Der Todesstern
zusammen mit der Zaubermutter Zuma in Vanga die Große Barriere entlang der Dämmerzone errichtet, um die Dämonen von der Südwelt fernzuhalten. Bis er erkannte, daß er damit die Mächte des Bösen nach Gorgan trieb und dieses Land dem Untergang preisgab. Von stärker werdenden Schuldgefühlen geplagt, reiste er eines Tages durch die Schattenzone zur Nordwelt, um den Menschen dort in ihrem Kampf gegen die Kräfte der Finsternis beizustehen, um ihnen zu sagen, was getan werden mußte, und seine Fehler wiedergutzumachen.
Doch er fand keine Ordnung mehr vor, wie er sie von Vanga gewohnt war, sondern chaotische Zustände. Erst bei den Splittern des Lichts, am Koloß von Tillorn, einem Stützpunkt des Lichtboten, vernahm er die Legende vom Sohn des Kometen, der kommen sollte, um den Sonnenschild entgegenzunehmen. Auf ihn wollte er warten.
Und jener kam, den man an seinem Mal hinter dem Ohr erkennen konnte. Ein Findelkind, von nomadisierenden Yarl-Bewohnern großgezogen, heimatlos und ohne Erinnerung an seine Vergangenheit.
Mythor war sein Name. Er war der Sohn des Kometen.
Mit ihm traf er sich später in Logghard, von wo aus sie gemeinsam und mit dem Vermächtnis des Lichtboten, auch mit dem Zauberbuch der Weißen Magie, dem DRAGOMAE, in die Schattenzone segelten. Aber Prinz Nigomirs sagenumwobenes Geisterschiff, die Goldene Galeere, kenterte, und seine Passagiere wurden zum Treibgut der Schattenzone.
Nach vielen Irrwegen gelangte er, Vangard, auf den Todesstern und erkannte, daß dieser kein Instrument des Bösen, sondern des Lichts war, und ließ sich darin nieder. Im Lauf vieler Menschenalter hatten sich dämonische Kreaturen in den Außenbezirken der Festung angesiedelt, hatten Dämonen vergeblich versucht, gegen das Gebilde aus Meteorstein anzurennen. Vangard ließ das alles unverändert, weil es zugleich Schutz bedeutete und Herausforderung für die Heerscharen von Kriegern, die bereit waren, den Idealen der Lichtwelt selbst ihr Leben zu opfern. Solange es solche Helden gab, konnte nicht alles verloren sein.
Vangard wappnete sich mit Geduld. Er wußte, daß eines Tages seine Zeit kommen würde. Denn Mythor durfte nicht tot sein.
Nun, nach über einem Jahr des Wartens, schien sich der Kreis zu schließen. Der Sohn und die Tochter des Kometen hatten den Weg in den Todesstern gefunden.
ALLUMEDDON würde kommen – vermutlich sogar früher, als es den Kräften des Lichts lieb sein konnte. Vangard wußte die Zeichen zu deuten. Sie standen ungünstig.
Er mußte Mythor und Fronja in die Geheimnisse einweihen. Nur dann mochte ALLUMEDDON die Welt nicht unvorbereitet vorfinden.
Vangard, der große Magier, ein trollartiges, verhutzeltes Männchen mit olivfarbener Haut, machte sich auf, um den Freund zu begrüßen. Er besaß ein Gespür dafür, daß Mythor die Entscheidung herbeiführen konnte. Sinnend warf er dem Gläsernen Schwert des Lichtboten einen flüchtigen Blick zu und der Waffe des großen, kräftigen Fremden, der eine willkommene Bereicherung des Kriegerheeres sein würde. Beide Klingen hatte er an sich gebracht.
Ehe er mit seinen magischen Kräften das Tor öffnen konnte, welches das Gewölbe aus Himmelsstein von seiner Kammer abgrenzte, wurde es von der anderen Seite her mit brachialer Gewalt aufgestoßen. Der Fremde stürmte herein, in dem Vangard einen Schleusenwärter des Goldenen Stroms erkannte.
Vangard lächelte ihm zu. Seinen Namen kannte er nicht, aber sie würden Freunde werden.
Der Aborgino zeigte Verwunderung, eine steile Unmutsfalte bildete sich auf seiner Stirn. Das Schwert, das er erhoben in der Rechten hielt, senkte sich ein wenig. Hatte er gar erwartet, hier, im Innersten des Todessterns, auf Dämonen zu treffen? Vangard ließ ein leises Kichern vernehmen.
Der Aborgino schüttelte sich. Tief aus seiner Kehle drang ein drohendes Knurren. Dann schnellte er sich vorwärts.
»Nicht!« rief Vangard entsetzt, als er die Absicht durchschaute. »Tu’s nicht, wir sind…«
Boozam stieß zu, sein Hakenschwert drang dem Magier in die Seite, als dieser, mit einem ungläubigen Ausdruck in den Augen, ausweichen wollte. Wie vom Blitz getroffen, brach Vangard zusammen. Nur ein leises Stöhnen rang sich noch über seine Lippen.
Abermals riß Boozam die Klinge hoch, als eine wohlklingende Stimme ihn innehalten ließ. Die Vision einer überirdisch schönen Frau stellte sich zwischen ihn und den Troll.
»Du Unglücklicher, was hast du getan? Laß es jetzt wenigstens genug sein, höre auf Shaya.
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