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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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konnte. Sie nahm sich gegen das Bellen des Steinbruchbesitzers wie ein klägliches Miauen aus. »Nur haben einige bedauerliche Umstände, auf die ich nun wahrlich keinen Einfluss hatte, wie Ihr doch sehr wohl wisst, mein hochgeschätzter Signore Forlani …«
    » Signore? Wo seht Ihr außer mir hier einen Signore, der dieser Anrede würdig ist?«, mischte sich da eine dritte Stimme ein, dunkel, kräftig und bedrohlich wie das Grollen eines Vulkans kurz vor dem Ausbruch. »Was ich sehe, ist ein Rosstäuscher und Kriegsgewinnler, der sich schon jetzt großkotzig anmaßt, die Robe eines Prioren zu tragen, und meint, mit edlem Tuch könne er darüber hinwegtäuschen, dass an seinem Geld Blut klebt! Also schmiert diesem dahergelaufenen Aufschneider keinen Honig ums Maul, Landozzi!«
    »Haltet Eure Zunge im Zaum, Brancoletti! Andernfalls werde ich Euch mit der Klinge eine Antwort erteilen, von der Ihr Euch so schnell nicht erholt«, konterte Jacopo Forlani die giftige Herabsetzung durch den Bankherrn. »Ich weiß genau, wie Ihr zu Eurem Reichtum gekommen seid und aus der schäbigen Wechselstube Eures Vaters ein Bankhaus gemacht habt! Also spielt hier nicht den vornehmen Mann, der mit einem goldenen Löffel im Maul und einem silbernen Klistier im Arsch zur Welt gekommen ist!«
    »Nichts wäre mir lieber, als mit Euch die Klingen zu kreuzen, Forlani! Nur müsstet Ihr dazu ein Mann von Ehre sein, auf dessen Beleidigungen ich etwas geben könnte«, gab Brancoletti zurück. »Aber schon Eure Wortwahl verrät, dass Ihr auf einen langen Stammbaum aus Landstreichern und Trossdirnen zurückschauen könnt!«
    »Bei Gott, noch ein Wort dieser Art, und Ihr schmeckt hier und jetzt Euer eigenes Blut!«, brüllte Jacopo Forlani, und Pater Angelico hatte förmlich vor Augen, wie die Hand des Mannes zu seinem Dolch oder Kurzschwert fuhr.
    »Signori, Signori! Ich muss doch sehr bitten!«, rief der Sensale beschwörend. »Um der Liebe Christi willen, lasst uns die Angelegenheit, die bedauerlicherweise etwas verfahren scheint, in meinem Haus mit dem gebotenen Anstand und der geschäftsmäßigen Nüchternheit regeln, der wir uns doch alle zu Recht rühmen dürfen!«
    »Redet Ihr mir nicht von Anstand, Sensale!« Nun nahm Brancoletti den Sensale ins Visier. »Wessen Ihr Euch rühmen dürft, das ist Durchtriebenheit! In dieser Hinsicht könnt Ihr diesem aufgeblasenen Steinehändler und Tonbäcker die Hand reichen!«
    »Wucherlump!«, konterte Jacopo Forlani.
    Der Bankherr gab ihm nicht die Genugtuung, darauf zu antworten, sondern fuhr fort, Niccolo Landozzi unter Druck zu setzen. »Ich jedenfalls werde nicht hinnehmen, dass Ihr mit mir ein doppeltes Spiel spielt. Ich bestehe darauf, dass Ihr einhaltet, was Ihr mir versprochen habt. Andernfalls wird es Euch an den Kragen gehen, darauf habt Ihr mein Wort! Und leere Drohungen sind nicht das, was man mit meinem Namen verbindet, wie Ihr wohl wisst!«
    »Gewiss, gewiss, wir werden schon eine Lösung finden, die Euch beiden gerecht wird«, versicherte der Sensale hastig, obwohl klar war, dass er nicht beiden Herren dienen konnte. Was denn auch sogleich zum Ausdruck kam. »Ihr habt Euer starkes Interesse natürlich ein wenig eher bekundet, Signore Brancoletti. Und wenn wir das auch nicht schriftlich festgehalten haben, so steht doch außer Frage, dass ich Euch …«
    Jacopo Forlani durchschaute sofort, dass der Sensale auf die Feststellung zusteuerte, dass er dem Bankherrn den Vorzug werde geben müssen. »Das ist eine gottverdammte Lüge!«, fuhr er ihm empört in die Rede. »Ich habe bereits am Tag des Brandes mit Euch zusammengesessen und Euch von meinen Absichten unterrichtet! Dafür habe ich Zeugen! Also glaubt ja nicht, Ihr könntet Euch Eurer Verpflichtung so leicht entledigen! Ich werde Euch die Hölle heißmachen, wenn Ihr diesem blasierten Münzenzähler in den Arsch kriecht, bloß weil er den Medici die Stiefel leckt. Erteilt Ihr ihm den Zuschlag, werdet Ihr mich kennenlernen, das lasst Euch gesagt sein!«
    »Was es von Euch kennenzulernen gibt – von diesem dreckigen Landstreicherwesen –, davon habt Ihr uns schon mehr als genug zotige Kostproben gegeben. Es liegt doch auf der Hand, dass Ihr Euch in der Gosse immer noch am wohlsten fühlt«, sagte Matteo Brancoletti von oben herab.
    »Elender Hundsfott!«, brüllte Jacopo Forlani. »Sensale, Ihr werdet von mir hören!«
    Augenblicke später kam der Ziegeleienbesitzer wutentbrannt aus dem Haus und stürmte mit hochrotem Gesicht zu seinem

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