzfristig, fast schon spontan gewesen. Außer, dass er Kunst liebte, reich war und aus einer alten und einflussreichen Familie stammte, hatte sie nur wenig über ihn gewusst. Gefährlich, bei ihrem Hobby. Und prickelnd, wundervoll, fantastisch, inspirierend. Hoffentlich hatte er ihren Cocktail gut überstanden.
    Ein dezentes Brummen aus ihrer Manteltasche ließ Peters Gesichtszüge entgleiten. „Du hast dein Handy angelassen?“
    Eine SMS von Ethan. „Bobbies waren da. Fragen nach dem Perlenhalsband. Du weißt schon.“
    Sie hatte es Guy de Raquelerre in Paris vom Hals geliebt. Angeblich hatte es einst Marie Antoinette gehört.
    „Ich hatte es um. Die Uniformierten hatten freie Sicht darauf und nichts bemerkt. Sie suchen eine Rothaarige. Kannst kommen, wenn du willst. Habe einen neuen Job. Ungefährlich und direkt vor der Haustür.“
    Wenn du etwas verbergen willst, lege es mitten auf den Tisch. Sherlock war ein Genie gewesen, wenn auch

Weitere Kostenlose Bücher