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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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andere seine Gedanken erraten, versperrte er ihm den Zugang zu den Stufen.
    Mit verbissener Wut führte Gerrek das Kurzschwert. Sein Ebenbild parierte mühelos jeden Hieb, ja es schien ihm sogar Vergnügen zu bereiten, den Beuteldrachen mehr und mehr in die Enge zu treiben, bevor er zum entscheidenden Streich ausholte. Gerrek bekam keine Gelegenheit, Feuer zu speien. Keuchend ging sein Atem, er fühlte die unvermeidliche Schwäche in seinen Gliedern.
    Tertish wurde ebenfalls hart bedrängt. Auch sie versuchte, die Treppe zu erreichen. Ein unvorsichtiger Schritt, während sie Mühe hatte, einen mit aller Härte vorgetragenen Angriff abzuwehren, ließ sie jedoch straucheln.
    Die Klinge der falschen Amazone zuckte hoch… Bevor sie Tertish durchbohren konnte, warf Gerrek sich dazwischen. Die Doppelgängerin schien irritiert. Auf jeden Fall zögerte sie einen Augenblick zu lange, den der Beuteldrache nutzte, um auf sie einzudringen. Er fügte ihr eine Hüftwunde zu. Daß kein Blut floß, bewies nur, daß es sich um eine dämonische Erscheinung handelte.
    »Halte durch!« rief Tertish ihm zu. »Ich nehme mir dein Ebenbild vor.«
    Mit einigen blitzschnellen Kreuzhieben bedrängte sie den falschen Beuteldrachen und setzte dann zum shantiga an, dem Drachenschlag, dem selbst ein gerüsteter Krieger nur wenig entgegenzusetzen hat. Unwillkürlich zuckte Gerrek zusammen, als er sich selbst tödlich getroffen fallen sah.
    Robbin drang nun mit ihm gemeinsam auf Tertishs Ebenbild ein, während die Amazone den Doppelgänger des Pfaders stellte.
    Kurz darauf war der Kampf entschieden. Schwer atmend standen die drei allein in der Höhle – ihre Gegner hatten sich spurlos aufgelöst.
    »Jeder von uns hätte gegen sich selbst nie bestehen können«, bemerkte Gerrek. »Sehen wir zu, daß wir von hier verschwinden, ehe…« Ihm blieb das Wort im Hals stecken.
    Erneut erklangen auf der Treppe Schritte. Eine Vielzahl von Beuteldrachen kam die Stufen herunter.
    »O nein.« Hilfesuchend sah Robbin die Amazone an. »Womit haben wir das verdient?«
    »Schnell, zu der Nische mit der Statue!« Tertish zerrte den verblüfften Pfader kurzerhand mit sich.
    Die Skulptur glich jener, durch die sie in diese Höhle gelangt waren, nur war sie wesentlich kleiner. Wenn sie wirklich einen Fluchtweg bewachte, so ließ dieser sich zumindest mit normalen Mitteln nicht öffnen.
    »Uns bleibt keine Zeit«, stöhnte Gerrek.
    Mit dem Schwert schlug Tertish zu. Krachend traf die Klinge auf den Stein und drang tief in ihn ein. Ein zweiter Hieb trennte den Kopf der Statue ab, der dann auf dem Boden in viele kleine Stücke zerbarst.
    Von einem Augenblick zum anderen veränderte sich die Umgebung. Die drei standen wieder in einem engen, düsteren Gang irgendwo im Innern des Todessterns, möglicherweise näher zu seinem Zentrum hin.
*
    Mit bösartig schwirrendem Geräusch bohrte sich etwas unmittelbar neben Gerrek in die Wand. Nur dem Umstand, daß er aus den Augenwinkeln heraus eine flüchtige Bewegung wahrgenommen hatte und sich instinktiv duckte, verdankte er sein Leben. Andernfalls wäre er von dem Pfeil durchbohrt worden.
    »Welcher Narr…? He!« rief er erstaunt aus. Der gefiederte Schaft erschien ihm vertraut. »Huuk, Soot, wer von euch legt es darauf an, mich umzubringen?«
    »Gerrek?«
    »Natürlich, ihr Narren. Habt ihr etwa den Darkon erwartet?«
    »So ungefähr.« Aus der Düsternis des Ganges schälte sich die Gestalt des Bogenschützen heraus. Es war Soot, der den Beuteldrachen mit einem flüchtigen Blick bedachte und dann Tertish und Robbin eingehend musterte. »Seid ihr es wirklich?«
    »Du hast Geister vor dir, Wälse«, entgegnete Gerrek ungehalten. »Kannst du keine dümmeren Fragen stellen?«
    Soot zeigte ein spöttisches Grinsen. »Zumindest du scheinst echt zu sein. Dein ungehobeltes Mundwerk ist unverkennbar.«
    »Wo sind die anderen?« warf Tertish ein.
    Der Bogenschütze deutete hinter sich. »Ich bilde sozusagen die Vorhut. Aber woher kommt ihr? Ich sah euch plötzlich als Schemen auftauchen und dachte an eine neue Gefahr. Ist Mythor auch hier?«
    »Wir suchen ihn. Wenn wir zusammen…« .
    Aus einem bis eben verborgenen Seitengang brachen die anderen Wälsenkrieger hervor. Berbus, der Anführer der Siebenerschaft, bedachte die Amazone mit einem herausfordernden Blick seiner blutunterlaufenen Augen. Sein Rundschild hatte etliche neue Kerben aufzuweisen, sein Wams war zerfetzt und von verkrustetem Blut überzogen. In seinem Gesicht spiegelte

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