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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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den meisten Leuten egal bist. Du bist allein. Ich weiß, das ist nicht schön, aber je früher du das erkennst, desto besser bist du dran.« Sie verzog das Gesicht. »Du gehörst zu keinem von diesen Leuten. Du bist nicht mit denen verwandt.«
    »Aber … aber wenn ich ihnen egal bin, warum tun sie das? Warum haben sie mich aufgenommen?«
    Theresa schenkte Sarah ein müdes Lächeln. »Geld. Sie werden dafür bezahlt.«
    Sarah starrte ins Leere, während sie versuchte, Theresas Worte zu verdauen. Ihr kam ein erschreckender Gedanke.
    »Sind sie böse?«
    Theresas Miene war wütend und traurig. »Manchmal, ja. Hin und wieder gerätst du auch an eine gute Pflegefamilie, aber meistens sind es böse Leute.«
    »Sind unsere Pflegeeltern böse?«
    Über Theresas Gesicht huschte ein Schatten, den Sarah nicht zu deuten vermochte.
    »Ja.« Theresa verstummte, wandte den Blick ab. Dann atmete sie tief durch und lächelte. »Für dich wahrscheinlich nicht so sehr. Vor Rebecca musst du keine Angst haben. Sie trinkt nicht, so wie Dennis. Wenn du tust, was sie dir sagt, und ihr keine Scherereien machst, lässt sie dich in Ruhe. Ich glaube nicht, dass sie dich oft verprügeln werden.«
    Sarah wurde blass. »Mich verprügeln?«
    Theresa drückte ihr die Hände. »Halt dich zurück, und dir passiert nichts. Und sprich Dennis nicht an, wenn er betrunken ist.«
    Sarah lauschte Theresas Ratschlägen mit dem Pragmatismus eines Kindes, trotz ihrer Angst. Sie glaubte Theresa, dass sie diesen Leuten egal war, dass sie kleine Mädchen schlugen, und dass sie lieber nicht mit Dennis reden sollte, wenn er getrunken hatte.
    Die Welt wurde immer furchterregender, und Sarah fühlte sich von Minute zu Minute einsamer.
    Sie blickte auf ihre Hände. »Du hast gesagt, wir wären Pflegeschwestern. Heißt das … bedeutet dass, dass du meine Freundin bist, Theresa?«
    Es war demütig und traurig und einsam und versetzte Theresa einen Stich in die Brust.
    »Na klar, Sarah. Wir sind Freundinnen.« Sie zwangÜberzeugungskraft in ihre Stimme. »Wir sind sogar Schwestern, schon vergessen?«
    Sarah brachte ein Lächeln zustande. »Nein. Nicht vergessen.«
    »Braves Mädchen. So, jetzt komm. Es ist Zeit zum Essen.« Theresa blickte streng. »Sei niemals unpünktlich zum Essen, das macht Dennis stinkwütend.«

    Sarah hatte schreckliche Angst vor Dennis, gleich vom ersten Augenblick an, als sie ihn sah.
    Er war ein schwelender Vulkan, voller Hitze, der jederzeit auszubrechen drohte. Jeder, der ihm begegnete, spürte das.
    Er war
    (gefährlich)
    und
    (gemein)
    Er starrte Sarah an, als sie und Theresa sich an den Tisch setzten.
    »Du bist Sarah?«, fragt er mit rumpelnder Bassstimme. Die Frage klang wie eine Drohung.
    »J-ja.«
    Er musterte sie ausgiebig, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Rebecca richtete.
    »Wo ist Jesse?«
    Rebecca zuckte die Schultern. »Weiß nicht. Er ist ziemlich trotzig in letzter Zeit.«
    Sarah starrte immer noch Dennis an, aus weit aufgerissenen Augen, und erkannte den Ausdruck, der bei diesen Worten in seinem Gesicht erschien: Es war purer Hass.
    »Tja«, sagte er. »Ich schätze, ich muss etwas dagegen unternehmen.« Sein Gesicht wurde wieder verschlossen. »Essen wir.«
    Es gab Hackbraten. Sarah fand ihn ganz gut. Nicht so gut wie den von Mommy, aber einigermaßen. Das Essen verliefschweigend. Die Stille wurde nur gestört vom Geklapper der Bestecke und den Kaugeräuschen. Dennis hatte eine Dose Bier und nahm große Schlucke zwischen den einzelnen Bissen. Sarah bemerkte, dass er häufig zu Theresa starrte, während Theresa seinem Blick sorgsam auswich.
    Dennis war bei seiner dritten Dose Bier, als das Essen vorbei war.
    »Ihr Mädchen räumt den Tisch ab und wascht das Geschirr«, befahl Rebecca. »Dennis und ich gehen nach nebenan und sehen fern. Wenn ihr fertig seid, dürft ihr auf euer Zimmer.«
    Theresa nickte und stand auf, um das Geschirr einzusammeln. Sarah half ihr dabei. Das Schweigen hielt an. Rebecca rauchte ihre Zigarette und starrte Dennis mit einer Mischung aus Zorn und Verzweiflung an, während Dennis Theresa anstarrte. In seinem Gesicht stand etwas, das Sarah nicht zu entziffern vermochte.
    Das alles war ihr völlig fremd. Das Essen zu Hause war stets mit Gesprächen und Geschichten und Lachen verbunden gewesen, und immer waren die Hunde dabei gewesen. Daddy hatte Sarah gehänselt, Mommy hatte aufgepasst und gelächelt. Buster und Doreen hatten andächtig dagesessen und darauf gehofft, dass Bissen vom Tisch für sie

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