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Der Todesengel von Florenz

Der Todesengel von Florenz

Titel: Der Todesengel von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Verzierung nicht und trage schon gar keinen Löwen durch die Gegend«, sagte er kopfschüttelnd, und Pater Angelico glaubte ihm angesichts seiner Kleidung aufs Wort. »Aber es ist durchaus möglich, dass er einem der Signori vom Wams gesprungen ist.«
    »Nun denn. Vielleicht begegne ich den beiden ja noch einmal, dann werde ich mich erkundigen, ob sie einen solchen Knopf vermissen«, sagte Pater Angelico und steckte selbigen schnell weg, bevor der Sensale danach greifen konnte. »Und nun entschuldigt, dass ich Euch mit dieser dummen Verwechslung aufgehalten habe. Pax vobiscum! «
    Er machte, dass er vom Hof kam, und überdachte seine nächsten Schritte. Einerseits hätte er sich den Gang zum Haus des Sensale sparen können, andererseits hatte er ihm zumindest die Gewissheit gebracht, dass es sehr lohnend sein konnte, Jacopo Forlani und dem Bankherrn Brancoletti auf den Zahn zu fühlen. Denn beide Männer hatten neben einem Motiv nicht nur die Statur, um als Mörder in Frage zu kommen, sondern auch das zur Gewalt bereite Temperament, das für solche abscheulichen und grausamen Taten vonnöten war.
    Den Kriegsgewinnler, wie der Bankherr ihn abfällig bezeichnet hatte, wollte er sich als Nächsten vornehmen. Dazu würde er nur bei einer der größeren Baustellen nachfragen müssen, wo der Ziegeleibesitzer anzutreffen sei.
    Plötzlich überkam ihn eine grimmige Lust an der Sache. Dass er sich davon nur zu gern mitreißen ließ, um nicht an Lucrezia denken und sich mit seinem inneren Tumult beschäftigen zu müssen, gestand er sich allerdings nicht ein.

31
    D ie größte von Jacopo Forlanis drei Ziegeleien lag jenseits des Arno in Santo Spirito, unweit der Porta a San Frediano. Dort hatte er sein Kontor und auch das Zwischenlager für das Material aus seinem Steinbruch, wie Pater Angelico von einem Baumeister erfahren hatte.
    Noch bevor er die drei mächtigen, gerundeten Brennöfen erblickte, sagten ihm die beiden klobigen Fuhrwerke, die mit schwerer Tonerde beladen auf der Via di Camaldoli vor ihm her zockelten, dass er sich auf dem richtigen Weg befand.
    Das weiträumige, von einem hohen Bretterzaun umschlossene Gelände grenzte fast unmittelbar an die gut drei Manneslängen hohe Stadtmauer. Gleich hinter den doppelten Flügeln des schmiedeeisernen Tors türmten sich rechts und links Backsteine verschiedener Größe bis fast in Kopfhöhe auf, sorgfältig zu rechteckigen, sich nach oben immer weiter verjüngenden Blöcken aufgeschichtet. Weiter vorn, bei den Brennöfen, waren auf einer Unterlage aus harten Hölzern frisch gebrannte Steine zum Abkühlen ausgebreitet. Etwas weiter entfernt, in der Nähe eines einstöckigen, schmucklosen Hauses, lagerten die aus dem Steinbruch gebrochenen Marmorplatten. In einer halb offenen Stallung aus Brettern, die sich seitlich an das Haus anschloss, stand der Rotfuchs angebunden und beugte sich über seine Futterkrippe.
    Pater Angelico brauchte nicht nach Jacopo Forlani zu fragen, erblickte dieser ihn doch, kaum dass er das Gelände betreten hatte, und kam ihm entgegen.
    »Mit wem habe ich das Vergnügen, frommer Mann? Und womit kann ich Euch zu Diensten sein?«, erkundigte er sich mit einem verbindlichen Lächeln, ganz der eilfertige glattzüngige Geschäftsmann, der er zweifellos war. Kirchen und Klöster waren bei Männern seines Gewerbes gute Kunden, denn ihre Oberen übertrafen in Sachen Baulust die weltlichen Florentiner oft noch. Üppige Stiftungen von Reichen, die sich von ihren Sünden freizukaufen hofften, machten es möglich.
    »Mein Name ist Pater Angelico«, stellte sich der Mönch mit einem ebenso freundlichen Lächeln vor. »Ich komme von San Marco, Signore Forlani.«
    »Ah, die geistige Perle unserer Stadt und der Sitz großer Gelehrsamkeit«, schmeichelte der Unternehmer sogleich. »Plant Ihr, Euer prächtiges Kloster wieder einmal zu erweitern, oder bedarf die Umfassungsmauer Eurer ausgedehnten Gärten einer Erneuerung? Bei meinem letzten Gang hinauf zur Porta San Gallo schien mir, dass es dafür wohl bald an der Zeit sein müsste – wenn Ihr mir diese Bemerkung erlaubt, Padre.«
    »Darüber wird wohl ein anderes Mal zu reden sein«, erwiderte Pater Angelico. »Mich führt heute ein sehr persönliches Anliegen zu Euch, etwas, das ich einem hochgeschätzten, jüngst verstorbenen Klosterbruder schuldig bin.«
    »Seid meines aufrichtigen Beileids versichert«, murmelte Jacopo Forlani und bemühte sich um eine pietätvolle Miene. »Aber nur zu, was kann ich für Euch

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