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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Spinnwebfäden wickelten sich um seine Beine. Dann wurden auch seine Arme an den Körper gefesselt. Das Tier schoß seine klebrigen Fäden aus sicherer Entfernung auf ihn ein.
    Boozam wußte, daß er verloren war, wenn er nicht schnell freikam. Und mit ihm Mythor und Fronja. Nach und nach würde die Spinne sie in einem unzerreißbaren Kokon einhüllen. Wie lange jeder dann noch zu leben hatte, war eine Frage ihres Nahrungsbedarfs.
    Zwei kräftige Kieferzangen tasteten über seinen Körper. Unmittelbar vor seinen Augen verharrte der geifernde Rachen. Mit aller Kraft zerrte er an den Fesseln, um nur einmal noch zuschlagen zu können, aber er kam nicht frei. Hilflos mußte er mit ansehen, wie das Tier weitere Fäden spann.
    Plötzlich war ein lautes Miauen über ihm. Das Netz, in dem er hing, zerriß. Boozam stürzte schwer zu Boden. Mühsam gelang es ihm, sich herumzuwälzen, so daß er mit ansehen konnte, was geschah.
    Seine Kaezinnen hatten die Spinne angegriffen. Während Dori dem Tier im Nacken saß und Krallen und Zähne in das struppige Fell schlug, klammerte Mauci sich an den Beinen fest und versuchte, den Koloß zu Fall zu bringen.
    »Gleich bist du frei«, raunte es neben Boozam. Cogi hatte sein Schwert an sich genommen und zog die Klinge langsam über die unsichtbaren Fäden hinweg. Tatsächlich konnte der Schleusenwärter kurz darauf schon leichter atmen, weil die Beklemmung von seinem Brustkorb wich.
    Wenig später war er wieder auf den Beinen und griff in den Kampf ein, den die Spinne ohnehin zu verlieren drohte.
    »Schlage die Spinndrüsen ab!« rief Dori ihm zu. »Wir können die Fäden zwar wahrnehmen, sie behindern uns aber trotzdem.«
    Das Tier war schon geschwächt, als Boozams Hakenschwert die Entscheidung herbeiführte.
    Schnurrend drängte Dori sich an die Beine des Schleusenwärters. »Du brauchst uns«, raunte sie. »Sag, daß du uns nie verjagen wirst.«
    Boozam antwortete nichts. Aber seine Hand strich über ihren Weibchen, anschmiegsamen Körper. Oft zeigten die Kaezinnen ihr Bedürfnis nach Wärme und Geborgenheit.
    »Zum Glück haben wir deine Witterung aufgenommen.« Mauci fauchte eifersüchtig. Ihr Blick streifte Mythor und Fronja, die soeben von Cogi aus ihrer mißlichen Lage befreit wurden. »Einige Carlumer sind schon sehr nahe. Sie suchen nach euch.«
    Abrupt schob Boozam Dori von sich, die ihrer Gefährtin drohend die Krallen zeigte.
    »Dann müssen wir weiter«, sagte er. »Schnell. Sie werden meine Beweggründe nicht verstehen.«
*
    Ein Gewölbe aus gewachsenem Stein erwartete ihn. Ähnliches hatte er nie zuvor gesehen.
    Doch – einmal, als ein feuriger Himmelsstein in unmittelbarer Nähe seiner Schleuse in die Auen eingeschlagen hatte. Auch jener Stein war von feurigen roten Adern durchzogen gewesen und hatte an seinen Bruchstellen wie Kristall geglitzert.
    Das Gewölbe durchmaß gut zehn Schritte und war mindestens ebenso hoch. Boozam war versucht zu glauben, daß er das Herz des Todessterns erreicht hatte.
    Das Geräusch eines fallenden Körpers ließ ihn herumfahren.
    Mythor war zusammengebrochen. Sein Gesicht, eben noch vor Anstrengung, sich auf den Beinen zu halten, verzerrt, begann sich zu entspannen. Er wirkte beinahe, als schliefe er.
    Auch Fronja sackte in Boozams Armen zusammen. Vorsichtig ließ er sie auf den Boden gleiten. Er verstand nicht, was geschehen war, er wußte nur, daß er den Herren des Todessterns stellen mußte.
    Und er mußte es allein tun.
    »Bleibt hier!« befahl er den Kaezinnen. »Ich bin gezwungen, die Schmach zu tilgen, die der Domo durch sein verräterisches Handeln dem Volk der Aborginos auferlegt hat. Nie wieder darf der Todesstern die Circulur-Ader gefährden.«
    Was er vorher nicht gesehen hatte, fiel ihm erst auf, als er eilenden Schrittes das Gewölbe durchquerte. Es gab einen kleinen Nebenraum, der aus demselben Meteorstein bestand. Zwei kostbar gemeißelte Schreine standen darin, wie geschaffen für die leblosen Körper Mythors und Fronjas. Boozam zögerte nicht, sie hierher zu tragen, wo sie vor den Blicken anderer, die das Gewölbe nach ihm betreten mochten, weitgehend geschützt waren. Die Kaezinnen ließ er dennoch als Wachen zurück.
*
    Er war an so vielem schuld, was geschehen war. Aber um das alles zu ändern, war es längst zu spät. Ihm blieben nur die Verbitterung des Alters und die Hoffnung, die Mächte der Vorsehung mögen sich als gnädig erweisen.
    Er trug die Verantwortung für das, was in Gorgan geschah.
    Einst hatte er

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