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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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hatte; und die wichtigen offiziellen Dokumente von al-Qaida, darunter ihre Statuten und Richtlinien, die nach dem Ende des Krieges in Afghanistan zum großen Teil vom US-Verteidigungsministerium unter der Bezeichnung „Harmony Documents“zusammengestellt wurden. Diese Materialien bilden ein Fundament an verlässlichen Informationen, die hilfreich sein können, wenn man die Glaubwürdigkeit anderer Quellen überprüfen möchte.
    Doch auch dieses wertvolle Material kann bisweilen in die Irre führen. So ermöglichen uns beispielsweise die handschriftlichen Aufzeichnungen in „Tareek Osama“, in denen über das entscheidende Treffen am 11. August 1988 berichtet wird, als der Name al-Qaida erstmals auftauchte, einen Blick auf die Entstehung dieser Organisation. Sie sind daher eine wichtige Stütze meiner Darstellung. Aber die englische Übersetzung, die dem Gericht vorlag, ist häufig verwirrend und unverständlich. „Ich glaube, wir sollten an den Ursprung der Idee denken, wegen der wir hier zusammengekommen sind“, heißt es am Anfang. „Es dreht sich darum, eine neue Frucht bei unter Null zu beginnen.“Eine bessere Übersetzung könnte lauten: „Wir sollten uns auf den Gedanken konzentrieren, der uns in erster Linie hierher geführt hat. Es geht darum, mit einem neuen Projekt bei Null anzufangen. “Laut dem Dokument war der Sekretär, der diese Aufzeichnungen anfertigte, Bin Ladens Freund Abu Rida al-Suri (Mohammed Loaj Beisid), aber als ich ihn in Khartoum befragte, bestritt er, dass er im Jahr 1988 in Afghanistan oder in Pakistan gewesen sei. Ich weiß nicht, ob diese Behauptung stimmt, aber sein Name taucht im Dokument auf. Wael Dschuleidan, der an diesem Treffen teilgenommen hat, sich aber weigerte, persönlich mit mir zu sprechen, erklärte sich schließlich bereit, meine Fragen durch einen Mittelsmann zu beantworten. Er wartete mit der überraschenden Information auf, dass die Initiative zu dem Treffen vor allem von Abdullah Assam ausgegangen sei; er nannte mir auch die Namen der übrigen Teilnehmer und berichtete von einer Abstimmung am Ende des Treffens über die Gründung von al-Qaida. Nichts davon erscheint in den Dokumenten, die dem Gericht vorlagen. Medani al-Tajeb, der eine Weile Schatzmeister von al-Qaida war, ließ mir durch einen Mittelsmann mitteilen, die Organisation sei bereits vor dem Treffen am 11. August gegründet worden - er sei im Mai dieses Jahres zu der Gruppe gestoßen -, sodass durch die Abstimmung die Gründung der Organisation, die bereits im Untergrund tätig war, nur noch formell bestätigt wurde. Ich glaube, der Leser kann daran ermessen, in einer welch undurchsichtigen Welt al-Qaida agiert und welch unvollkommener Mittel ich mich manchmal bedienen musste, um an Informationen heranzukommen.
    Außerdem musste ich Kompromisse eingehen, wenn ich über Dinge berichte, die ich für wahr halte, aber nicht beweisen kann. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass Prinz Turki am 17. Oktober 2003 gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press enthüllte, er habe als Chef des saudi-arabischen Geheimdienstes bereits Ende 1999 oder Anfang 2000 der CIA die Namen von zwei der späteren Flugzeugentführer vom 11. September, Nawaf al-Hasmi und Chaled al-Mihdhar, übermittelt. „Wir haben ihnen gesagt, dass diese Leute von uns wegen früherer Aktivitäten von al-Qaida unter Beobachtung stehen, und zwar wegen der Botschaftsanschläge und dem Versuch, Waffen ins Land zu schmuggeln“, erklärte Turki damals. Dies könnte erklären, warum die CIA gerade zum Zeitpunkt des Treffens zwischen den Flugzeugentführern und den USS- Cole -Verschwörern in Malaysia plötzlich Interesse für diese Männer zeigte. Die CIA wies Turkis Behauptung energisch zurück, und der saudische Botschafter in den USA, Prinz Bandar, korrigierte die Äußerung seines Vetters dahingehend, Saudi-Arabien habe dem amerikanischen Geheimdienst „keine Dokumente“über die späteren Flugzeugentführer übergeben. Doch Turki beharrte damals auf seiner Aussage und bekräftigte, dass er diese Informationen übermittelt habe, zumindest mündlich. Seine Aussage wurde von Nawaf Obeid bestätigt, einem Sicherheitsberater der saudischen Regierung, der mir berichtete, dass die Namen der späteren Flugzeugentführer dem Leiter der CIA-Station in Riad mitgeteilt worden seien. Jetzt aber erklärt Turki, der mittlerweile Bandars Posten in den USA übernommen hat, nach Durchsicht seiner Aufzeichnungen müsse er sich korrigieren; er

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