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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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einem Prügel androhte. Das war sehr unterschiedlich. Die Mädchen kicherten dann immer, und Anatolij genoss es offensichtlich sehr, von den Mädchen umschwärmt zu werden. Während wir uns mehr dem Sport widmeten, waren seine Interessen anderer Art … Anders war er auch, wenn er wieder einmal von unserer Chemielehrerin gerügt wurde. Meist zog er sich dann auf sein Zimmer zurück und sprach mit niemandem. Man konnte seine grenzenlose Wut gegen diese Frau spüren, auch wenn er nicht darüber sprach.«
    Verziehen hat Anatolij Onoprienko seiner Lehrerin diese Kränkungen nie.

Das Leben eines Globetrotters
    Das Leben auf hoher See, einst Kindertraum von Anatolij Onoprienko, wird für ihn zur Wirklichkeit. Er fühlt sich wohl als Matrose der Schwarzmeerflotte, besonders in den Häfen, die »sein« Schiff anläuft. Es galt als Auszeichnung für jeden jungen Matrosen auf dem berühmten Luxusliner Maxim Gorky arbeiten zu dürfen.
    Doch 1990 sollte sich nach einer privaten Trennung Onoprienkos Leben grundsätzlich und schlagartig ändern.
    Plötzlich nimmt seine Seemannsromantik ein jähes Ende. Von nun an versucht er die fernen Länder mit der Bahn und mit einem Auto zu erkunden.
    »Ich war es leid, nur immer die Huren und die Bars der Häfen in allen nur erdenklichen Hafenstädten zu erkunden. Es war an der Zeit, Land und Leute kennen zu lernen. Ich wollte mich selbst verwirklichen, das war das erklärte Ziel für meine Zukunft«, sagt er später, was immer das auch heißen und bedeuten sollte für sein weiteres Leben.
    Anatolij Onoprienko streicht von nun an mit der Bahn oder per Anhalter durchs Land, zunächst durch die Ukraine. Doch so sehr er sich auch bemüht, nirgends erhält er Arbeit. Und so geht das ersparte Geld schnell zur Neige. Da beschließt er, nach Ungarn zu fahren, ein Land, das seiner Meinung nach sehr westlich orientiert ist und gerade ihm mehr Möglichkeiten bietet. Doch er bemerkt sehr schnell: »In diesem Land gibt es sehr viele Polizisten, und die sind besonders auf der Hut bei allen Ausländern, die sich über längere Zeit in dem Lande aufhalten wollen.« Sicher war dies die Erklärung für seine schnelle Abreise aus Ungarn.
    Er ist froh darüber, auf einem Parkplatz einen Sattelzug zu entdecken, der ein ausländisches Kennzeichen trägt. An der Fahrertür erkennt er den Standort des Transportunternehmers, und von diesem Augenblick an steht das nächste Ziel seiner endlosen Reise fest: die griechische Hauptstadt Athen.
    Längst hat er bemerkt, dass der Fahrer des Wagens in seiner Kabine schläft. So gelingt es ihm leicht, die sich am Ende des Aufladers befindliche Plastikplane unbemerkt zu öffnen und den Anhänger heimlich zu besteigen. Der Hänger ist völlig leer, und Onoprienko lässt sich auf dem Boden nieder. Als sich der Wagen nach Stunden in Bewegung setzt, flucht er nicht schlecht ob der unruhigen Fahrt. Er findet kaum Halt, und jede Kurve wird zur Tortur auf dieser Reise ins Ungewisse.
    Tags darauf staunt der Fahrer des Lkws nicht schlecht, als er auf dem Lagerhof seines Arbeitgebers seine Fracht zu Gesicht bekommt. Außer sich vor Wut über den ungebetenen Fahrgast schreit er ihn an: »Was machst du denn hier? Und wo und vor allem wie bist du auf meinen Wagen gekommen?«
    Onoprienko versteht diese fremde Sprache nicht – bis auf ein Wort, das ihm durch Mark und Bein fährt und das der Grieche ständig wiederholt: »Polizei«. Onoprienko sieht den Fahrer wütend zu einer kleinen Bürobaracke rennen und glaubt, es sei nun der richtige Augenblick gekommen, die Flucht zu ergreifen. Mit einem mächtigen Satz springt er von der Bordwand des Anhängers und sucht das Weite.
    Doch der Mann mit dem großen Seesack über der Schulter kommt nicht weit. Die von dem Fernfahrer gerufene Polizei stöbert ihn schon bald auf und fährt mit ihm zur nächsten Polizeistation. Dort stellt man ihm nach einigen Tagen, die er in einer Zelle verbringt, einen Dolmetscher zur Verfügung.
    Doch dieser hat den Beamten nur einen Satz zu übersetzen:
    »Asylantrag. Ich ersuche um Asyl.«
    Onoprienko ist sehr erfreut, als man ihm zu verstehen gibt, dass er bis zur Entscheidung durch das zuständige Gericht auf freiem Fuß verbleibt. Ungehindert verlässt er die Polizeistation.
    Er versucht, sich mit verschiedenen Jobs über Wasser zu halten. Doch auch in diesem europäischen Land gelingt ihm dies nicht. So sehr er sich auch bemüht, Arbeit bekommt er nirgendwo.
    Da begegnen ihm zwei Amerikaner, die der

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