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Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Der Todeskünstler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Todeskünstler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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dunkle Flut aus wenig Weiß und viel Grau.
    Später würde Sarah sich an diesen Augenblick erinnern, überzeugt, dass diese Begebenheit Theresa dazu gebracht hatte, jene Dinge zu tun, die sie später tun würde.
    »Ja«, antwortete Theresa mit zittriger Stimme. »Wir sind Schwestern.« Sie umarmte Sarah und drückte sie an sich. Sarah schloss die Augen und atmete tief ein. Theresa roch wie ein Feld voller Blumen im Sommer. Für einen Moment, einen kurzen Moment fühlte sich Sarah sicher.
    »Hey«, sagte Theresa und löste sich mit einem Lächeln von Sarah. »Hast du Lust auf ein Spiel? Wir haben aber nur Go-Fish.«
    »Ich spiel gerne Go-Fish!«
    Sie setzten sich aufs Bett, spielten Karten und ignorierten das Stöhnen und Ächzen, waren in Sicherheit auf ihrer kleinen Insel in einem Meer voller Eierschalen.

KAPITEL 27
    Sarah und Theresa spielten anderthalb Stunden, dann redeten sie zwei Stunden miteinander. Das Zimmer war wie ein Zufluchtsort vor den Wahrheiten, die sie beide hergebracht hatten. Theresa hatte von ihrer Mutter erzählt und Sarah ein Foto gezeigt.
    »Sie ist wunderschön«, hatte Sarah ehrfürchtig gesagt.
    Das stimmte. Die Frau auf dem Foto war Mitte zwanzig, eine Latina mit exotischem Einschlag, lachenden Augen, rassigem Gesicht und kastanienbrauner Haarmähne.
    Theresa hatte das Foto ein letztes Mal angeschaut, bevor sie es mit einem Lächeln wieder unter ihrer Matratze versteckt hatte.
    »Ja, sie war wunderschön. Und immer fröhlich. Hat immer wegen irgendwas gelacht.« Theresas Gesicht war ernst geworden, der Blick entrückt. »Sie wurde vergewaltigt und ermordet, von einem Fremden. Von einem Mann, der Frauen gerne wehtut.«
    »Meine Mommy wurde auch von einem bösen Fremden ermordet.«
    »Ehrlich?«
    Sarah nickte ernst. »Ja. Aber keiner will mir glauben.«
    »Warum nicht?«
    Sarah erzählte die Geschichte von dem Fremden. Von den Dingen, zu denen er ihre Eltern gezwungen hatte. Als sie fertig war, schwieg Theresa längere Zeit.
    »Das ist eine verdammt heftige Geschichte«, sagte sie schließlich.
    Sarah hob den Blick und sah ihre neue Schwester hoffnungsvoll an. »Du glaubst mir?«
    »Natürlich glaub ich dir.«
    In diesem Moment empfand Sarah innige Zuneigung zu dem älteren Mädchen.
    Jahre später fragte sie sich, ob Theresa ihr wirklich geglaubt hatte. Doch letztlich war die Antwort unwichtig. Theresa hatte ihr ein Gefühl von Geborgenheit und Hoffnung gegeben, als sie beides am meisten gebraucht hatte. Dafür liebte Sarah sie für immer.
    Kurz vor zehn Uhr klopfte Rebecca an ihre Zimmertür.
    »Zeit zum Schlafengehen«, sagte sie.
    Dann lagen die Mädchen in der Dunkelheit und starrten an die Decke.
    Sarah verspürte ein klein bisschen Erleichterung. Was sie erlebt hatte, war schlimm gewesen. Furchtbar schlimm. Die meisten Dinge waren immer noch schlimm, und Sarah wusste,dass dieses Haus kein guter Ort war. Und sie wusste nicht, was die Zukunft für sie bereithielt. Doch sie war nicht mehr allein, und das bedeutete sehr viel in diesem Augenblick.
    »Theresa?«, flüsterte sie.
    »Ja?«
    »Ich bin froh, dass du meine Pflegeschwester bist.«
    Eine Pause.
    »Ich auch, Sarah. Und jetzt schlaf.«

    Sarah schlief zum ersten Mal seit vielen Tagen ohne Träume, als sie von Geräuschen geweckt wurde.
    Ein Mann war im Zimmer, in den Schatten, und hockte über Theresas Bett.
    Der Fremde!
    Sarah wimmerte.
    Die Geräusche verstummten. Eine lastende Stille breitete sich aus.
    »Sarah?«, fragte eine rumpelnde Männerstimme. »Bist du wach?«
    Sarah begriff, dass die Stimme Dennis gehörte. Aus Entsetzen wurde Verwirrung, gefolgt von einer schleichenden Unruhe.
    Was macht er hier?
    »Antworte, Mädchen!«, zischte Dennis. »Bist du wach?«
    Seine Stimme klang böse und gemein. Sarah wimmerte erneut und nickte.
    Er kann dich nicht sehen, dummes Ding!
    »J-ja«, stotterte sie.
    Stille. Sie hörte Dennis atmen.
    »Schlaf weiter. Oder sei still. Was auch immer.«
    »Es ist alles in Ordnung, Sarah«, sagte Theresa leise in der Dunkelheit. »Schließ einfach die Augen und halt dir die Ohren zu.«
    Sarah schloss die Augen und zog sich die Bettdecke überden Kopf. Sie zitterte am ganzen Leib. Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit.
    »Los jetzt, nimm ihn in den Mund!«, hörte sie Dennis flüstern.
    »I-ich will nicht. Bitte, bitte, lass mich in Ruhe.« Theresas Stimme klang ganz elend.
    Ein klatschendes Geräusch, gefolgt von einem Ächzen Theresas, das Sarah erschauern ließ.
    »Nimm ihn in den Mund, oder

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