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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Glaubensgemeinschaft der Mormonen angehören, und er ist sich sicher, dass ihm diese religiösen Menschen mit ihrer Hilfsbereitschaft weiterhelfen werden. Und so ist es auch. Sie nehmen ihn zu sich auf, und so ist Onoprienko seine Sorge ums tägliche Überleben fürs Erste los. Nach eigenen Angaben ist Onoprienko von den zwei Mormonen der »Kirche des Jesus Christus – Heilige der letzten Tage« zu ihrem Glauben bekehrt worden. »Ich ging jeden Sonntag in die Gemeindekirche und wurde auch im Meer getauft. Bei den Leuten hat es mir sehr gefallen. Sie waren sehr nett und hilfsbereit zu mir«, erzählt er.
    In einem späteren Interview jedoch stellt er die Begegnung mit der Glaubensgemeinschaft der Mormonen völlig anders dar: »Diese Glaubensgemeinschaft versprach mir, mich bei meinem Asylantrag zu unterstützen. Doch als ich dann einen Bürgen hätte beibringen sollen, der für mich die Hand ins Feuer legt, war keiner von ihnen dazu bereit. Dabei war ich doch einer von ihnen.«
    Die Behörde teilt ihm später mit, dass sein Asylantrag abgelehnt werden musste. Darüber ist Onoprienko sehr verbittert, denn man nimmt ihn fest und steckt ihn in Auslieferungshaft. Schon nach wenigen Tagen wird er in die Ukraine zurückgebracht.
    Doch er hält es zu Hause nicht lange aus. Fernweh überkommt ihn. So beschließt er, Mitte 1991 mit dem Schiff nach Italien zu reisen. Auch hier bemüht er sich um eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Aber er findet keine Arbeit.
    Völlig mittellos verlässt Onoprienko dieses Land. Er fährt mit der Bahn hunderte von Kilometern ohne Ticket. Nicht einmal an der Grenze wird seine Reise gestoppt.
    Sein neues Ziel ist die Schweiz. »Dieses Land hat mir sehr gut gefallen«, erinnert er sich. »Es ist wie im Paradies. Aber es gibt sehr viele Polizisten in den Städten. Reisende werden häufig kontrolliert. Das hat mir nicht gefallen. Zum Glück wurde ich nie erwischt.«
    Als man ihn später fragt, wovon er die ganze Zeit gelebt hat – er hielt sich immerhin fast einen Monat in diesem Lande auf –, sagt er mit einem Grinsen im Gesicht: »Man schlägt sich halt so durch. Ich hatte Glück, dass ich nie in eine Polizeikontrolle gekommen bin. Das hätte böse ausgehen können.«
    Dann beschließt er, nach Deutschland zu reisen. Wieder ohne Geld und wieder mit der Bahn. Wochenlang streunt er durch die verschiedenen Bundesländer. Im August 1991ersucht er um Asyl. Als man seinen Asylantrag ablehnt, wird er nach Kiew abgeschoben.
    Ende 1993 kauft er sich in der Ukraine ein Auto und fährt damit quer durch Europa. Das Ziel seiner Reise ist diesmal das sonnige Spanien. In Madrid stellt er wieder einmal einen Asylantrag. Noch bevor dieser abgelehnt wird, führt ihn sein Weg zurück nach Deutschland. Warum? Darüber will er nicht sprechen.
    Die deutschen Behörden lehnen auch sein erneutes Ersuchen um Asyl ab. Seine Begründung für die Antragstellung lautet:
    »Ich bin mit dem politischen System in meiner Heimat nicht einverstanden. Außerdem wurde mir grundlos der Bau eines Hauses verweigert. Sogar meine Wohnung hatte man mir gekündigt.«
    Diese Begründung reicht den deutschen Behörden für eine positive Beurteilung nicht aus und sie schieben ihn im Mai 1994 wieder in die Ukraine ab.
    Gerade angekommen steckt man ihn, wie er behauptet, ohne Grund in die berüchtigte Pavlov-Klinik, einer Anstalt zur Wahrung der psychischen Gesundheit. Er verbringt hier fast vier Monate. Als man ihn aus der Klinik entlässt, ist er sich sicher: »Es war die schlimmste Erfahrung, die ich in meinem ganzen Leben erdulden musste. Die Zeit in dieser Klinik war so furchtbar, dass ich nicht darüber sprechen möchte. Nie. Nie in meinem Leben. Nur so viel: Man hat versucht, meinen Willen zu brechen. Doch dies gelang ihnen nicht.«
    Sein nächstes Ziel führt ihn nach Tschernobyl. Hier wohnt sein Bruder. Außerdem hat er in Erfahrung gebracht, dass dort Leute benötigt werden, die nach der Atomreaktorkatastrophe, die sich am 26.4.1986 ereignete, Aufräumarbeiten erledigen sollen. Doch die Arbeit gefällt ihm nicht. Onoprienko erscheint nicht mehr an seiner Arbeitsstelle und liegt von da an seinem Bruder auf der Tasche. Der will sich nicht länger um ihn kümmern und gibt ihm 1.000 Dollar für sein Versprechen, das Land wieder zu verlassen. Die Geschehnisse während seines kurzen Aufenthalts bringen ihm später den Titel »Terminator von Tschernobyl« ein.
    Nach diesen maßlosen Enttäuschungen hält Onoprienko nichts mehr in seinem

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