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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Ihr hier zu schaffen?«
    Der Mönch neigte freundlich den Kopf und nannte seinen Namen und den seines Klosters. »Verzeiht, dass ich mir diese Bemerkung erlaubt habe. Aber ich kam nicht umhin, den unfreundlichen Wortwechsel hier draußen mit anzuhören. Die beiden Signori, Ihr wisst ja selbst, waren so laut, dass ich es beim besten Willen nicht vermeiden konnte«, erklärte er.
    »Ha, wenn es doch nur laut gewesen wäre! Beängstigend war es«, klagte der Sensale. »Ich fürchtete schon, sie würden aufeinander losgehen – in meinem Haus! Ein Skandal wäre das gewesen! Gesprächsthema für die ganze Stadt, nicht auszudenken!«
    »Mit diesem … nun ja … Krawall ist Euch wahrlich wenig Respekt erwiesen worden«, sagte Pater Angelico mitfühlend. »Man hätte von diesen Signori wohl ein anderes Betragen erwarten können, wenn ich das so sagen darf.«
    »Ihr sprecht mir aus der Seele, Padre«, seufzte Niccolo Landozzi bedrückt. »Es war beschämend … nein, empörend! Als wäre ich ein garzone, der in ihrem Geschäft Handlangerdienste verrichtet!«
    Pater Angelico nickte und setzte eine Miene des Bedauerns auf, so als tue es ihm unendlich leid, dass sein Gegenüber diese Entgleisung der beiden Signori in seinem Haus hatte erdulden müssen.
    »Jetzt ist guter Rat teuer, aber mir wird schon …« Der Sensale brachte den Satz nicht zu Ende. »Aber was rede ich da? Meine Sorgen werden Euch kaum interessieren, und sie bleiben auch besser hier. Sagt mir lieber, was Euch zu mir führt.«
    »Eine nicht weniger bedrückende Angelegenheit, werter Sensale. Sie hat mit meinem verstorbenen Klosterbruder Pater Nicodemo zu tun.«
    »Ihr sprecht von dem grausam Ermordeten?«
    Pater Angelico nickte. »Ihm ist großes Unrecht geschehen, nicht allein wegen des Verbrechens, dem er zum Opfer gefallen ist, sondern auch, indem er so gottlos verleumdet wurde.«
    Der schmächtige Mann furchte die Stirn. »Und was habe ich damit zu schaffen?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, war Pater Nicodemo lange Jahre Euer Beichtvater«, sagte Pater Angelico, der lange überlegt hatte, welchen Vorwand er benutzen konnte, um den Sensale und den Bankherrn in ein Gespräch über die Morde zu verwickeln. »Zudem sollt Ihr ihn, wenn mich nicht alles täuscht, gebeten haben, demnächst das neue Haus eines guten Kunden zu segnen.«
    Der Sensale machte ein verblüfftes Gesicht und schüttelte den Kopf. »Da müsst Ihr etwas falsch verstanden haben, Padre. Ich kenne Euren Pater nicht und bin nie zur Beichte in San Marco gewesen. Mein Beichtvater ist Pater Donetto von San Ambrogio drüben.«
    Nun war es an Pater Angelico, sich verwirrt zu geben. »Oh, da habe ich dann wohl etwas durcheinandergebracht. Dabei hätte ich Stein und Bein geschworen, dass der Name Landozzi gefallen ist, als er von der Haussegnung sprach. Wie konnte mir das passieren? Bitte seht mir nach, dass ich Euch anstelle meines toten Bruders meine Dienste antragen wollte«, sagte er mit verlegener Miene. »Die entsetzlichen Morde machen mir wohl doch mehr zu schaffen, als ich dachte. Aber wenn man bedenkt, was Pater Nicodemo Grässliches widerfahren ist und was sich gestern in derselben Straße ereignet hat, ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass ich Dinge durcheinanderbringe.«
    »Das ist es in der Tat nicht.«
    »Ich kann noch immer nicht begreifen, dass es in den Mauern unserer Stadt ein Ungeheuer gibt, das zu solchen Taten imstande ist. Geht es Euch nicht auch so, werter Sensale?«
    Niccolo Landozzi schluckte den Köder und ließ sich bereitwillig in ein Gespräch über die Verbrechen des Tarotkartenmörders verwickeln. Allerdings verlor Pater Angelico schnell die Lust daran, ihn auszuhorchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses schmächtige Kerlchen etwas mit den Morden zu tun hatte und dass dabei womöglich ein Bravo , ein bezahlter Meuchelmörder, im Spiel gewesen war, ging gegen null. Eigentlich gab es nur einen Grund, aus dem er dieses Gespräch führte, und das war der moosgrüne Knopf, den er zu Boden fallen ließ, während er scheinbar unruhig an seinem Habit herumzupfte.
    Dann tat er so, als entdecke er soeben, was da zu seinen Füßen lag. »Oh, seht doch, was hier liegt!«, rief er, trat zurück und bückte sich. »Was für ein edler Knopf! Habt Ihr den verloren, Sensale? Oder ist er vielleicht eben einem Eurer Besucher von der geschwollenen Brust gesprungen?«
    Niccolo Landozzi warf einen Blick auf den Knopf. »Nein, mir gehört er nicht. Ich liebe solch auffällige

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