Der Todesbote
während der Tat verhält …«
In einem Gitterkäfig im Gerichtssaal von Zhitomir verfolgt der Angeklagte die Ausführungen des Gerichtes. Ohne Gefühlsregung berichtet er von seinen Taten, was viele der Zuhörer, meist Angehörige der Opfer, in Weinkrämpfe ausbrechen lässt.
Unzählige Male muss die Verhandlung unterbrochen werden.
Offensichtlich macht es ihm Spaß, darüber zu berichten, auf wie grauenvolle Weise er seine Opfer tötete.
Seit seiner Verhaftung – und auch im Gerichtssaal – trägt er eine Wollmütze. Als man ihn fragt, warum er diese Mütze trägt, antwortet er: »Weil ich mich selbst zum Henker ernannt habe, um den Menschen zu helfen und sie zu lehren. Auch bin ich zum Henker meiner eigenen Seele geworden. Dies ist das Fürchterlichste, was es gibt, wenn man seine eigene Seele hinrichten muss. Meine Morde waren eine Impfung. Ich hatte die Erlaubnis einer höheren Macht, zu entscheiden, ob die Menschen weiterleben dürfen oder nicht…«
Wenn der Horror Wirklichkeit wird
Menschen – fern all unserer Vorstellungen der brütenden Atmosphäre von Gewalt und Perversion, sie leben mit uns, unter uns, in unserer Gesellschaft.
Wir fürchten uns vor dem Klima des Bösen, und doch werden unsere Fantasien geschürt von den täglichen Berichten von Gewalt und Mord in den Massenmedien. Die Verrohung der Menschen hat zugenommen, sagen viele Psychologen. Vor allem, seit diese schrecklichen Szenen Leinwände und unzählige Bücherseiten füllen. Die Menschen haben sich förmlich angesteckt an den Bildern und Berichten, die uns täglich suggeriert werden.
Doch wir lieben sie, die monströsen Taten und Szenen der modernen Psychopathen, die Maskenbildner in Spielfilmen zur Perfektion treiben. Wir lieben die Denksportaufgaben, wer wohl der Täter, der Böse ist in der Luxusvilla mit Pool.
Um möglichst nah an den Betrachter der Bilder zu kommen, klärt man ihn auf, wie gefährlich seine scheinbar häusliche Idylle geworden ist. Alle verfolgen diesen Trend, das Massenblatt wie das seriöse Magazin.
Doch wenn der Mensch erfahren muss, dass die Realität in seiner Nähe Einzug gehalten hat und die ungeglättete Wirklichkeit zutage tritt, überfällt ihn wahre Angst und Schrecken. Er betrachtet immer wieder die Bilder des Grauens und wünscht sich, sie stammten aus einem der vielen Hollywood-Filme.
Wie hypnotisiert nimmt man zur Kenntnis, dass ein Mensch eine Blutspur durch ein ganzes Land gezogen hat. Das Grauen der Berichterstattung nimmt kein Ende. Gefesselt mit Hand-und Fußschellen wird uns der Täter präsentiert.
Der Killer ohne Gnade wird zum Bewohner der Wirklichkeit. Seine Wahrheiten, die er preisgibt, zeigen den dunkelsten Abgrund auf, in dem er sich befand. Als schauderhafte Realität präsentiert er seine Lust am Töten.
Seine Umgebung ist geschockt. Keiner will wahrhaben, dass der liebenswerte, hilfsbereite und nette Nachbar von nebenan der Killer der Nation sein soll.
Und dann wird plötzlich klar, das etwas geschehen ist, was niemals rückgängig gemacht werden kann. Niemand will ihn kennen. Wer kennt ihn jetzt noch als den Menschen, der nur wenige Häuser neben dem eigenen gewohnt hat?
Kein Mensch vermochte in seine zerschlissene Seele zu blicken. Nur so ist es möglich, dass sich der liebenswerte Nachbar plötzlich in ein Ungeheuer verwandeln kann, in einen Menschen, der im Dunkeln wahllos tötet.
Ihnen ist völlig egal, wen sie mit ihrem Tun treffen. Sie schlachten Frauen, Männer und Kinder. Ihre Familien wirken intakt, doch ihre Taten sprechen eine andere Sprache. Ihre Kaltschnäuzigkeit und ihre Brutalität sind nicht zu übertreffen.
Ihr Wahn ist durch nichts zu überbieten. Immer wieder muss man feststellen, dass sie sich in dem Anblick der zu Tode gequälten Opfer förmlich suhlen. Sie genießen die Schreie der Angst und des Schmerzes.
Man sucht nach Gründen, die diese Menschen zu diesen Taten getrieben haben könnten, doch man findet keine. Man zieht die berühmtesten Psychiater zurate, lässt diese Menschenschlächter monatelang untersuchen.
»Er hat niemals in seiner Kindheit Liebe empfangen.
Natürlich ist er daher auch nicht im Stande, Liebe zu geben. Er war nicht fähig, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Oft musste er Schläge erdulden, er wurde erniedrigt und gedemütigt.« So ähnlich beginnen die meisten Gutachten über Serientäter. Es ist abzusehen, dass psychiatrische Gutachter zu der Erkenntnis gelangen: »Nie konnte das Kind einen Fernurlaub
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